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Im Zeichen der Roten Sonne

Im Zeichen der Roten Sonne

Titel: Im Zeichen der Roten Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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weiß gepudert, mein Haar mit einem Band aus Reisstroh zusammengebunden. Ich ließ die Gebetsschnur aus Bernstein durch meine Finger gleiten, doch die Worte, die meine Lippen aussprachen, waren bloße Worte, meine Gesten nichts als Gesten. In meinen Träumen gefangen, hatte ich die Verbindung mit der Unsichtbaren Welt verloren. In allem, was ich sah, hörte oder berührte, suchte ich nur Suki, sein Bild und bereits jetzt schon seine Erinnerung.
    Die letzte Nacht brach herein! Das Schiff würde vor Morgengrauen den Anker lichten. Stumm vor Schmerz irrten Suki und ich die Festungswälle entlang. Hi-Uma folgte uns fügsam; ab und zu hörten wir sein leises Schnauben. Unsere Blicke waren auf die kalte, klare Mondsichel gerichtet, die langsam und unerbittlich den Himmel durchwanderte. Wir kauerten uns unter eine mächtige Kiefer, deren herabhängende Zweige uns vor Kälte schützten. Schon waren im Hafen vereinzelte Lichter zu sehen. Die Zeit eilte; sie war nicht aufzuhalten. Im strahlenden Glanz neigte sich die Mondsichel der Felswand entgegen. Stumm wiegte Suki mich in seinen Armen. Ich schloss die Augen, um den Mond nicht mehr zu sehen.
    Als er vollständig hinter der Felswand verschwunden war, begaben wir uns zurück zur Festung. Unsere Finger waren eng verschlungen, unsere Handflächen aneinandergepresst. Aus dieser Berührung entstand ein Strom, der uns ins Blut überging und bis ins Herz drang. Unterhalb der Festungsmauer blieb Suki plötzlich stehen und umfasste meine Schultern. Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern: »Hi-Uma gehört der Königin, aber er wird niemand anderen auf seinem Rücken dulden als dich. Es ist das einzige Geschenk, das ich dir machen kann.«
    Da löste ich mit zitternden Fingern das heilige »Tama«-Armband von meinem linken Handgelenk, der Seite des Herzens, und streifte es um das seine. »Nimm dies als Pfand meines Versprechens. Trage den Talisman immer bei dir, er wird dich beschützen.«
    Wir standen uns gegenüber, sahen uns in die Augen und mir war, als ob wir beide schwankten. Der Wind fuhr mir ins Gesicht, ich fröstelte und unterdrückte ein Aufschluchzen. Ich sah, wie Suki die Zähne aufeinanderbiss. Seine Wangenknochen traten hervor, er schien um Jahre gealtert. Wortlos drückte er mir Hi-Umas Zügel in die Hand und verneigte sich. Dann drehte er sich um und erklomm in großen Schritten den Weg zum Ausfalltor. Nicht ein einziges Mal wandte er sich um. Sein Schatten wurde immer kleiner zwischen den hohen Mauern, bis ihn die finstere Toröffnung verschluckte.
    Ich stand wie versteinert, fühlte nur noch den beißenden Wind und eine eiskalte Leere an der Stelle des Herzens.
    Plötzlich begann ich, an allen Gliedern zu zittern, denn Hi-Uma hatte seinen Kopf gesenkt und ihn mit unendlicher Zartheit an meine Schulter gelegt. Die feuchten, warmen Nüstern streiften mich, die Pupillen glänzten wie flüssige Spiegel. Da erst ließ ich die Tränen ungehindert fließen. Schluchzend warf ich beide Arme um den Hals des Pferdes, presste mich verzweifelt an das warme Fell, wühlte meine Hände in die dichte Mähne. Nach und nach beruhigte ich mich. Ich fand mich damit ab, dass die Zeit manchmal vorwärtsschnellte wie ein Pfeil, die Gegenwart zur Erinnerung machte, von schattenhaftem Licht umgeben. Und als der Wind meine nassen Wangen trocknete, stieg ein einziger klarer Gedanke in mir auf:
    Eines Tages werde ich Königin sein!

9
    B ei Sonnenaufgang war das Schiff noch in Sicht, ein winziges purpurnes Dreieck in der unendlichen Ferne. Dann drehte der Wind. Eine mächtige Wolkenbank zog am Horizont auf. Windstöße durchwühlten die Wellentäler. Das Meer wurde grau und dunkel. Wuchtig und hochschäumend schlug die Brandung gegen die Klippen. Mein Entsetzen wuchs mit jedem Augenblick. Alle zurückgedrängten Vorahnungen und Ängste erwachten und zerrissen mir fast das Herz. Ich klammerte mich an die einzige Hoffnung: dass Admiral Chosu den aufkommenden Sturm vorausgesehen und den Befehl zur Umkehr gegeben hatte. Ich wollte mich auf den Wachtturm begeben, um die Rückkehr des Schiffes abzuwarten, aber der Wind tobte bereits in voller Stärke. Heulend und pfeifend fegte der Orkan über die Bucht. Violette Blitze jagten über das aufgewühlte Meer, unaufhörlich krachte der Donner.
    Dann begann es zu regnen, immer dichter, immer stärker. Eine

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