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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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nächsten kam.
    Die Hände lösten sich von Filips Hals, und es fiel ihm wieder leichter zu atmen. Er würgte, hustete und schnappte nach Luft, die er nicht einmal wollte.
    Zelias weiche Hände berührten seinen Hals. Er schob sie fort und rollte sich auf die rechte Seite. Die Schusswunde in seiner Schulter protestierte schmerzhaft.
    Nach einer ganzen Weile kam Zelia auf ihn zu, in den Händen ein Stück Tuch und eine dampfende Schüssel. „Ich habe nach mehr Wachen geschickt. Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir tut.“
    Er schüttelte den Kopf und wischte sich das Gesicht ab.
    „Versuch nicht, zu sprechen.“ Die Heilerin setzte sich auf das Bett und tauchte ihr Tuch in die Schüssel, die sie dann auf dem Nachttisch abstellte. „Selbstmord durch wahnsinnigen Puma, was?“ Mit dem Tuch wusch sie ihm den wunden Hals. „Ich wette, du dachtest, es ginge schnell.“
    Erneut schüttelte er den Kopf.
    „Glaub nicht, dass die Zukunft schrecklich sein wird“, sagte sie, „nur weil sie nicht die Vergangenheit ist. Es wird anders, das ist alles.“
    Durch die warme Flüssigkeit entspannte sich Filips Hals. Der nächste Atemzug tat nur noch halb so weh wie der davor.
    „Du kannst mich nicht zum Leben zwingen“, sagte er heiser. „Ich höre auf zu essen.“
    „Wie edel. Ein passendes Ende für einen Krieger.“
    Leider hatte sie nicht unrecht damit. „Wer war die Frau?“, fragte er sie.
    „Ein Wolf aus Kalindos. Ich war überrascht, dass sie ihn davon abbringen konnte. Kalindonier können sich normalerweise kaum selbst kontrollieren, geschweige denn einander. Dennoch, es ist unverschämt, was dein Volk ihnen angetan hat. Meine Pflicht ist es, dein Leben zu schützen, aber ich mache diesem Mann keine Vorwürfe, weil er dich umbringen wollte.“
    „Ich auch nicht.“ Filip starrte zur Tür, seine Wunden pochten, und er fragte sich, ob die geheimnisvolle Kalindonierin Dankbarkeit oder Verachtung verdiente für das, was sie gerettet hatte.
    Als Zelia ihn wieder allein ließ, öffnete er seine rechte Faust. Das gelbrote Band klebte an seiner Handfläche. Die Ränder hatten einen Abdruck in der blassen Haut hinterlassen, der nur langsam wieder verschwand.
    Kurz vor Sonnenuntergang fand Alanka Lycas am Grab ihres Bruders sitzend – oder jedenfalls an dem Ort, den er zu Nilos Grab auserkoren hatte. Das Weizenfeld, bis auf den Erdboden verbrannt vom Angriff der Nachfahren, war zu einem Massengrab geworden, Heim für Hunderte tote Asermonier, Nachfahren und einige wenige Kalindonier.
    Sie schlenderte über den roten Boden und schob die Erinnerungen von sich. Sie konnte ihrem Bruder nicht zeigen, dass das Schlachtfeld ihr jetzt, da es leer war, mehr Angst machte als je zuvor.
    Lycas hatte den Kopf geneigt und sein kinnlanges schwarzes Haar nach vorn fallen lassen, um sein Gesicht zu verbergen. Erschenkte eine bernsteinfarbene Flüssigkeit aus einem Tonkrug in einen Becher.
    Während sie auf ihn zuging, bemerkte sie, dass winzige Keimlinge von Wildblumen – ein Weizenbauer hätte sie wohl Unkraut genannt – sich der Sonne entgegenstreckten, weniger als einen halben Monat nach der Schlacht. Bald würde das Feld eine bunte Wiese sein. Und in einem Jahrzehnt oder in zweien hätten die umliegenden Wälder sie wieder vereinnahmt. Hier sollte nie wieder Getreide wachsen.
    Sie setzte sich neben ihren Bruder, ohne zu sprechen. Er schenkte ihr ein grimmiges Lächeln und hielt ihr den Becher hin, an dem er genippt hatte. Sie nickte dankbar und nahm einen großen Schluck warmes Bier. Es löschte ihren Durst auf eine Art, zu der Wasser nie fähig wäre.
    Dann bemerkte sie den anderen Becher auf dem Boden neben ihnen, bis an den Rand gefüllt. Nilos Bier.
    „Brichst du morgen wieder auf?“, fragte Lycas schließlich. An diesem ruhigen windstillen Abend schien seine Stimme über das ganze Feld zu hallen, bis zu den Bäumen und zurück.
    „Früh am Morgen. Wir müssen zurück nach Kalindos und beim Wiederaufbau helfen.“ Sie hielt inne. „Du bleibst hier in Asermos.“
    „Nicht, weil ich will.“ Lycas rollte einen Klumpen Erde zwischen seinen langen Fingern hin und her. „Ich will nach Leukos und euer Volk zurückbringen. Das Volk unseres Vaters, auch wenn ich ihn nie gekannt habe. Ich will Nachfahren umbringen.“
    Sie nickte, denn sie war diese aggressiven Ausbrüche von Bärenmardern gewöhnt. „Aber du kannst nicht fort.“
    „Nicht, solange Mali schwanger ist. Außerdem braucht so eine Rettungsmission Leute, die an

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