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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Wahnsinnige gelangen könnte. Frank wünschte sich nur eins – und er dachte, daß jeder Mann, der sein Leben gelebt hatte wie er, sich das gleiche wünschen müsse, mehr als Ruhm und mehr als Reichtum: nämlich in Ruhe gelassen zu werden.
    Frank kam sich lächerlich vor: Jetzt war er kaum vierundzwanzig Stunden aus dem Kittchen, und schon hatte er Heimweh. Die Wärter hatten ihm ungefähr einmal im Monat eine Hure hereingeschmuggelt – einen Mangel an zerzausten Täubchen, die für diese Aufgabe Schlange gestanden hatten, hatte es nie gegeben. Zu seinem Erstaunen hatte er festgestellt, daß dies, nachdem Molly nicht mehr da war, alles war, was er an weiblicher Gesellschaft noch brauchte.
    Moment, dachte Frank, und die Wolken rissen auf. Wer sagte denn, daß er das gleiche Arrangement nicht auch jetzt hinkriegen könnte, wo er fast frei war? War er denn dazu verdammt, seine Geschicke an die Schürzenbänder irgendeines Präriehuhns zu knüpfen, kaum daß sie sich selbst seinetwegen Salz auf den Schwanz gestreut hatte. Nein. Er spürte, wie Freude in ihm aufsprudelte wie Quellwasser. Das war es: Er würde einen neuen Pfad für sich roden. Schluß mit den Canyons ohne Ausgang. Keine Kuhhäschen mehr, die ihm ihr Brandzeichen aufdrücken wollten.
    Als er seine Zigarette ausdrückte, kam der kugelrunde Bahnhofsvorsteher mit dem Fahrplan der Züge angelaufen, die Phoenix an diesem Morgen verlassen hatten: zwei Güterzüge, ein Personenzug und ein lokaler Postzug. Wieso sie unter diesen Umständen überhaupt einen Zug aus dem Bahnhof gelassen hatten, war Frank schleierhaft, aber er hatte längst die Hoffnung aufgegeben, daß man ihm die Leitung der Welt anvertrauen würde. Eine kleine Schar von bangen Freiwilligen versammelte sich um ihn und wartete auf seine Reaktion.
    »Haben Sie bei all diesen Zügen zum nächsten Bahnhof voraustelegrafiert?« fragte Frank.
    Der Bahnhofsvorsteher zerknüllte sein Gesicht zu einer Kugel; er hatte ein paar Frank Buckskin-Bücher gelesen und war schlicht eingeschüchtert. »Meinen Sie, wir sollten?« »Hm. Ja.«
    »Aber – aber wir haben alle Züge durchsucht, bevor wir sie weiterfahren ließen.« »Und?«
    Der Bahnhofsvorsteher grinste, als habe er eine schmerzhaft volle Blase; dann nahm er Frank den Fahrplan aus der Hand und machte sich auf den Rückweg zum Bahnhofsgebäude.
    Spätestens bei zehn fängt er an zu traben, dachte Frank,. als er dem Mann nachsah. Er zählte und kam bis acht.
    Er seufzte tief und ließ den Blick über die Leute wandern. Fast ein Monat war vergangen, seit er im Bau den letzten Konkubinatsbesuch empfangen hatte. Müßig fragte er sich, wie kompliziert es wohl sein mochte, es sich hier rasch besorgen zu lassen, bevor die Jagd weiterginge. Er drehte sich eine neue Zigarette und entfernte sich von den Gaffern, als suche er nach Hinweisen, und sie ließen ihn wieder in Ruhe. Nach dreißig Schritten fand er einen Blutfleck auf der Erde. Er betupfte ihn mit dem Finger: trocken. Mindestens zwei Stunden alt. Eine Tropfenspur endete an einem leeren Gleis; der Bahnhofsvorsteher würde wissen, welcher Zug auf diesem Gleis gestanden hatte. »Mr. McQuethy?« Er drehte sich um. Fünf Frauen – es waren die, die ihn vom Bahnsteig her beobachtet hatten – standen zehn Schritt hinter ihm. Er legte den Finger an den Hut.
    »Ladys.«
    Die, die gesprochen hatte, trat vor, grobknochig und rotblond. Sie sah von allen am besten aus, aber das sagte weniger, als er sich erhofft hätte. »Wenn Sie die Störung entschuldigen wollen – wir haben von Ihrer Entlassung heute morgen in der Zeitung gelesen.«
    »Aha.«
    Die Frau wurde rot. »Und wir … nun, ich schätze, wir sind vermutlich Ihre größten Fans hier in Phoenix; wir haben alle Ihre Bücher gelesen und Ihre Laufbahn mit dem größten Interesse verfolgt.«
    »Aha.«
    »Ich glaube, Sie haben vor ein paar Jahren mal eine Cousine von mir gekannt, unten in Tombstone. Sally Ann Reynolds? Sie war Kellnerin im Silver Dollar Saloon.« Die Blonde bekam rote Apfelbäckchen, als Frank nicht sofort reagierte. »Jedenfalls …«
    »Wie geht’s Sally Ann?« fragte er lächelnd und ohne die leiseste Ahnung, von wem sie redete.
    »Gut. Sie ist inzwischen verheiratet, wohnt in Tucson, hat zwei Kinder.«
    »Sie müssen sie auf jeden Fall von mir grüßen.«
    »Ich kann Ihnen nicht sagen, wie aufgeregt sie sein wird, wenn sie hört, daß wir miteinander gesprochen haben.«
    Da war dieser Ausdruck in ihrem Blick, wie das Aufblitzen des Lichts

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