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Im Zeichen der Roten Sonne

Im Zeichen der Roten Sonne

Titel: Im Zeichen der Roten Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Zustimmung an. Da sah ich, wie die Königin sich straffte, wie sie nach Luft rang, als sei sie dem Ersticken nahe gewesen. Und sie sprach mit fester Stimme:
    Â»Alle, die Ihr hier anwesend seid, wisset, dass ich meiner Tochter das Recht der Entscheidung über Leben und Tod übertrage. Ihr Urteil wird das meine sein.«
    Noch immer Stille. Unbewegte Gesichter. Der Wind ließ die Gewänder rascheln. Die Schilde der Wachen funkelten. Geblendet schloss ich die Augen. Ein Urteil …, dachte ich. Was für ein Urteil?
    Endlich hob ich die Lider, heftete meinen Blick auf den Mann, der regungslos vor mir in der Sonne stand. Und traute im ersten Augenblick kaum meinen Augen. Um sicher zu sein, beugte ich mich leicht zu ihm vor. Was ich sah, benahm mir fast den Atem. Es war, als ob sich sein Gesicht auf geheimnisvolle Weise erhellte und entspannte. Ich konnte nicht den leisesten Anflug von Niedergeschlagenheit auf seinen Zügen entdecken. Er atmete tief die glitzernde Luft ein. Seine Haut hatte wieder Farbe, Glanz, Leben. Seine Schultern strafften sich, seine Haltung wurde aufrecht und königlich. Und sein Blick, kurz zuvor noch trübe und erloschen, richtete sich voller Herausforderung auf mich. Ein Lächeln zog seine Lippen hoch, seine Zähne blitzten. Trotz? Hochmut? Spott? Diesen Blick … Dieses Lächeln … ich konnte es nicht ertragen! Trotz der Sonne fror ich bis ins Mark. Und dann nahm ich nichts mehr wahr, nur noch meine eigene Stimme, eine Stimme ohne Schwingung, Ausdruck oder Klang, die Worte aussprach, die eine fremde Macht ihr aufzuzwingen schien: »Man versehe ihn mit dem Zeichen der Schande und verbanne ihn auf ewig aus Yamatai.«
    Und in dem sonnenüberfluteten Hof fesselte man den , dessen Name verflucht ist, an einen Pfosten und riss ihm Finger- und Fußnägel aus. Und während es geschah, kniete ich unbeweglich neben meiner Mutter und rührte mich ebenso wenig wie sie, als sein Blut in den Sand tropfte und unsere weißen Gewänder befleckte.
    Als alles vorüber war, nahm man dem Verurteilten die heiligen »Tama«-Steine ab, versah sein Antlitz mit dem Zeichen des Bannfluchs. Niemand sah ihn das »Land-inmitten-der-Schilfrohrfelder « verlassen. Nur die Sterne folgten ihm, als er flussabwärts wanderte - durch die Nacht nach Süden.

    Die Zeit verstrich. Die Häuser wurden aufgerichtet, die Strohdächer erneuert, frische Matten aus duftendem Binsengras geknüpft. In der Burg wurden die hohen Deckenbalken, die Rahmen der Schiebetüren, die Pfosten und Böden so lange mit heißem Wasser übergossen und poliert, bis sie wie Bernstein schimmerten. Im Heiligtum von Sugati wurde der Altarschrein von den Priesterinnen gereinigt. Sie putzten Bronzespiegel und Gefäße, brachten Reiskuchen und Früchte als Opfergaben dar. So ging das Jahr vorüber. Sonnenschein wechselte ab mit Nebel. Der laue Seewind brachte Sprühregen, die Stürme aus den Bergen Gewitter. Die Reisernte war ergiebig und auf den Feldern wuchsen Weizen und Hafer. Das Hämmern auf den Ambossen hallte aus den Schmieden, in den Werkstätten der Töpfer brannte das Feuer. Täglich zogen die Fischer ihre prall gefüllten Netze an den Strand. Auch das Hofleben nahm seinen gewohnten Lauf. Ich hatte meinen Geist dem Tempeldienst zugewandt und vor bestimmten Erinnerungen verschlossen, aber ich begab mich manchmal zu Hi-Umas Grab. Ich verbrannte Weihrauchstäbchen und brachte kleine Opfergaben dar. Meine Mutter missbilligte es, doch sie ließ mich gewähren. Und während Tsuki-Yomi Audienzen abhielt, Beamte auswählte und zu Gericht saß, herrschte die Königin in verborgener Einsamkeit über das »Land-inmitten-der-Schilfrohrfelder« und webte die heiligen Stoffe.

Dritter Teil

15
    I ch lag auf der Matte und starrte in die Dunkelheit. Meine Wunde schmerzte; das Fieber pochte in den Schläfen. Die Geräusche waren verklungen; nur die Rufe der Wachtposten schallten in regelmäßigen Abständen, doch ich hörte sie kaum noch. Seit Stunden ließ ich die Erinnerungen an mir vorüberziehen, versuchte, die Geschehnisse zu ergründen und die Wahrheit zu erkennen. Wenn das Schicksal den Mann, dessen Name verflucht war, auserwählt hatte, um Amôda ins Verderben zu stürzen, so war ich mitschuldig an seinem Verhängnis. Warum sollte nur ihn allein die Schande treffen? »Man ergreife ihn lebend und führe ihn zu

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