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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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seinen Sohn die ganze Zeit nur anzustarren. Seine Angst, Nilik zu verlieren, hatte sich etwas verringert, seit Basha angedeutet hatte, dass ihre Gnade anhalten würde, solange Marek nicht ihr Missfallen erregte. Sie gestattete es ihm sogar, zu sprechen, ehe sie ihn angesprochen hatte, auch wenn er seine Worte mit Bedacht wählen musste, um nicht ihren Zorn zu erregen. Solange sie ihn an der Seite ihres Sohnes bleiben ließ, würde er ihr fast nichts abschlagen.
    Fast . Seine Wolfsinne waren noch nicht ganz abgestorben. Erkonnte spüren, wie ihre Körpertemperatur stieg, wenn sie sich ihm näherte. Er wandelte auf einem schmalen Grat – er wollte ihr ausreichend gefallen, damit sie ihn in ihrer Nähe duldete, aber nicht so sehr, dass sie ihre vollen Besitzrechte an ihm forderte. Wenigstens zweimal in der Woche wurde ein junger Mann aus Mareks Sklavenquartier spät in der Nacht in ihr Schlafgemach gerufen. Der Gedanke daran machte ihn krank.
    Von seinem neuen Blickwinkel am Schreibtisch aus konnte er eine Sammlung kleinerer Holzschnitzereien sehen, die um den Fuß einer eisernen Lampe herum aufgestellt worden waren. Der Fuchs saß auf seinen Hinterbeinen, abgewandt von den anderen, als wollte er sich einen Überblick über den Raum verschaffen. In seinen Augen funkelten winzige silberne Steine.
    Marek hatte Fuchsmenschen nie getraut. Sie mochten über die gleiche Gabe der Tarnung verfügen wie Wölfe und auch das sensible Gehör und den überlegenen Geruchssinn haben, aber Füchse dachten immer zuerst an sich selbst. Ihre Magie diente dem Überleben des Einzelnen, nicht des Rudels. Sie erzählten so viele Lügen, wie man ihnen eben abkaufte, solange es ihren Zwecken diente.
    Seine Mentorin, Kerza, hatte ihn angehalten, von allen Geistern zu lernen, nicht nur von Wolf. Aber er war stolz auf das Tier und wollte jeden seiner Vorzüge verkörpern: Treue, Ehrlichkeit, Mut und den Willen, andere zu beschützen. Keine Kompromisse, nicht einmal, wenn es ums Überleben ging.
    Aber an einem Ort wie Leukos konnten die Lektionen, die Fuchs einem erteilte, vielleicht besser dienen.
    Er starrte die Fuchsschnitzerei an, bis sein Blick verschwamm. Gewähre mir deine Weisheit. Sag mir, was ich tun soll, um hier herauszukommen.
    Was auch immer du tun musst , ertönte eine Stimme, die wie seine eigene klang, und doch wieder nicht.
    „Was für ein Tag!“
    Basha rauschte ins Zimmer und löste einen rosa Seidenschal von ihrem Hals. Petrop folgte ihr und hob den Schalvom Boden auf, sobald sie ihn fallen ließ.
    „Wie geht es meinem Kleinen?“, wollte sie wissen.
    „Er schläft“, flüsterte Marek.
    Sie beugte sich über die Krippe und kitzelte Nilik. „Mutter ist zu Hause. Du willst doch keine Zeit mit Schlafen vertrödeln, was?“
    Marek machte sich auf das unvermeidbare Kreischen gefasst, das einen Augenblick später folgte. Petrop zuckte zusammen und wechselte einen Blick mit Marek, der an Mitgefühl grenzte.
    Basha nahm das Kind unerschrocken auf den Arm. Marek umklammerte seinen Stuhl, um ihr seinen Sohn nicht zu entreißen.
    Zweifelsohne musste man ihr zugutehalten, dass sie das wiegende Geräusch nachahmte, das sie bei Marek beobachtet hatte, und etwas summte, das fast wie eines von Niliks Lieblingsliedern klang. Das Weinen des Jungen wurde weniger eindringlich, hörte jedoch nicht auf.
    „Deine Mutter hat sich heute im Senat einen Namen gemacht.“ Sie sah Nilik mit großen Augen an, so wie er es mochte. „Ganz genau! Politik ist nicht langweilig, wenn man mit der richtigen Einstellung rangeht. Aber diese bösen Männer wollen nicht, dass Mutter sich für eine Wiederwahl stellt.“
    „Warum nicht?“, fragte Marek. Der Senat war, so wie er es verstand, eine größere Version seines eigenen Dorfrates. Ein Grundverständnis der politischen Strömungen in Ilios konnte ihm nützlich sein, wenn es ihm je gelingen würde, zu fliehen.
    „Nur weil ich eine Frau bin“, sagte Basha zu Nilik, als hätte er die Frage gestellt. „Frauen dürfen die Amtsperiode ihres verstorbenen Mannes oder Vaters beenden, aber sie können sich nicht wählen lassen. Wir schwachen Frauen sind für so aufreibende Pflichten nicht geschaffen.“ Sie stieß ein hohes Lachen aus, auch wenn Marek den Scherz nicht verstand. Nilik heulte aus voller Kehle. „Genau meine Meinung!“, rief sie aus und lächelte Marek strahlend an. „Wenigstens weiß er, dass es mich gibt.“
    Sie winkte Petrop, und er verschwand. Mit Nilik im Armdrehte sie die Wolfschnitzerei

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