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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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standen unter Erfolgsdruck. Die Entführung war Ihrer Kontrolle entglitten, und meine Tochter war tot. Da
brauchten Sie dringend zumindest bei diesem Mord einen Verdächtigen, den Sie überführen konnten. Außer mir, das gebe ich gern zu, war da weit und breit niemand. So haben Sie mich zur Schuldigen gemacht, und das ist etwas, das ich Ihnen niemals verzeihen kann. Wenn Sie dumm wären oder beschränkt, dann vielleicht. Aber Sie sind intelligent. Sie mussten den Fall irgendwie abschließen, damit Ihre Reputation nicht endgültig den Bach runterging. Nicht mehr und nicht weniger lag dahinter. Und dafür, für Ihren eigenen Ehrgeiz, haben Sie mich und damit auch meinen Mann und die verbliebenen Reste meines Lebens über die Klippen gehen lassen. Das, was jetzt in Ihren Augen meine Unschuld beweist, hat damals meine Schuld bewiesen.«
    »Nein, nein, nein.« Renner stand auf. »So war das nicht.« Er lief einmal durch die Küche - drei Schritte bis zu den Einbauschränken - und wieder zurück und ließ sich auf seinen Sessel fallen.
    »Sie waren nach dem Tod Ihrer Tochter in meinen Augen und in denen meiner Kollegen, wenn ich Ihnen das sagen darf, völlig durchgedreht. Sie haben ohne Sinn und Verstand agiert. Sie, die große und erfolgreiche Journalistin, Sie hatten für alle sichtbar die Kontrolle über sich verloren.« Er kratzte sich die Stirn. »Nennen Sie es, wie Sie wollen: durchgedreht, außer sich, unzugänglich gegenüber jedem rationalen Argument.«
    »Hysterisch«, sagte ich. »Ihr Kumpel und Nachfolger Mankiewisc nennt es Hysterie.«
    »Sie waren hysterisch«, sagte Renner, »und daran ändert sich auch nach all den Jahren nichts.«
    Ich sprang auf. Ich hatte das Gefühl, schreien zu müssen, zuschlagen zu wollen. Ich hatte das dringende Bedürfnis, das zu sein, was Renner und Mankiewisc mir mit größter Vorliebe unterstellten: hysterisch und bar jeder Vernunft.
    »Haben Sie Kinder? Nein, nicht wahr? Sie hatten nie welche. Deshalb sollten Menschen wie Sie auch niemals in Fällen
ermitteln dürfen, in denen Kinder im Spiel sind. Sie haben keine Ahnung, wie es ist, wenn das eigene Kind einem Verbrechen zum Opfer fällt.« Ich durchmaß nun meinerseits die Küche mit weit ausholenden Schritten. Ich brauchte drei, wie Renner. Dann endete auch mein Lauf an der Küchenzeile. Ich drehte mich um.
    »Setzen Sie sich wieder hin«, sagte Renner barsch. »Das hat doch so keinen Zweck.«
    »Sie wollen nicht verstehen, oder?«
    »Sie haben unschuldig gesessen, wenn es das ist, was Sie hören wollen. Ich gebe es zu. Ich habe vor 13 Jahren die Falsche verhaftet. Und jetzt sind Sie verbittert, und ich verstehe das sehr wohl.«
    »Was für eine Einsicht. Wie großartig. Glauben Sie, damit kriege ich mein Leben zurück? Glauben Sie wirklich, damit kommen Sie aus dieser Geschichte heraus? Der Entführer meiner Tochter läuft seitdem frei rum. Bruchsahls Mörder läuft frei rum. Ist Ihnen das bewusst, Herr Renner? Sie sind schuldig. Ich, Clara Steinfeld, spreche Sie schuldig. Daran wird sich vermutlich auch nie etwas ändern. Denn bei all Ihren sonstigen Fahndungserfolgen vergessen Sie eines völlig: Meine Tochter verlor ihr Leben, weil Ihre Ermittlungen nichts brachten. Ich habe durch Sie einen Großteil meines Lebens verloren, weil Sie sich geirrt haben. Und als Folge dessen habe ich auch noch meinen Mann verloren. Damit meine ich nicht seinen Autounfall. Ich hatte ihn schon mit Johannas Tod verloren.«
    »Sie können uns verklagen. Sie können Schadenersatz fordern. Haftentschädigung, genauer gesagt.«
    Ich lachte auf. Mein Lachen klang hysterisch.
    Ich war hysterisch.
    »Sie meinen, ich würde alles noch einmal aufrollen, um mich an Ihnen zu rächen? Sie sind armselig. Wirklich armselig. Sie wissen doch ganz genau, dass es keine neuen Beweise gibt. Also hören Sie auf, hier den Samariter zu spielen. Mit einer Klage
käme ich gerade mal bis zum Staatsanwalt. Der würde niemals Anklage gegen die Hansestadt und Sie erheben, weil es einfach keine neuen Beweise gibt.«
    »Lesen Sie das hier«, sagte Renner und nahm einen zweiten Ordner von dem Rollwagen. Er war dünner als der erste, doch auch in ihm steckten leuchtend gelbe Post-its. Er öffnete den Ordner, suchte das Blatt und schob ihn zu mir herüber.
    Ich schaute auf ein weißes, neutrales Blatt, wie es in zigtausend Druckern verwendet wird. Ohne Adresse, ohne Absender. Es erinnerte mich an die anonymen Drohbriefe, die ich selbst erhalten hatte.
    Mein Blick fiel als

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