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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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folgte in hohem Bogen die Holzkommode. »Ich haue hier alles kurz und klein«, schnaubte er und machte sich über das Waschbecken her.
    Abdallah riss die Zimmertür auf und rief um Hilfe. Das Waschbecken zersplitterte an der Wand, das Wasser aus den freigelegten Anschlüssen schoss durch den Raum und durchnässte Abdallah und den hysterisch lachenden Kero-Sin.
    »Ha! Wasser, Wolken und so weiter! Ich hau hier alles kaputt! Tralala!«
    Mithilfe von vier starken Kollegen gelang es Abdallah schließlich, den Tobenden in eine Zwangsjacke zu stecken.
    In den wenigen Tagen, die vergangen waren, seit sie Kairo zum ersten Mal gesehen hatten, hatte sich nichts verändert. Und doch, es schien eine Ewigkeit her zu sein. Irgendwie war ihnen diese laute, stinkende Stadt ans Herz gewachsen. Die Menschen, die Kamele, die Esel und Schafe, dazwischen Autos, Holzkarren und Mofas, das ganze quirlige Leben, das sich durch die winzigen Gassen wuselte, das alles war so unverwechselbar Kairo, gehörte so sehr hierher, dass die Kinder das Gefühl hatten, irgendwie nach Hause zu kommen. Sogar der durchdringende Geruch erschien ihnen wie ein alter Bekannter. Ja, diese Stadt war laut, ja, sie war schmutzig und überfüllt – aber welche Stadt hatte schon solch einen Charme wie Kairo? Die ganze Stadt lebte und atmete, sie war schmutzig, und sie brauchte sich dafür nicht zu schämen. Wunderbares, hektisches, geheimnisvolles Kairo.
    Wieder legte die Kah in Gesîra an. Mit einem dumpfen Knall landete der Steg auf der Ufermauer.
    »Ich hasse Abschiede!«, seufzte Möhre. »Die haben immer irgendwie so was Endgültiges! Also, Aschkurak für alles!«
    Alex sah Möhre ein bisschen verstört an.
    »Das heißt ›Danke‹!«, erklärte Möhre, bevor er etwas sagen konnte.
    »Ma’a s-salama! Und das heißt: Leb wohl!«, antwortete Ismael und umarmte alle.
    »… und du willst wirklich nicht mitkommen?«, wollte Pit wissen.
    »Nee, erst mal nach Hause, da war ich schon ewig nicht mehr!«
    »He, schreib uns mal ’ne Karte!«, rief Alex.
    »Wohin denn, Schwachkopf!« Tom zeigte Alex einen Vogel. »An die ›Hungrigen Mägen‹, Kah, irgendwo auf dem Meer?«
    Alex zuckte nur mit den Schultern. Tom und Ismael schüttelten sich erst sehr männlich die Hände, fester Händedruck, fester Blick in die Augen, dann war’s ihnen aber doch zu blöd, und sie fielen sich in die Arme. Gleich darauf rannte Ismael los.
    »He!«, rief Tom ihm hinterher.
    Ein letztes Mal drehte Ismael sich um.
    »Vielen Dank für die Brille und den Mundschutz!«
    Ismael lachte und verschwand im Gewühl der Menschenmassen. Für einen kleinen Augenblick waren alle vier stumm und starrten vor sich hin. Abschiede waren echt blöd!
    »Na, brauchen Sie meinen Skarabäus noch?«, sagte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihnen.
    Sie drehten sich um. Da war er wieder, der geheimnisvolle, tief vermummte Mann, den Möhre getroffen hatte, als sie zum ersten Mal durch Kairo gelaufen waren. Keiner hatte ihn kommen sehen, er war einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Etwas eingeschüchtert griff Möhre in die Tasche und holte den schwarz funkelnden Stein hervor. »Sie können ihn wiederhaben, er hat mir wirklich Glück gebracht!«
    »Vielleicht mehr, als Sie ahnen!«, antwortete der geheimnisvolle Fremde. »Behalten Sie ihn doch einfach!« Er wandte sich Pit, Alex und Tom zu. »Wie ich sehe, haben meine Zeichen in dem Labyrinth tatsächlich etwas genützt!«
    »Sie waren das?«, schrie Pit auf.
    »Oh ja, und noch vieles mehr, Sie würden staunen!«
    Die vier traten näher und versuchten, das Gesicht zu erkennen, das fast ganz durch die Kapuze verborgen war. Schließlich hielt es Möhre nicht mehr länger aus. »Wer sind Sie?«
    Der Mann lachte auf. »Wie, das wissen Sie noch immer nicht? Ich muss gestehen, ich bin etwas enttäuscht.« Er schlug seine Kapuze zurück. »Frau Möhre!«
    »Aurelius Grünspan!«, riefen sie gleichzeitig und stürzten sich auf ihn zu einem nicht enden wollenden Begrüßungsgeknuddel.
    »Sie haben doch wohl nicht wirklich geglaubt, dass ich Sie alleine auf die Reise schicke? Ich, das heißt wir, Edeltraud und ich, wir wollten Sie erst mal ein bisschen beobachten, und ich muss sagen, Sie haben Ihre Sache großartig erledigt!«
    »Heißt das, Sie segeln von jetzt an mit uns?«, wollte Pit aufgeregt wissen.
    »Das muss ich erst mit Edeltraud klären! Edeltraud?« Er zog die zitronengelbe Gummiente aus den Falten seiner Galabiya. »Edeltraud, wie sieht’s aus – fahren wir

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