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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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aufgehenden Sonne schillernde Meer. Langsam nahm sie ihre Sofortbildkamera, klappte sie auf, richtete sie auf sich selbst und drückte den Auslöser.
    Mit dem Sonnenaufgang war die Luft wärmer geworden, und ein frischer Wind blähte die Segel, die stolz das Sonnenzeichen zeigten, so groß, dass man es über das ganze Meer sehen konnte. Das Zeichen der grünen Sonne, das Zeichen Kah-newas segelte voran. Tief tauchte der Bug in das Wasser ein, die Wellen teilten sich und überspülten das Vorderdeck. Millionen im Morgenlicht schillernde Wassertropfen wurden hoch in die Luft geschleudert und legten sich auf Pits Gesicht und Arme, wo sie trockneten und nur eine salzige Kruste zurückließen. Über das Meer hinaus lag das Ziel, lag eine Welt, die Möhre und Alex, Tom und Pit finden wollten. Doch bis dahin war es noch ein weiter, ein gefährlicher Weg.
    Summmm! Das Foto kam aus Pits Kamera. Pit nahm es raus und schrieb mit Kugelschreiber an den Rand: Selbstporträt von Pit im totalen Stimmungstief! Dann setzte sie sich auf die kleine Bank neben dem großen Holzsteuerrad, ließ sich die ersten warmen Sonnenstrahlen des Tages ins Gesicht scheinen und sah zu, wie sich langsam das Bild auf dem Foto entwickelte. Es war, als blicke sie in einen Spiegel – ein ärgerliches, kurzhaariges Mädchen mit Brille und Gewichtsproblemen sah sie an. Pit seufzte, betrachtete das Foto von ganz nahe, hielt es am ausgestreckten Arm weit von sich weg und ließ es schließlich in ihren Schoß fallen.
    »He, du!«, sagte sie leise zu der Person auf dem Bild. »Du bist ’n ganz schön hässliches Entchen! Eher sogar eine ausgewachsene Ente, würde ich sagen. Aber es ist zum Geier noch mal nicht wahr, dass du nicht romantisch bist!!! Du bist romantisch, und wie!! Nur wen interessiert das schon? Tom glotzt die ganze Zeit Möhre an, Möhre glotzt in den Spiegel, und Alex redet nur von irgendwelchen Abenteuern! Kaum machst du mal den Mund auf, geht das große Stöhnen los – das vorhin war doch klassisch. Dabei stimmte das mit den Abgasen … Seit wir losgesegelt sind, seit einer Woche geht das jetzt so. Na ja, zugegeben, die ersten drei Tage hast du ja auch kotzenderweise über der Reling gehangen, während die ach so tolle Möhre fotomodellmäßig in der Sonne lag. Und Tom überschlägt sich fast, Möhre hier, Möhre da! Willst du was trinken, willst du was essen, soll ich dir den Rücken eincremen? So ein Blödmann! Was hat die, was du nicht hast? Okay, okay, wenn ich jetzt anfange, das alles aufzuzählen, bin ich nächste Woche noch beschäftigt … Na ja, zum Beispiel ’nen tollen Geschmack hat sie, das muss der Neid ihr lassen. Und die Haare … für so ’ne Mähne würde ich meinen ganzen Grips über Bord schmeißen. Jungs stehen nun mal nicht auf intelligente Mädchen, war immer so, wird immer so sein. Daran werden du und ich uns wohl früher oder später gewöhnen müssen. Für die sind wir ein wandelndes Lexikon, immer dann gut, wenn man mal ein paar Fragen hat. Alex bildet da keine Ausnahme. Der Typ ist einfach durch und durch unreif! Aua, Mist! Meine Nase pellt sich. Na toll, jetzt krieg ich auch noch ’nen Sonnenbrand!«
    Pit fingerte an ihrer Nase herum und stand auf. Der salzige Wind, der Anblick des Meeres, das sich zu allen Richtungen bis zum Horizont ausbreitete, und die feuerrote Sonne versöhnten sie wieder ein bisschen mit der Welt. Aber wirklich nur ein klitzekleines bisschen … Sie nahm ihre Sofortbildkamera und suchte eine geeignete Position, um die Morgenstimmung festzuhalten.
    »… und ich bin doch romantisch!«, sagte sie zu sich selbst und drückte auf den Auslöser.

Gefangen
    Summm ! Das Foto kam aus der Kamera. Pit nahm es und schwenkte es durch die Luft, damit es trocknen konnte. Ganz langsam erschienen erste Formen und Farben auf dem Bild, der Horizont, im Vordergrund die Reling und vor allem die Sonne. Bald schon war das Foto voll entwickelt, aber trotzdem … irgendwie war Pit nicht zufrieden. Vorhin, als sie sich den Sonnenaufgang angesehen hatte, da war er so, so … na ja, eigentlich musste man ein neues Wort erfinden für das, was es war. »Ultraexpärtiargrünsupraspanisch« hätte es Aurelius bestimmt genannt.
    Klar, dachte Pit, auf dem Bild ist die Sonne, die über dem Horizont steht, vorne drauf das Meer und ein Stück von der Reling, aber, verflixt noch mal, warum lässt mich dieses Bild so kalt? Es sieht aus wie jede andere Postkarte – Sonnenaufgang zwar, aber irgendwie richtig

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