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Im Zeichen der blauen Flamme

Titel: Im Zeichen der blauen Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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in Acht!«, murmelte sie. »Der Preis für das Erz könnte höher sein, als du zu zahlen gewillt bist.«
    Susanoos Augen funkelten hochmütig. »Ich bin der König.«
    Â»Du bist ein Mann aus Fleisch und Blut. Die Erdmutter gleicht einer irdischen Frau, deren Liebe betrogen wurde. Und sie ist keine Göttin, die man leichtfertig behandeln darf …«
    Ein Schauer überlief ihn, sein Herz pochte schneller.
    Er fragte Rina nicht, woher sie ihr Wissen nahm; es lag nun mal in der Natur der Frauen, dass sie Dinge sahen und fühlten, die den Männern verborgen blieben. Doch er versuchte, sein Unbehagen loszuwerden. Was kümmern mich ihre Worte?, dachte er. Sie selbst mag Vorzeichen empfangen haben, doch mich hat keines davon erreichte.
    Â»Hab Dank für deine Warnung«, sagte er ruhig, »doch wir müssen unseren Weg fortsetzen. Es steht für Izumo viel auf dem Spiel.«
    Im Raum war es sehr still geworden. Draußen stampfte ein Pferd.
    Dann sprach Kubichi mit leiser, kühler Stimme: »Bald wird mein König vor dem Funken sprühenden Amboss stehen. Wenn er im Halbdunkel auf das rot glühende und hitzestrahlende Eisen schlägt, wird er die Geister verscheuchen, die ihn beim Formen zu hindern versuchen.«
    Da seufzte Rina - es klang wie ein Stöhnen. Ihr Gesicht wirkte dunkel und faltig wie Baumrinde. Sie wandte leicht den Kopf und rief einen Namen. »Masumi!«
    Eine Gestalt löste sich aus dem Schatten. Ein Mädchen, das sich bisher im Hintergrund des Raumes gehalten hatte, ließ sich im flackernden Lichtkreis auf die Knie sinken. Sie war kräftig gebaut, mit breiten Schultern und biegsamer Taille. Ihr glattes Haar rahmte das längliche Gesicht ein. Ihr Mund hatte einen schwermütigen Ausdruck. Ihre schrägen Augen schimmerten um die Iris in bläulichem Weiß. Sie trug ein baumwollenes Gewand mit zwei handbreiten violetten Streifen um die Hüften.
    Â»Das ist Masumi, meine einzige Tochter«, sagte Rina. »Ich wünsche, dass sie dich begleitet.«
    Â»Was veranlasst dich dazu?« Susanoos Frage kam scharf über seine Lippen.
    Â»Sie wird dir den Weg zum Akagama weisen. Sie kennt jeden Pfad, jede Abkürzung im Gebirge.«
    Das Mädchen verneigte sich, wobei sie mit der Stirn den Boden berührte. Doch Susanoo hatte kein Auge für sie, sondern nur für die alte Frau. Auf ihrem Gesicht lag ein Kummer, den er nicht zu deuten vermochte.
    Â»Ich danke dir«, sagte er schließlich, seine Überraschung verbergend. »Aber der Weg ist weit und gefährlich. Das Mädchen könnte der Anstrengung nicht gewachsen sein.«
    Rina machte eine Bewegung, als lohnte es sich nicht, darüber zu reden. »Sie ist groß und stark, und ich glaube nicht, dass sie zarter ist, als eine Frau sein darf.«
    Susanoo zerbrach sich den Kopf darüber, was die Alte wohl im Sinn hatte. Wie eine Kupplerin sah sie nicht aus und sie sprach auch nicht so. Er wandte seine Aufmerksamkeit dem Mädchen zu. »Kennst du den Zugang zur Erzgrube?«
    Masumi wippte auf ihren Fersen zurück. Sie mochte nicht älter als fünfzehn Jahre sein. »Ich habe öfter meinen Vater dorthin begleitet und ihm geholfen, seine Lasten zu tragen.«
    Sie sprach mit dunkler, etwas belegter Stimme. Sie hielt die Augen niedergeschlagen, doch eine eigentümliche Beharrlichkeit strömte von ihr aus. Kubichi starrte sie wie verzückt an. Ihr schlanker Hals, ihr Kopf ragten aus den weißen Fellen, die mit ihr zu atmen und zu leben schienen.
    Susanoo fuhr fort, das Mädchen zu befragen. »Fürchtest du dich nicht vor den Tieren, die wir Pferde nennen?«
    Â»Nein, Majestät.« Ihre Wimpern zuckten und sie errötete.
    Â»Also gut«, Susanoo nickte nachdenklich. »Du kannst bei einem meiner Offiziere aufsitzen.«
    Masumi verneigte sich wortlos. Er löste seine Augen von ihr und sah zu Rina hinüber.
    Â»Sei unbesorgt«, sagte er mit Nachdruck. »Ich werde meine Hand über sie halten. Es soll ihr kein Leid geschehen.«
    Ein leichtes Zittern durchlief Rinas Gestalt. Ihr Gesicht war starr, als sie sich verbeugte. Dann richtete sie sich auf und gab ein Zeichen. Ein kalter Luftzug fegte durch den Raum. Die Flammen knisterten. Stimmen und Lachen erklangen von draußen. Dienerinnen in ihren besten Gewändern brachten kleine Tische. Das Essen wurde aufgetragen. Es gab reichlich Nahrung, dazu Reiswein für alle

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