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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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die Kugel lag, prangte deutlich sichtbar das Sonnensymbol, das sie schon kannten.
    Möhre fuhr mit der Hand über die zerstörte Kugel und fühlte wieder dieses leichte, unbestimmte Zittern und die Wärme, die auch der Kasten ausgestrahlt hatte. Das Zittern übertrug sich auf Möhre, sie konnte die Hand nicht von der Kugel lassen. Da war es wieder – das Gefühl, als ob jemand tief in sie hineinblickte wie mit Röntgenaugen.
    »Legt eure Hand auf die Kugel«, sagte Möhre, und sofort waren die anderen zur Stelle. Jetzt konnten sie alle es fühlen – die Kugel wirkte lebendig. Sie verströmte eine ungewöhnliche Kraft, eine Kraft, die sich auf die fünf übertrug und ganz Besitz von ihnen nahm. Und plötzlich wussten sie es ganz sicher: Es war diese Kugel gewesen, die nach ihnen gerufen hatte und auch jetzt noch immer rief.
    Gebt mir meine Stimme, gebt mir meine Stimme!
    Sie konnten es hören.
    Gebt mir meine Stimme, gebt mir meine Stimme!
    »Hol den Kasten aus der Wanne!«, flüsterte Möhre mit geschlossenen Augen, und Tom lief, um ihn zu holen.
    Gebt mir meine Stimme, gebt mir meine Stimme!
    »Wohin damit?«, fragte Tom atemlos.
    »Steck ihn in das Loch in dem Sockel unterhalb der Sonne!«, antwortete Möhre wie in Trance.
    Tom schob das Artefakt hinein. Es passte fugenlos.
    Langsam ging der grünliche Schimmer des Kastens auf den Sockel und die zerstörte Kugel über. Schon erstrahlte die Kajüte in grünem Licht. Alex und Pit nahmen Deckung, sie fürchteten ein ähnliches Inferno wie vorhin.
    Summmm! Mit einem Schlag gingen sämtliche Bordinstrumente an, die Fensterverkleidungen hoben sich, und helles Sonnenlicht durchstrahlte die Kajüte. Das Sonnensymbol auf dem Sockel glühte auf, leise war der Rhythmus zu hören, den sie schon aus der Halle kannten.
    »Ich danke euch!«, hallte plötzlich eine Stimme durch den Schiffsbauch.
    Die Stimme hörte sich sehr alt und kraftvoll an. Pit fühlte sich nicht besonders wohl.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin das Schiff, ich bin das Gerüst, ich bin derjenige, der den Schlüssel zu allem hält, was ihr euch erträumt. Mein Name ist Kah, ich bin der, den ihr gesucht habt, ich habe euch gerufen!«
    »Du hast uns gerufen? Wir sind ja wohl eher von ganz alleine gekommen!«, erklärte Alex trotzig.
    »Nichts ist zufällig, Alex. Der Zufall ist eine Illusion. Die Tür in der Wand, das Rätsel, das Flaschenschiff, die großen Wellen, die die Flasche zerschlugen. Das alles war der euch bestimmte Weg, mich zu finden.«
    »He, ich glaube, jetzt weiß ich den zweiten Teil des Rätsels«, rief Tom. » Durch salzige Fluten soll es pflügen, soll suchen und finden, was zerrissen und getrennt! Es geht um die fehlenden Teile aus der Kugel, stimmt’s? Musst du die suchen und finden?«
    »Stimmt!«, antwortete das Schiff. »Aber nicht ich alleine werde mich auf diese Reise begeben! Ihr werdet mich begleiten!«
    »WAAAS?«, riefen Tom, Möhre, Alex und Pit gleichzeitig. Das Herz schlug ihnen bis zum Hals. Das hier war offensichtlich eine groß angelegte Entführung! Eine Falle – und sie waren mitten reingetappt. Nur Aurelius zündete sich in aller Seelenruhe ein neues Pfeifchen an.
    »Herr Grünspan«, zischte Pit argwöhnisch, »haben Sie davon gewusst? Geben Sie’s zu – Sie haben uns hierher gelockt! Das war doch alles geplant! Aber ich sag’s Ihnen gleich, wenn uns auch nur ein Haar gekrümmt wird, dann gibt’s ein Gemetzel. Ich seh zwar klein aus, aber ich bin unheimlich drahtig!«
    »Aber, aber, Frau Pit«, beruhigte sie Aurelius lächelnd, »vielleicht hören Sie sich erst mal an, was uns das Schiff zu sagen hat, ja?«
    »Hört mich an!«, sprach das Schiff wieder. »Es ist eure freie Entscheidung, doch die Belohnung, die euch erwartet, ist fürstlicher als alles, was ihr euch vorstellen könnt. Setzt euch und hört mich an, ich werde euch eine Geschichte erzählen! Diese Geschichte ist so alt und so wahr wie das Meer, und viele tausend Jahre hat sie darauf gewartet, erzählt zu werden!«
    »Kriegsrat!«, rief Pit. Die vier bildeten einen engen Kreis.
    »Was haltet ihr davon?«, flüsterte Pit.
    »Gebt ihnen ’ne Chance, wir können’s uns ja wenigstens mal anhören!«, antwortete Möhre, und die anderen stimmten ihr zu.
    »Also«, sagte Pit laut, »einverstanden, wir hören zu!«
    Sie setzten sich rund um den Sockel auf den Boden, und die Kah begann zu erzählen.

Die Sage von Kah-ya
    Vor langer Zeit, lange bevor die Menschen sich in großen Städten zusammenfanden, bevor es

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