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Im Zeichen der gruenen Sonne

Im Zeichen der gruenen Sonne

Titel: Im Zeichen der gruenen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Rothe
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Rambo, und er befand sich auch nicht mitten in einem Computerspiel oder einem Film. Das hier war echt und kein Rachefeldzug, nichts konnte Möhre wieder lebendig machen. Seit er die Nachricht erhalten hatte, war er verstummt. Er hatte noch nicht mal geweint, er war einfach stumm geworden und hatte sich willenlos hin- und herschubsen lassen, fesseln und knebeln. Er war von den Männern in einen Hubschrauber gestoßen worden – was noch vor zwei Tagen hektische Flecken der Begeisterung auf seinem Gesicht hervorgerufen hätte. Aber jetzt ließ ihn alles kalt.
    Das Rattern der Rotoren hatte sich angehört wie die fetten Beats seines Lieblingssenders im Radio zu Hause. Zu Hause … Mann, war das lange her. Wie gern hätte er eine zweite Chance gehabt und wieder an einem heißen Tag im Hinterhof sitzen wollen, auf seinem Computer spielen und Gangster, Mord und Entführung nur vom Fernsehen kennen. Aber es war zu spät …
    Sie waren über den Nil geflogen, ein grünlicher breiter Streifen mit schnurgeradem bepflanzten Rand, der sich durch das endlose Braun der Wüste zog. Die Grenze zwischen Sand und Feldern war so scharf, dass man ohne weiteres mit einem Fuß in der Wüste und mit dem anderen auf einer Wiese hätte stehen können.
    Immer wieder hatte Tom unter sich die Karawanen der Beduinen gesehen, Kamele, manchmal nur ein paar, manchmal Hunderte, zogen Richtung Norden, nach Kairo, zu den Viehmärkten.
    Die winzigen Feluken, die überall auf dem Nil schwammen, kreuzten mit strahlend weißen Segeln zwischen den großen Touristendampfern, schwimmende Hotels, deren Gäste nur an Land gingen, um im Schnelldurchgang die Sehenswürdigkeiten abzufotografieren. Anschließend rannten sie wieder zurück zum kalten Buffet an Deck.
    Der Helikopter war tiefer gegangen. Tom waren die Augen verbunden worden, aber er hatte hören und fühlen können, dass sie irgendwo gelandet waren. Er war ins Freie geschubst und durch die Gegend gezerrt worden. Zuerst waren seine Füße im Sand versunken, dann hatte er gespürt, dass er auf einem festen Fußboden lief, und schließlich war’s einige Treppenstufen abwärts gegangen.
    Als Tom Fesseln und Augenbinde abgenommen wurden, hatte er sich in diesem winzigen Verlies wiedergefunden. Er sammelte ein paar Strohhalme zusammen, warf sie auf einen Haufen in die Ecke und ließ sich darauffallen. Bewegungslos starrte er in die tanzende Flamme der Petroleumlampe. Seit er wusste, dass er Möhre nie wieder sehen würde, war ihm klar, was sie ihm bedeutete. Er hätte ihr noch so viel sagen wollen, er hätte noch so viel mit ihr erleben wollen! Nein, noch nicht mal erleben … Er hätte so gut einfach bei ihr sein können, sie nur einfach ansehen und nichts sagen. In seiner Hosentasche fand er den Lutscher, den Möhre ihm in die Hand gedrückt hatte, als sie sich zum letzten Mal gesehen hatten. Ein Lutscher, ein klebriges, buntes Etwas war das Einzige, was ihm von ihr geblieben war.
    Blöder, blöder Idiot, beschimpfte er sich immer wieder in Gedanken, warum bist du bloß so feige gewesen? Warum hast du’s ihr nicht gesagt? Warum? Er legte den Lutscher auf den Fußboden, stützte seinen Kopf in seine Hände und starrte den Lutscher an.
    »Es tut mir leid!«, murmelte Tom vor sich hin. »Ich bin nicht halb so cool, wie ich immer tu und ich bin auch kein großer Held. Wenn’s drauf ankommt, bringe ich kein Wort raus! Aber man kriegt nun mal keine zweite Chance, und das hier ist leider auch keins von diesen kreuzdämlichen Computerspielen, mit denen ich meine Zeit verplempert hab, anstatt sie zu nutzen und mit dir zu verbringen. So, jetzt isses raus!«
    Er streckte die Hand aus, nahm den Lolli, drehte ihn nachdenklich zwischen Daumen und Zeigefinger und steckte ihn schließlich zurück in die Hosentasche.
    Klasse, mein Lieber, dachte er, jetzt redest du schon mit einem Lutscher.
    »Mit Strohhalm oder ohne?«, wollte der Kellner wissen.
    »Mit …«, flüsterte Möhre tonlos.
    »Schirmchen?«
    »Unbedingt …«
    »Eiswürfel?«
    »Auch das …!«
    »Musikbegleitung?«
    Möhre hatte sich damit abgefunden, hier zu verenden.
    »Tango, Walzer, Pop, Hip Hop, Klassisch, Rap, Techno, Cha-Cha-Cha, Rumba, Heavy Metal, Kammermusik, Zwölfton, russische Chöre?«
    »In der Reihenfolge …«
    »Wollen Sie nicht doch vielleicht lieber den Wein probieren? Er ist sehr gut …«
    Pit und Alex saßen an Deck und blickten über die blaugrünen Fluten des Nils auf das Ufer. Unmittelbar hinter Kairo standen viele

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