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Im Zeichen der Angst Roman

Titel: Im Zeichen der Angst Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Bechtheim
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entgegenzusetzen. »Wieso geben Sie sie mir erst, wenn Sie sie mir wieder entreißen?« Ich ließ Hazel stehen und rannte hinter David her.
    »Nun mal langsam mit den Pferden«, hörte ich Hazels Stimme hinter mir.
    Als ich den Eingangsbereich verließ, trieben mir dicke, weiche Schneeflocken ins Gesicht, die auf der Haut schmolzen und
sie kühlten. Ich atmete die klare Luft ein und sah mich nach David um. Er stand gleich neben mir im Schutz der Eingangsüberdachung.
    »Josey war am Telefon. Es tut mir leid.« Mein Atem malte Wölkchen in die Luft.
    »Du solltest die Menschen nicht immer verletzen und von dir wegtreiben, die dir helfen wollen«, sagte David und musterte mich. »Du siehst aus, als seiest du einem Geist begegnet.«
    »Es war Josey«, wiederholte ich. »Sie hat geweint.«
    »Haben die Typen irgendwelche neuen Forderungen gehabt?«
    Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Er hatte etwas Unerbittliches. Ich schüttelte den Kopf. Tränen stiegen mir in die Augen.
    David steckte die Hände in die Manteltaschen und wandte den Kopf ab.
    Als Hazel aus der Tür kam, gingen wir schweigend zum Auto, das unter einer Laterne parkte und von einer dünnen Schneeschicht bedeckt war. Der feuchte Boden war inzwischen angefroren, und es war glatt. Mit meinen Ledersohlen hatte ich Mühe, den beiden zu folgen.
    David setzte sich nach vorn. Ich saß auf dem Rücksitz und starrte in die Schneeflocken vor den Scheiben.
    »Ich muss dir etwas sagen«, sagte ich. Er wandte sich zu mir um.
    »Die Frau auf dem Friedhof, das war meine Halbschwester.«
    Davids Gesicht vereiste vor meinen Augen, und Hazel sah mich im Rückspiegel erstaunt an.
    »Es tut mir leid«, sagte ich, und dann erzählte ich ihnen, was ich wusste.
    »Lass mich mal zusammenfassen«, sagte David, und ich atmete erleichtert auf, dass er mir nicht mehr böse war. »Deine Mutter wurde nach dem Krieg vergewaltigt und gab das Kind zur Adoption frei. Zwei Männer, die in deine Mutter verliebt
waren und sie heiraten wollten, wurden ihretwegen verhaftet. Einer starb, der andere kehrte aus Russland zurück. Der wurde dein Vater. So weit alles richtig?«
    Ich nickte.
    »Der Vergewaltiger verschwindet in den Westsektor, kurz bevor dein Vater zurückkommt. Knapp 40 Jahre später setzt sich deine Mutter ebenfalls in den Westen ab. Sie findet ihre Tochter, wann, wissen wir nicht. Sie findet auch den Vater dieser Tochter. Wann, wissen wir auch da nicht.«
    Ich nickte wieder und nahm mir vor, Madeleine zu fragen. Sie hatte mir ihre Telefonnummer noch auf dem Friedhof gegeben.
    »Fest steht, dass sie bis 1996 in Berlin lebte. Im Januar 1996 wird deine Tochter statt meiner entführt. Ein paar Tage nach der Geldübergabe zahlt deine Mutter auf ein Bankkonto zwei Millionen Dollar ein, also exakt die Summe, die meine Familie bezahlt hat. Im Sommer desselben Jahres zieht sie unter falschem Namen nach Horststätt zu ihrer Tochter und kauft dort das Grundstück des angeblichen Entführers, der inzwischen tot ist. Obwohl deine Mutter Millionärin ist, gibt sie ihrer Tochter und ihrer Enkelin jeden Monat nicht mehr als 1500 Euro.«
    »Das ist ja nicht eben wenig«, erwiderte ich.
    »Dennoch geht Madeleine all die Jahre putzen, und keiner weiß, dass deine Mutter auch ihre ist. Alles geht seinen Gang, doch 13 Jahre nach der Entführung wird deine Mutter erschossen, jemand verlangt genau zwei Millionen Dollar, und wieder wird deine Tochter entführt.«
    »Ja«, sagte ich. »Das ist es in etwa.«
    »Gut«, sagte David. »Dann lass uns doch mal annehmen, dass man niemals vorhatte, meine Tochter zu entführen. Stell dir vor, es ging immer nur um deine Tochter. Ich war nur involviert, weil ich das Geld hatte und nicht ihr. Bringt uns das irgendwie weiter?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich und fühlte mich benommen.

    »Wir sollten es zumindest mal im Kopf behalten«, sagte Hazel, den ich fast vergessen hatte.
    »Wir müssen ein paar Entscheidungen überdenken«, sagte David.
    »Welche?«
    »Bist du immer noch sicher, dass die Polizei bei der Übergabe nicht dabei sein soll?«
    »Ja«, sagte ich. »Beim letzten Mal war die Polizei dabei, und alles ging schief.«
    »Das bedeutet nicht zwangsweise, dass es falsch war. Es bedeutet, dass wir damals alle Fehler gemacht haben. Du auch. Dein größter war der Besuch bei Bruchsahl, ohne jemanden zu informieren. Unserer war, das Geld zu übergeben und darauf zu vertrauen, dass sie uns Johanna danach lebend zurückgeben.«
    »Nach dem Ergebnis zu

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