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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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herunter. Alanka stolperte, als sie den Boden erreichte.
    „Ich sollte mit Rhia sprechen“, sagte sie. „Über meine Seelenrückführung und über das Ritual, das du vorgeschlagen hast.“ Sie wandte sich von ihm ab, um sich die Hose abzuklopfen. „Danke für den Ritt.“
    Traurig sah er zu, wie sie sich umdrehte und davonging, um mit Rhia zu sprechen, die ihn misstrauisch ansah, als Alanka sich ihr näherte. Dann trieb er die Stute an und behielt das Meer im Auge.
    So war es einfacher. Irgendwo hinter diesem Gewässer lagen sein Zuhause, seine Familie, seine Abrechnung. Er sollte sich dem allein stellen.
    Rhia durchquerte den Nebel im Grauen Tal.
    Kolis Trommelschlag war ihr Anker in der wirklichen Welt, die sich bereits weniger wirklich anfühlte als dieser jämmerliche Ort. Das Licht der unsichtbaren Sonne bleichte die Steine zu einem blassen Gelb, und der tote Baum sah finsterer aus als je zuvor.
    Dieses Mal begegnete sie niemandem. Sie rief Razvin und Skaris beim Namen, aber nur ihre eigene Stimme hallte zurück.
    Sie bemerkte, dass der Baum gewachsen zu sein schien – nicht in die Höhe, sondern in die Breite. Bei ihrem letzten Besuch hatten seine Zweige den zweiten Steinhaufen noch nicht erreicht.
    Sie ging darauf zu und dachte an den toten Baum, den Krähe ihr in der Vision bei ihrer Weihung gezeigt hatte. Zu ihm hatte ein lebendiger Baum gehört, voller Blätter, Blüten, Früchte und Vögel. Das Graue Tal bot kein solches Gegenstück.
    Als sie sich dem Baum näherte, streckte sich einer seiner Zweige aus, um sie zu berühren. Sie keuchte erschreckt auf und wich zurück. Er war doch am Leben. Sie wartete darauf,dass seine Zweige Knospen bekamen, aber sie blieben nackt und spröde. Jede Kraft, die der Baum aus dem unnachgiebigen Boden und der Sonne zog, wurde benutzt, um seine krallenden Glieder in einer verdrehten Parodie des Lebens weiter auszustrecken.
    Hübsch, nicht wahr?
    Rhia fing an zu zittern, als sie die Stimme von Skaris vernahm, aber sie drehte sich nicht zu ihm um. Sie war nicht seinetwegen gekommen.
    Ja, natürlich, Skaris , antwortete er selbst. Er ist sehr hübsch, genau wie ich. Und mit hübsch meine ich natürlich hässlich. Er ließ die gefangene Krähe über ihrer Schulter baumeln. Er hatte sie an den Füßen gepackt. Ihre Flügel streckten sich gerade zur Seite aus und flatterten schwach. Die schwarzen Augen waren zu einem dumpfen Braun verblasst, und sie versuchte nicht mehr, nach Skaris’ Hand zu hacken.
    Rhia wandte sich vom Baum ab und ging an dem Bären vorbei, um ins felsige Tal hinabzusteigen. Ihre Füße fühlten sich hölzern an.
    Skaris hielt neben ihr Schritt. Guck, ich kann sie zum Sprechen bringen. Er packte die Krähe am Bauch und drückte zu. Sie stieß ein halbherziges Krächzen aus. Nicht so laut wie früher. Und du, Rhia?
    Sie ging einfach weiter.
    Skaris pfiff einige Noten eines kalindonischen Tanzliedes, als wären sie zwei Freunde, die gemeinsam einen Morgenspaziergang machten. Du fragst dich wahrscheinlich, was ich im Tausch gegen die hier will. Er hielt die Krähe hoch.
    Razvin! , rief sie in die Hügel hinein.
    Nein, den nicht. Ich will Mareks Tod.
    Sie stolperte.
    Dann kann er hier für immer bei mir sein.
    Rhia wusste, dass das nicht stimmte. Wenn Marek starb – und sie betete darum, dass es erst in vielen, vielen Jahren so weit war –, würde er auf die andere Seite übertreten, auch wenn Skaris noch einen Teil seiner Seele bei sich behielt. Krähe bestraftedas Opfer nicht.
    Dann spielen wir mit dem Vogel hier, nur ich und Marek , sagte der Bär. Es dauert nicht mehr lange, bis ich meinen alten Freund wiedersehe.
    Rhia wollte rennen, aber sie wusste, dass sie damit Skaris’ Spott nur noch verstärkt hätte. Im gleichen Tempo ging sie weiter und verzog keine Miene.
    Langweilig , murmelte er. Nicht wie letztes Mal. Das hat Spaß gemacht.
    Von einem hohen Hügelkamm zu ihrer Rechten drang ein Rufen zu ihnen herüber. Ein Wolfjunges kam so schnell den Hügel hinabgerannt, dass hinter ihm Staub und Kiesel aufstoben.
    Razvin erschien am Rand des Kamms und rief hinab. Alanka, nicht!
    Rhia rannte auf den Welpen zu.
    Wo gehst du hin? Skaris lief neben ihr her. Willst du die nicht wiederhaben?
    Er warf die Krähe weit links von Rhia auf den Boden. Sie blieb stehen.
    Razvin jagte den Welpen, der den steilen Abhang hinunterrollte, die Pfoten über dem Kopf, ehe er sich wieder aufrappeln konnte. Der kleine Wolf schüttelte sich benommen und blickte dann mit fest

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