Im Zeichen der gruenen Sonne
zu glauben. Dann spielte die Kugel eine Melodie, ein grüner Schleier überzog die Sonne am Himmel für einen kurzen Augenblick, und die ganze Insel wurde in ein grünes Licht getaucht. Wenn das Licht wieder verschwand und die Melodie verklungen war, hatte sich der Wunsch erfüllt. Was auch immer den Kindern in den Sinn kam, es wurde Wirklichkeit. Mit der Fantasie der Kinder und Macht der »Wunschmaschine«, wie die Kinder sie nannten, wurden auf der Insel Träume wahr.
Jeder Tag brachte neue Überraschungen, sie spielten »Nachfliegen« in den Wolken, dachten sich neues, noch süßeres und noch bunteres Obst aus, erfanden die verrücktesten Fabelwesen, und alles war sofort da, genau, wie sie es sich vorgestellt hatten. Fliegende Trompeten in Form von zitronengelben Vögeln mit einem langen trichterförmigen Schnabel sausten umher, und ihre Trompetenstöße ließen die Luft erzittern. Himmelblaue Elefanten galoppierten über den violetten Strand, während die vier Monde purpurrot am Horizont aufgingen. Es gab nichts, was nicht möglich gewesen wäre.
Zum Dank an die grüne Sonne nannten die Kinder ihr Land Kah-newa, das »Sonnenland«. Als ihr Zeichen wählten sie das Symbol, das Kah-ya in der Handfläche trug und das auch auf der Maschine eingelassen war. Dieses Symbol wurde zum Zeichen Kah-newas, dem Land, in dem sich die Kinder eine eigene Welt erschufen, eine Welt, geboren aus dem Glauben an Träume.
Eines der Kinder jedoch war sehr still und blieb stets für sich allein, wenn die anderen ihre Tage mit Spielen und Wünschen verbrachten. Es verweigerte das Essen, und wenn es schlief, hatte es Albträume. Also ging Kah-ya eines Tages hin und fragte das Kind, warum es traurig sei. Es antwortete, dass es seine Eltern, seine Verwandten und seine älteren Geschwister vermisse. Niemand außer diesem Kind hatte jemals wieder an sie gedacht, alle waren viel zu sehr mit der Erfüllung ihrer Wünsche beschäftigt gewesen. Jetzt schämten sie sich und trauerten um ihre Eltern, aber Kah-ya lachte nur.
»Darum seid ihr traurig, ist das alles?«
Er legte seine Hand auf die Maschine und dachte an alle, die gestorben waren, an alle Mütter und Väter, alle Geschwister, alle Erwachsenen seines Stammes. In der nächsten Sekunde wurde die Insel in ein grünes Licht getaucht, und als es wieder verschwand, fielen die Kinder ihren Eltern in die Arme. Kah-ya stand daneben und sah zu – er hatte keine Eltern und niemanden sonst, der ihn in die Arme schloss. Keiner der Erwachsenen konnte sich daran erinnern, was geschehen war. Als die Kinder es erzählten, glaubten sie zuerst kein Wort, bis sie die wunderbare Maschine sahen und bestaunen konnten, was die Kinder damit gezaubert hatten.
Das Glück auf der Insel war nur noch von kurzer Dauer. Natürlich konnte Kah-ya nicht Häuptling bleiben, die Erwachsenen wollten sich nicht von einem Kind anführen lassen.
Kah-ya gab seinen Schmuck zurück an den alten Häuptling, der von ihm wissen wollte, wie man die Maschine benutzen könne. Überhaupt waren sie der Meinung, dass ein derart machtvolles Instrument nicht in die Hände von Kindern gehöre, welche es nur dazu verwendeten, sich »unnützes Zeug« wie Fabelwesen oder purpurrote Mondaufgänge zu wünschen. Man konnte sich nützliche Dinge wünschen, wie große Kriegsschiffe, um andere Länder zu erobern, oder Diener, die an heißen Tagen kühle Luft zufächeln, oder Reichtümer in Hülle und Fülle. Doch als die Erwachsenen versuchten, die Maschine zu bedienen, mussten sie feststellen, dass ihre Hände nicht in die Vertiefungen passten. Sie waren zu groß!
Also versuchten sie die Kinder zu überreden, ihre Wünsche für sie zu wünschen. Sie versuchten es mit Schmeicheleien und der Aussicht auf reichen Lohn, doch dank der Maschine hatten die Kinder alles, was sie erträumten. Die Erwachsenen versuchten es mit Drohungen, doch die Kinder wünschten sich mithilfe der Maschine einen keulenschwingenden zweieinhalb Meter großen Gorilla, um sie zu beschützen. Die Erwachsenen sahen ein, dass es so nicht funktionierte, und die Kinder wünschten sich singende blaue Giraffen und hüpfendes Obst.
In der folgenden Nacht trafen sich die Erwachsenen heimlich am Strand und beschlossen, die Maschine zu stehlen und sie von der Insel fortzuschaffen. Mithilfe anderer Kinder, die die Macht der Maschine nicht kannten, wollten sie ihre Wünsche erfüllen und ein neues, großes Reich gründen. Es würde das mächtigste Reich der Erde sein, und niemand
Weitere Kostenlose Bücher