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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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durcheinandergebracht habe und überhaupt …
    Der Mann entzog sich aber jeglicher Gewaltanwendung, indem er samt Boot in der Wüste verschwand. Wer er war und was er eigentlich wollte, konnte bis zur Stunde nicht einwandfrei geklärt werden, es haben sich aber bereits sechsundvierzig terroristische Gruppen zu dem Anschlag bekannt.
    Als es Abend wurde und ihm schon beinahe der Sprit ausgegangen war, rammte Abdallah mit seinem Boot die einzige Palme im Umkreis von fünfundzwanzig Kilometern.
    Ich werd nie wieder was Böses tun, ich will nur noch nett sein!, dachte er, bevor er in die erlösende Ohnmacht fiel.

Friede, Freude, Falafil
    Ein Reiher flog auf und peitschte mit seinen Flügeln das Wasser. Langsam glitten die kleinen Dörfer am Ufer vorbei. In weit auslaufenden Kurven zog sich der Nil wie ein riesiger blauer Strich durch die Wüste, träge schob er gewaltige Wassermassen Richtung Meer. Die Kah wirkte geradezu verschwindend klein auf der weiten Wasseroberfläche. Nilfischer auf den zerbrechlich wirkenden Feluken kamen ihnen entgegen und grüßten: »El-salamu-alekum!«
    »Alekum es-salam!«, rief die Besatzung der Kah zurück.
    Sie ließen sich treiben. Ohne Motor, ohne Segel. Der Nil hatte sie auf seinen Rücken genommen und trug sie mit sich nach Kairo. Die Zeit vertrieben sie sich mit Segelflicken, Aufräumen und – natürlich mit Geschichten. Jeder musste erzählen, wie es ihm ergangen war während ihrer Trennung. Möhre erinnerte sich noch einmal an ihr Erlebnis in der Wüste und, komisch, so übel die Geschichte mit der Kellner-Fata-Morgana auch gewesen war, im Nachhinein musste sie auch lachen. Tom wandelte seine Erkenntnis über »Beschissene Situationen« ein weiteres Mal ab: »Keine Situation ist so beschissen, dass sie nicht später noch mal für ’ne klasse Story herhalten könnte!«
    Möhre versuchte zu wiederholen, was sie den Mönchen im Kloster und den Moslems in der Oase gesagt hatte, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern. Pit und Alex erzählten von der Bar in Deir-Mauas und dem seltsamen Touristen, der sie gerettet hatte und anschließend verschwunden war. Und Tom, tja, Tom …
    »Möhre, als ich da im Kerker war, da hab ich mir vorgenommen, dir was zu sagen!«
    »Ja?«
    »Also ich, äh, ich wollte dir sagen, dass, äh, dass, ich also, äh …«
    »Jaaaa?«
    »Ich wollte dir sagen, dass du deinen Lutscher wiederhaben kannst!«
    Er drückte ihr den Lutscher in die Hand und verschwand wie der Blitz unter Deck. Möhre starrte verwirrt auf den Lutscher in ihrer Hand und schüttelte nur den Kopf.
    Unter Deck riss Tom die Tür zu seiner Koje auf, sprang hinein, warf die Tür hinter sich zu, schlug seinen Kopf rhythmisch gegen die Bordwand und fluchte: »Idiot, Idiot, Idiot!«
    Der Abend gehörte wieder den »Hungrigen Mägen«. Da es gleichzeitig Ismaels Abschiedsfest war, bekochte er diesmal die Runde. Ismael wollte am nächsten Tag in Kairo von Bord gehen und zu seinen Eltern zurückkehren, aber die vier mussten ihm versprechen, ihn zu rufen, sobald Kah-newa wieder existieren würde. Er wollte natürlich zum Abschied etwas typisch Ägyptisches servieren, und die verlockenden Düfte, die durch die Kombüse zogen, machten den anderen Appetit. Lange bevor das Essen fertig war, saßen sie schon um den Tisch, Messer und Gabel in der Hand, und sangen wieder ihren Schlachtruf: »Wir essen alles, sogar ein Kind, weil wir die Hungrigen Mägen sind! Tralala!«
    Die Kochmütze mit dem Sonnenzeichen hing Ismael schief auf dem Kopf und rutschte ihm ständig über die Augen, aber ein Koch musste nun mal eine Mütze tragen! Unter großen »Aaahhhs!« und »Ooohhhss!« wurde serviert.
    Stolz lüpfte Ismael die Decke und als der Dampf sich ein bisschen verzogen hatte, erkannten die vier etwas, das ein bisschen wie Frikadellen aussah. In einer zweiten Schüssel lagen Gurken in einer weißen Soße. Vier Teller wurden vom Tisch hochgerissen und Ismael entgegengestreckt.
    Tom betrachtete misstrauisch das, was auf seinen Teller geschaufelt wurde. »Bevor ich das probiere, würd ich schon gerne wissen, was das eigentlich ist!«
    Ismael futterte schon los. »Das heißt Filafel, andere nennen es Falafil und wieder andere Fäläfil, aber ist ja auch egal. Das Wichtigste ist, man macht sie mit dicken braunen Bohnen. Wir nennen sie Fuhl, und Fuhl gehört zu Ägypten, wie die Fische zum Nil gehören. Jeder isst das hier, ständig und überall! Ist eigentlich ein Essen für Arme, weil’s billig

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