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Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition)

Titel: Im Zeichen der Krähe 2: Die Totenhüterin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wollte, um den Abstand zwischen sich und seinem Sohn zu verringern.
    Durch ihre Befragung der Nachbarn, die Niliks Schreie gehört hatten, hatten sie in Erfahrung bringen können, dass die Entführer nach Südosten unterwegs waren, durch den weniger bevölkerten Teil von Asermos, statt direkt nach Süden auf der Straße nach Velekos. Das bedeutete, dass sie wahrscheinlich per Schiff gekommen waren und im Verborgenen geankert hatten.
    Sie erreichten den Stadtrand, wo sie weniger menschliche Gerüche ablenkten, und sahen hinaus auf die hügeligen Felder, die von lichten Wäldern umgeben waren. Die nackten Zweige der Bäume waren in sanftes Mondlicht getaucht. Der Fluss lag auf der anderen Seite dieser Hügel, wie weit entfernt, konnte sie nicht mit Sicherheit sagen.
    „Glaubst du, sie riskieren die Flucht über offenes Gelände?“, fragte sie Marek.
    „Das ginge schneller.“ Er rückte seinen Bogen zurecht. „Los.“
    Sie griff nach seinem Arm. Es war ungewohnt, den vorsichtigen Part zu übernehmen. „Versuchen wir es auf beiden Wegen. Du nimmst das Feld, ich die Wälder. Wenn einer von uns die Fährte aufspürt, geben wir ein Signal.“
    Marek nickte. Dann rannte er los.
    Alanka roch noch einmal an dem Hemd des Kindes, stopfte es dann in ihre hintere Hosentasche und betrat das Dickicht rechts von ihr. Dort gab es keine Pfade, und die abgestorbenen Brombeerzweige zerrissen ihr die Hose.
    Sie hatte weniger als zwanzig Schritte getan, als sie Marek pfeifen hörte. Schnell bahnte sie sich ihren Weg durch die Dornen bis an den Rand des Feldes. Dort stand er am Fuß des Hügels und winkte mit beiden Armen. Sie winkte zurück und ging auf ihn zu. Als er sah, dass sie auf dem Weg war, setzte er sich wieder in Bewegung.
    „Langsamer“, murmelte sie, „sonst verlieren wir die Spur.“
    Ihr kam noch ein Gedanke, geboren aus jahrelanger Erfahrung darin, in gefährliche Situationen zu geraten – aus denen Marek sie oft gerettet hatte. Wenn die Entführer glaubten, dass man ihnen folgte, warteten sie vielleicht in einem Hinterhalt. Alanka wünschte sich, Marek würde sich unsichtbar machen, aber er benutzte seine Magie wahrscheinlich für Geschwindigkeit und Ausdauer statt zur Tarnung.
    Sie verlangsamte ihre Schritte und duckte sich. Dabei konzentrierte sie ihre Macht darauf, leise aufzutreten. Das gefrorene Gras machte es ihr schwer und schien durch sein Knirschen ihre Anwesenheit geradezu herauszubrüllen.
    Als sie die Stelle erreichte, an der Marek ihr das Signal gegeben hatte, fand sie eine weiße Decke, die nach dem Kind roch. Armes Ding, seine Windel musste gewechselt werden. Aber so ließ Niliks Duft sich wenigstens einfacher aufspüren. Sie folgte ihm den Hügel hinab und geriet wieder in bewaldetes Gelände.
    Die Anwesenheit von fleckigen verwachsenen Platanen verriet Alanka, dass sie sich dem Fluss näherten. Sie strengte sich an, etwas außer seinem Rauschen zu hören, doch ein ansteigender Wind raschelte über ihr in den Zweigen.
    Durch die Wälder führte ein Pfad, und darauf sah sie vor sich Marek, der ungewöhnlich leichtsinnig den Hügel hinabrannte. Sie konnte den Fluss schon riechen. Kamen sie zu spät?
    Einige Schritte später kannte sie die Antwort. Nein. Es waren noch andere da, und …
    „Halt!“, war eine dröhnende männliche Stimme weit vor ihr zu hören.
    Alanka ließ sich auf die Knie fallen und kroch dann weiter vor, um sich hinter einem dichten Schneeballstrauch, der halb so hoch war wie sie selbst, zu verstecken. Sie spähte darüber hinweg. Marek war zwischen zwei Männern gefangen, die mit Schwertern bewaffnet waren. Einer von ihnen hatte Marek Pfeil und Bogen abgenommen. Sie trugen keine Uniformen, aber die Art, wie sie ihre Schwerter führten, und die Arroganz ihrer Haltung zeichneten sie als Soldaten der Nachfahren aus.
    „Gebt mir meinen Sohn“, forderte Marek.
    „Das können wir nicht. Verschwinde jetzt, sonst schneiden wir dir die Kehle durch.“
    „Ich gehe nicht ohne meinen Sohn.“
    Alanka kroch an den Rand des Gebüschs, um besser sehen zu könne. Durch die Bäume entdeckte sie ein kleines Boot, von dem ein Teil überdacht war. Ein nachlässig angezogener Mann Ende zwanzig trat aus diesem Bereich, gefolgt von einer jungen Frau, die Nilik trug.
    „Wir sind nicht hier, um Blut zu vergießen“, sagte der Mann auf dem Boot zu Marek. „Aber das Kind nehmen wir mit. Und nun tu, worum der Herr mit der Klinge an deinem Hals dich so nett gebeten hat, und geh.“
    „Ich sagte,

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