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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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um. „Gefällt dir die? Du bist Wolf, richtig?“
    Er nickte, auch wenn es jetzt wohl nur noch die halbe Wahrheit zu sein schien.
    „Welches Tier wäre ich wohl?“, sagte sie. „Wenn ich einen von diesen Geistern hätte.“
    Unwillkürlich musste er an eine Kakerlake denken und verkniff sich ein bitteres Lachen. „Wenn Ihr eine gute Politikerin seid, dann vielleicht Fuchs.“
    „Ich bin eine sehr gute Politikerin. Ich erkenne, wer was will und was sie bereit sind, dafür zu tun. Die Leute unterschätzen mich, weil ich jung bin und eine Frau und hübsch dazu.“ Sie streichelte den hölzernen Fuchskopf mit dem Nagel ihres kleinen Fingers. „Das ist eine nützliche Waffe.“
    „Darf ich noch eine Frage stellen?“
    Sie dachte einen Augenblick nach und neigte dann gönnerhaft den Kopf. „Sprich.“
    Er deutete auf die Kunstwerke, die im Raum verteilt standen. „Ihr scheint von meinem Volk fasziniert zu sein. Obwohl wir der Feind sind.“
    „Obwohl ihr meinen Mann umgebracht habt? Ich kann euch deswegen keine Vorwürfe machen. Wir sind in euer Land eingefallen – was solltet ihr sonst tun, uns mit offenen Armen empfangen und alles aufgeben, wofür ihr so hart gearbeitet habt?“ Sie steckte Niliks Decke unter seinem Kinn fest. „Der ganze Feldzug war unklug und schlecht vorbereitet. Die ganze Aktion war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Das haben alle Orakel gesagt.“
    „Ihr wendet euch an Orakel? Ich dachte, in Ilios gibt es keine Magie.“
    „Die Götter haben natürlich Magie, und sie verleihen etwas davon den Priestern und Priesterinnen. Das ist eine Art, auf die die Ilioner an der Macht bleiben, wo wir hingehören.“ Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Einzelne von uns sind extrem abergläubisch und können keinen Laib Brot kaufen, ohne die Orakel zu befragen. Ich benutze lieber meinen eigenen Verstand.“Nilik hörte endlich auf zu schreien und brabbelte stattdessen vor sich hin. „Ich bin dran, dir Fragen zu stellen. Hast du in der Schlacht um Asermos gekämpft?“
    „Nicht richtig. Ich war ein … ein Späher.“ Er beschloss, nicht zu erzählen, wie er die Kavallerie der Nachfahren dezimiert hatte, indem er ihre Pferde in der Nacht vor der Schlacht betäubt hatte. Er hatte keine Zweifel daran, dass diese Tat ihn berüchtigt gemacht hatte. „Sie haben mich gefangen genommen.“ Er legte die Feder zurück auf den Tisch, um sie nicht in seiner Faust zu zerbrechen. „Sie haben mich gefoltert.“
    „Dich gefoltert? Wie?“
    Er warf einen Blick auf den Wachmann, der neben der Tür stand. „Sie haben mich geprügelt und mich in der Sonne verbrennen lassen.“
    „Wie lange?“
    „Stundenlang. Den ganzen Morgen.“
    „Mein Heiler sagt, du hast keine Narben. Womit haben sie dich geschlagen?“
    „Mit Händen und Füßen.“
    Ein hohes Kichern entrang sich ihrer Kehle. „Das ist keine Folter. Sie haben dich nur etwas geknufft und dich brutzeln lassen. Folter ist, wenn sie dir die Haut in Streifen abziehen oder dir die Fingernägel ausreißen.“
    Fassungslos starrte er sie an.
    „Es gibt noch viel Schlimmeres, hat man mir erzählt“, sagte sie, „aber das ist nichts für die Ohren einer Frau, was auch immer das heißen soll. Du hast Glück, dass sie beim Feldzug nach Asermos keinen Foltertrupp dabeihatten.“
    Er sah auf seine Fingernägel und musste ihr zustimmen.
    „Wie geht es deiner Magie dieser Tage?“, fragte sie ihn.
    Er wollte keine Schwäche zeigen, und weil helllichter Tag war, konnte sie ihn nicht bitten, unsichtbar zu werden. „Es geht ihr gut, auch wenn ich sie hier nicht oft gebrauchen kann.“
    „Interessant. Was bereitet mein Koch zum Abendessen zu?“
    Ein Test. Marek sog die Luft ein, konnte aber nur einen schwachen Duft wahrnehmen. „Fleisch.“
    „Welche Art?“
    „Geflügel“, sagte er, ohne sich seine Unsicherheit anmerken zu lassen.
    „Gut. Welche Art Geflügel?“
    Er riet ihre Lieblingsspeise. „Ente.“
    „Tut mir leid, es ist Schwein. Deine Gabe lässt nach, so wie die einiger anderer auch. Ich frage mich, warum?“
    Er antwortete nicht. „Was meint Ihr damit, einige andere?“
    Sie warf ihm einen scharfen Blick zu, streichelte Niliks Haar und betrachtete den Jungen. „Ich frage mich, ob der Kleine, wenn er größer ist, einen Geist haben wird.“
    Schweigend sah Marek sie an.
    „Welchen, glaubst du, wird er bekommen?“, fragte sie ihn.
    „Bei jemandem, der noch so jung ist, ist das schwer zu sagen.“ Er fragte sich, ob die Nachricht

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