Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)
angelegten Ohren zu Razvin zurück.
Alanka! Rhia trat einen vorsichtigen Schritt vor, als die Krähe in ihrem Augenwinkel plötzlich flatterte, aber nicht abheben konnte.
Sie verfluchte Skaris leise, hockte sich dann hin und schürzte die Lippen, um den Welpen zu rufen.
Der kleine Wolf zögerte, ehe er mit flatternden Ohren und hängender Zunge wieder auf Rhia zurannte. Razvin holte langsam auf, aber seine Verfolgung ließ den Welpen nur schneller rennen. Bellend sprang er Rhia in die Arme.
Rhia drehte sich um, um zu rennen. In der Ferne wies ihr der kahle schwarze Baum den Weg. Es war zu weit. Sie konnte es niemals schaffen, ehe Razvin sie einholte.
Sie drehte sich zu ihm um. Der Welpe wand sich in ihren Armen.
Gib sie zurück. Die schmeichelnde Stimme des Fuchses war bedrohlich geworden. Sofort.
Nein. Sie gehört dir nicht.
Dir gehört sie auch nicht.
Ich nehme sie nicht für mich selbst.
Wütend starrte er den Welpen an. Nach allem, was ich für sie getan habe , ihm stockte der Atem, weiß sie nicht, wie sehr ich sie liebe?
Das weiß sie sicherer als alles andere. Es bringt sie um.
Seine dunklen Augen wurden feucht. Aber wenn sie geht, habe ich nichts mehr.
Du hast Krähe. Geh mit ihm. Ihre Stimme wurde weicher, blieb aber fest. Finde deinen Frieden auf der anderen Seite. Ich verspreche, nichts anderes wartet dort auf dich.
Der Himmel verdunkelte sich, als wäre eine Wolke vor die unbarmherzige Sonne gezogen. Dass es keine Wolke war, wusste Rhia, ehe sie ihn sah.
Krähe landete auf dem Boden des Tals. Seine Flügel wirbelten den Staub zu einer kleinen gelben Wolke auf. Er sträubte die Federn und war, als er sich aufrichtete, größer als ein Mensch. Die Angst in Razvins Augen verblasste.
Es ist schon lange Zeit , sagte Krähe sanft zu dem Fuchs.
Razvin drehte sich zu Rhia um. Er hob die Hände, als wollte er den Welpen ein letztes Mal berühren, und senkte sie dann langsam wieder. Sag ihr, dass es mir leidtut , flüsterte er.
Dummes Mädchen , säuselte Skaris hinter ihr. Du hättest stattdessen die hier haben können. Von der Krähe, die er wieder eingefangen hatte, kam ein ersticktes Krächzen. Rhia drückte den Welpen fester an sich und gestattete es sich nicht, sich noch einmal umzudrehen.
Der dort macht mich wütend. Krähe deutete mit dem Schnabel auf Skaris. Er verhöhnt uns, verhöhnt alles, wofür mein Reich steht. Ich hätte nicht übel Lust, ihn auszulöschen.
Nein , sagte sie. Gib mir noch eine Chance. Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dass seine Seele meinetwegen zerstört worden ist.
Nun gut. Sag es mir nur, und es wird mir ein Vergnügen sein. Er drehte sich zu Razvin um und schloss ihn in seine glänzenden schwarzen Schwingen. Der Boden bebte, und sie verschwanden in einem violetten Licht.
Rhia drehte sich um und rannte los. Sie hörte Skaris’ lange Schritte neben sich. Jeder ihrer eigenen Schritte fühlte sich schwerer und langsamer an als der vorherige, bis sie am Baum vorbei in den Nebel stolperte.
Rhia, warte. Ein verletzlicher Unterton in Skaris’ Stimme ließ sie zögern, auch wenn sie sich nicht zu ihm umdrehte.
Rette meine Partnerin, Lidia , sagte er. Wahrscheinlich ist sie die Einzige, die meinen Tod betrauert hat.
Rhia erinnerte sich, dass Lidia bei der Invasion von Kalindos entführt worden war.
Bring sie sicher zurück nach Hause , sagte Skaris. Mehr will ich nicht.
Sie öffnete den Mund, um zu antworten. Plötzlich wand sich der Welpe in ihren Armen und versuchte sich zu befreien. Sie packte den Wolf an den Hinterbeinen. Der Welpe heulte auf und entriss ihr einen Fuß. Rhia warf sich auf die kleine Kreatur, die knurrte und nach ihr schnappte.
Miteinander ringend rollten sie in den Nebel.
27. KAPITEL
A lanka musste rennen. Ihre Muskeln zuckten und verkrampften sich schmerzhaft.
Das Meer. Sie stellte es sich kalt und düster vor. Das Meer würde allem ein Ende machen.
Alanka versuchte aufzustehen, aber irgendetwas warf sie auf den Rücken. Sie wehrte sich dagegen – Haare, Hände, ein blasses Gesicht.
„Nehmt ihre Arme!“, rief die Unbekannte. Sie war Grund für Alankas Sorgen.
Starke Hände hielten ihre Schultern auf dem Boden fest. Fingernägel gruben sich in die Haut ihrer Oberarme.
„Alanka“, sagte die Stimme, die zu dem Gesicht gehörte, „ich bin es, Rhia. Bitte halt still.“
Alanka schrie und versuchte mit den Füßen auszutreten – vergeblich. Eine Frau, die die Hände an ihren eigenen Mund gelegt hatte, beugte sich über
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