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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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die krachend das Riff in meterhohe Fontänen überspülten, schlug den Wanneninsassen ins Gesicht. Wenige Meter vor den Felsen war das Meer aufgewühlt und brodelte so heftig, als würde es kochen.
    »Werfen Sie die Flasche!«, schrie Aurelius, um das Donnern der großen Brecher zu übertönen.
    Alex wickelte die Flasche aus der Weste und holte aus.
    »Wirf sie vom Riff weg!«, rief Möhre, doch ihr Bruder hörte sie nicht. Schon segelte die Flasche durch die Luft, überschlug und drehte sich, tauchte aufspritzend in die aufgewühlte See und verschwand.
    »Verdammt, wir haben sie verloren. Sie ist weg! Ich hab doch extra gesagt: weg vom Riff!«, fluchte Möhre.
    Aber die Flasche war nicht weg. Plötzlich war sie wieder da, hoch oben auf dem Kamm eines heranrollenden Brechers. Die fünf schrien unwillkürlich auf – sie raste auf die Felsen zu. Der Brecher hielt sie fest und schleuderte sie gegen das Riff. Jetzt wurde auch die Wanne erfasst und tanzte als Spielball der Wellen auf und nieder. Stürmisch schlug die See über ihnen zusammen, als wolle sie die fünf zerschlagen und mit in die Tiefe ziehen. Sie klammerten sich, so gut sie konnten, am Wannenrand fest. Alex schaufelte Wasser mit seinem Hut zurück ins Meer. Im Donner der brechenden Welle war das Splittern des Glases nicht zu hören, aber deutlich sahen die fünf in dem weiß aufschäumenden, brodelnden Wasser den abgebrochenen Flaschenhals treiben. Das Flaschenschiff war zerstört, ein Strudel zog es in die Tiefe. Möhre wischte sich das Salzwasser aus dem Gesicht, Tom schüttelte seine Baseballkappe aus – alle waren verstummt. Auch das Meer beruhigte sich, und eine eigenartige Stille senkte sich wie ein Schleier über die Bucht. Die Wasseroberfläche war mit einem Mal spiegelglatt.
    »Kommt«, sagte Alex, der seine Enttäuschung kaum verbergen konnte, »wir rudern zurück!«
    Ein Schatten schob sich zwischen die Badewanne und die Sonne, schien sich zu verändern und größer zu werden. Zuerst dachte Alex, Wolken wären plötzlich aufgezogen, und ein Gewitter wäre in Anmarsch. Aber ein Blick zum Himmel zeigte, dass dieser nach wie vor strahlend blau war. Und als sie sich umsahen …
    »HÜLSENSACK!!!«, entfuhr es Alex und Tom gleichzeitig.

Kah
    Es war aus dem Nichts gekommen. Wo eben noch nichts als spiegelglatte Oberfläche gewesen war, lag jetzt ein Schiff vor Anker. Ein Zweimaster, groß und hoch wie ein Haus, gebaut aus Holz. Der Bug hob sich sanft auf den Wellen aus dem Wasser und sank ebenso sanft und leise wieder hinein. Die Bordwand strahlte leuchtend weiß und die Segel, die im Wind an den Masten zerrten, zeigten das grüne Sonnensymbol mit den zwölf dreieckigen Strahlen.
    Möhre erkannte, dass vor ihr das Flaschenschiff in Originalgröße lag, und es war das schönste Schiff, das sie je gesehen hatte.
    Was muss das für ein Gefühl sein, dachte sie begeistert, draußen auf See, hart am Wind, das Salz auf der Haut, und man schießt in diesem Boot über die Wellen vorwärts, immer weiter bis zum Horizont und darüber hinaus.
    Kaum hatte sie dieses Schiff gesehen, wollte sie schon damit fahren, weit weg, immer weiter, sie wollte es mehr als irgendetwas anderes, was sie sich je gewünscht hatte. Dieses Schiff konnte sie zu fernen Orten bringen, von denen sie bisher nur geträumt hatte, Orte weit hinter dem Horizont, wo die Sonne untergeht. Wo das Fantastische und Geheimnisvolle so alltäglich war wie das Fernsehprogramm daheim. Die mit nichts zu vergleichen waren, was sie kannte. Die Seeluft, das Schiff, das alles roch nach Freiheit, nach dem Abenteuer des täglich Neuen, nach etwas Unbekanntem, das darauf wartete, von ihr entdeckt zu werden. Sie wollte, sie musste auf dieses Schiff! Kurz entschlossen stand sie auf und sprang kopfüber ins Wasser.
    »Heee! Spinnst du? Komm zurück!«, rief Alex, aber Möhre kraulte ohne zu zögern auf das Schiff zu.
    »Na, die Angst vor Wasser scheint nicht in der Familie zu liegen!«, stellte Pit trocken fest.
    »Und ihre grenzenlose Dämlichkeit auch nicht!«, konterte Alex kopfschüttelnd, »Die dumme Nuss hat nämlich ihr Handy noch in der Hosentasche!«
    »Los, rudert ihr hinterher! Sonst passiert ihr noch was!« Tom war anzusehen, dass er sich echte Sorgen machte.
    Pit grinste, als sie sein Gesicht sah. »Oh jaaa. Salzwasser ist ja bekanntlich Gift für ihre tollen Haare!«
    »Ja!« Alex machte eine erschrockene Miene. »Sie könnte – man will es sich gar nicht ausmalen – Spliss kriegen! Oder

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