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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Ziegen!«
    Gerade als das Wasser kochte, kam Pit in die Kombüse gestürzt.
    »Ich hab’s!«
    Alex stellte den Kessel zurück auf den Herd und drehte die Gasflamme ab.
    »Was hast du?«
    »Das, ähm, weiß ich leider auch nicht!«
    Sie hielt Alex einen Ausdruck von Toms Computer unter die Nase. Nachdenklich setzte sich Alex in den tiefen Sessel des Mannschaftsraums und betrachtete die großen und kleinen Linien, die kreuz und quer über das Blatt verliefen. Einige Punkte waren markiert, und ein großer, breiter Strich zog sich von links unten nach rechts oben über das Papier.
    »Also, entweder ist das ’n Schnittmuster für ’nen ziemlich ekligen Faltenrock oder aber ’ne Landkarte von irgendwo!«
    Pit seufzte tief. »Tja, tippe auf ’ne Landkarte. Aber von wo? Ich hab das noch nie gesehen!«
    Nachdenklich nahm sie einen Schluck aus ihrer Tasse und blickte aus dem Bullauge. Vor Schreck hätte sie sich fast am heißen Tee verschluckt – draußen zog die Uferpromenade vorbei, sie waren wieder unterwegs! Sofort sprang sie die fünf Stufen hoch in die Kajüte und legte ihre Hand auf die Kugel.
    »Kah, halt sofort an und kehr um!« Aber das Schiff machte unbeirrt weiter Fahrt.
    »Kah! Alle Maschinen stopp! Wir müssen Tom und Möhre wiederfinden!«
    Die Kugel schimmerte grünlich auf, und das Schiff sprach: »Die Karte, die ihr gefunden habt, zeigt Tell el-Amarna. Diese Stadt liegt flussaufwärts. Dort findet ihr alles, was ihr sucht!«
    Alex, der unbemerkt die Kajüte betreten hatte, grinste, zog seinen Hut und die Weste aus und nahm einen großen Schluck Tee. »Wir können also nur Däumchen drehen und warten, bis wir in Luxor ankommen, stimmt’s?«
    »Stimmt!«, antwortete Pit seufzend und leerte ihre Tasse. Wo Möhre und Tom jetzt wohl waren?
    »Neunhundertachtundneunzig … neunhundertneunundneunzig … tausend!« Möhre ließ sich flach in den heißen Sand fallen. Wieder tausend Schritte mehr, dachte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seit Sonnenaufgang irrte sie nun schon umher. Jede Sanddüne, jeder Stein, jede Ebene – alles sah völlig gleich aus. Aber sie musste weiter! Nur nicht liegen bleiben, sagte sie sich immer wieder. Kraftlos kam sie auf die Knie und blickte mit zusammengekniffenen Augen über den weißen Sand. Eine endlose, mörderische Weite. Schwankend stellte sie sich auf und marschierte los, das heißt, eigentlich ließ sie sich nur noch vorwärts fallen. Vorwärts, weiter, weiter, hämmerte es in ihrem Schädel.
    Plötzlich stutzte sie. Da waren Spuren – menschliche Spuren! Da war jemand durch die Wüste gelaufen! Vielleicht war irgendwo in der Nähe so was wie ’ne Oase!! Sofort fühlte sie neue Kraft.
    Nein, sie gab nicht auf! So schnell kriegte niemand eine Möhre klein! Ohne den Blick vom Boden zu nehmen, lief sie den Spuren nach, schneller, immer schneller, fast rannte sie durch die Wüste. Atemlos blieb sie stehen. Da war eine zweite Spur – jemand war dazugekommen, und jetzt liefen die beiden nebeneinander.
    Möhre sah in die Richtung, in der sich die Spur verlor. Kein Mensch zu sehen! In einer Hosentasche fand sie einen letzten Kaugummi. Mit zitternden Fingern packte sie ihn aus und steckte ihn in den Mund. Wenigstens eine winzige Erfrischung! Dann lief sie weiter, immer den beiden Spuren nach.
    Bald muss es kommen, fuhr es ihr immer wieder durch den Kopf, das Dorf, die Straße oder was weiß ich, bald bin ich gerettet, nicht aufgeben, reiß dich noch mal zusammen. Am liebsten hätte sie sich einfach fallen gelassen und wäre eingeschlafen. Aber sie wusste, sie durfte das auf gar keinen Fall tun. Zu den beiden Spuren gesellte sich noch eine dritte! Wo so viele Leute durch die Wüste rannten, konnte eine Siedlung nicht weit sein. Die dritte Person hatte, als sie auf die beiden anderen traf, genauso einen Kaugummi ausgepackt wie Möhre vorhin. Das Papier lag noch auf dem Boden …
    Tränen schossen ihr in die Augen, und sie ließ sich in den Sand fallen. Mit einem Mal begriff sie, dass sie die ganze Zeit im Kreis gelaufen war und nur ihrer eigenen Spur folgte. Sie rollte sich auf den Rücken und starrte in die sengende Sonne.
    »Das wär’s also!«, sagte sie laut. »Verdurstet in der Wüste!« Sie war wütend, richtiggehend sauer. Wütend über ihr Schicksal, das sie mitten in einer Wüste ausgesetzt hatte, wütend, jemals mit auf diese Reise gegangen zu sein, wütend auf alles und jeden. Immer wieder schlug sie mit der Faust in den Sand, der wie Wasser

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