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Im Zeichen der Menschlichkeit

Im Zeichen der Menschlichkeit

Titel: Im Zeichen der Menschlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schomann
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Kurzem erhalten – für 75 Jahre Mitgliedschaft im Roten Kreuz. Über die Hälfte der gesamten Geschichte der Bewegung war sie im Einsatz. Natürlich auch bei anderen Großereignissen wie dem König-Ludwig-Langlauf oder dem König-Ludwig-Feuer. »Da wird man eingeteilt, und dann steht man da, bis man gebraucht wird«, beschreibt sie lakonisch die Arbeit der Bereitschaft. Auch beim Sammeln von Spenden hat sie immer fleißig mitgeholfen. Denn obwohl sich die Angebote im Gesundheits- und Sozialwesen teilweise selbst tragen und das Rote Kreuz auf staatliche Zuschüsse zählen kann, bleibt doch die Mittelbeschaffung durch kleine und große Sonderaktionen, durch Spendenbriefe und Tombolas, über die Zeiten hinweg ein wichtiges Finanzierungsinstrument. Ein Klassiker ist dabei immer noch der Rundgang mit der klimpernden Sammelbüchse. Der Saarländische Landesverband etwa ermahnt seine Mitglieder, höflich, aber bestimmt aufzutreten: »Sie sind nicht Bettler an fremden Türen, sondern Fürsprecher einer guten Sache.« Die zweimal jährlich stattfindende Haus- und Straßensammlung wird mit Nachdruck betrieben: »Kein Haus und keine Familie dürfen ausgelassen werden! Bei Abwesenheit erkundigen Sie sich beim Nachbarn. Termine notieren! Die Familie nochmals aufsuchen!« Mit einer Ausnahme: Angehörige des Jugendrotkreuzes sind beim Sammeln »von Straßenzügen fernzuhalten, in denen ihnen sittliche Gefahren drohen«. Auch Glücksbuden gehören nach wie vor zum Repertoire, und auf Basaren und Flohmärkten verkauft das Jugendrotkreuz selbstgebastelte Kerzenständer oder Steinmännchen. Jedes Jahr kommt eine Langspielplatte mit »Stars und Hits für das Rote Kreuz« heraus. Udo Jürgens singt Ein Lied für alle, die einsam sind , das Duo Cindy & Bert lässt Rosen erblühen in Málaga , und Marianne Rosenberg versichert: Ich bin wie du . Pro Ausgabe werden mehrere Hunderttausend Platten verkauft, zwei Mark fünfzig gehen an das Rote Kreuz.

    Der Circus Busch-Roland unterstützt die Losverkaufsstelle des Roten Kreuzes am Berliner Bahnhof Zoo. Wer drei Lose kauft, darf auf dem Kamel reiten.
    © Rotkreuzmuseum Berlin
    Anfang der achtziger Jahre macht ein revolutionäres neues Medium von sich reden: Bildschirmtext. Noch läuft es nur im Testbetrieb mit fünftausend Teilnehmern in Düsseldorf und Berlin. Doch schon präsentiert sich das Rote Kreuz auf dreihundert Seiten und nutzt das Medium auch für eine Versteigerung. Hans Rosenthal moderiert zugunsten eines Heims für behinderte Kinder. Jedes Aufrufen der Spenderseite bringt 99 Pfennige; alle Gebote bleiben im Topf. Und so kommen im Wettstreit zwischen beiden Metropolen über tausend Mark zusammen, und vermutlich etliche ramponierte Fernbedienungen dazu.
    Eine weitere wichtige Einnahmequelle bilden die Altkleidersammlungen. Recycling durch das Rote Kreuz hat eine lange Tradition; bereits während des Ersten Weltkriegs wurden in großem Stil Altglas, Altpapier, Bekleidung und Stoffreste gesammelt. Gebrauchte Kleidung war sowohl beim Donauhochwasser 1954 wie bei der Sturmflut in Hamburg acht Jahre später ein wichtiges Hilfsgut. In den achtziger Jahren gehört die Altkleidersammlung dann zu den geläufigsten Aktivitäten der Hilfsorganisation. Im Kreis Steinfurt im Münsterland etwa werden vorab Handzettel verteilt und 75000 Plastikbeutel an die Haushalte abgegeben – Container sind noch nicht gebräuchlich. Über drei Tage hinweg rollt dann die Sammlung, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Schüler tragen die Säcke am Straßenrand zusammen und wuchten sie auf die Lastwagen, die durch die Dörfer und Kleinstädte rollen. Tragbare Stücke kommen in die Kleiderkammer für Bedürftige. Ein Teil geht an die Katastrophenlager des DRK , in denen damals Kleidung für 60000 Menschen vorrätig gehalten wird. Der größte Teil wird an gewerbliche Unternehmen verkauft, mit dem Erlös finanziert der Kreisverband Hilfsprojekte oder gemeinnützige Arbeit. Auch verschlissene Kleidung besitzt noch einen Restwert, sie wird zu Dämm- und Faserstoffen verarbeitet. Selbst wenn es pro Kilo nur ein paar Groschen oder Pfennige bringt – allein im Kreis Steinfurt kommen jedes Mal etliche Tonnen zusammen. Da sich die Branche als lukrativ erweist, treten bald auch andere Firmen und Organisationen auf den Plan.
    Auf der internationalen Bühne sieht sich das Rote Kreuz ebenfalls zunehmend mit Wettbewerbern konfrontiert. Im Gefolge des Vietnamkriegs sind weltweit neue Hilfsgesellschaften entstanden.

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