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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Figur solch selbstbewußter Brillanz zu begegnen! Doyle war so geschmeichelt, daß es ihm die Sprache verschlagen hatte.
    Federnd wie ein Jüngling kam Edison auf die Beine, kletterte die fahrbare Leiter hinauf, die an seiner Bücherwand befestigt war, holte einen ledergebundenen Holmes-Band herunter und bestand darauf, daß Doyle das Titelblatt für ihn signierte.
    »Sind denn weitere Holmes-Geschichten in Arbeit?« wollte Edison wissen. »Sicher war unser Mann doch scharfsinnig genug, um einen Weg zu finden, das kleine Mißgeschick am Wasserfall zu überleben.«
    »Es ist davon die Rede«, sagte Doyle; er wollte den großen Mann nur ungern enttäuschen. Innes starrte ihn an, als spreche er plötzlich in einer ihm unbekannten Sprache.
    Sie plauderten über Doyles Arbeitsgewohnheiten, und Edison war erpicht auf Fakten. Wie viele Stunden am Tag arbeitete er? (Sechs.) Wie viele Wörter schaffte er pro Tag? (Achthundert bis tausend.) Schrieb er mit der Hand oder mit einer dieser neuen mechanischen Schreibmaschinen? (Mit dem Füllfederhalter.) Wie viele Fassungen pro Buch? (Drei.) Dann verlagerte sich das Gespräch auf den geheimnisvollen Ursprung der Schöpferkraft im Geiste. Sie kamen darin überein, daß der unersättliche Appetit des Geistes nach Ordnung in der spontanen Entwicklung organisierter Ideen resultierte, die dazu dienten, die Probleme des Alltagslebens zu vereinfachen: sei es in einer Geschichte, die Licht auf einen beunruhigenden Aspekt menschlichen Verhaltens warf, oder in einer Maschine, mit der sich die Mühen unumgänglicher physischer Arbeit verringern ließen.
    »Wir sind alle Detektive«, behauptete Edison, »und wir alle ringen mit dem Fragezeichen am Ende unseres Daseins. Ein großer Teil des Reizes, den Ihr Mr. Holmes allgemein ausübt, glaube ich.«
    »Aber er ist eigentlich nur eine Maschine«, sagte Doyle bescheiden.
    »Oh, aber da bin ich anderer Meinung; mit allem Respekt für Sherlock und die vorherrschende medizinische Weisheit, aber unser Verstand ist keine Maschine. Wenn es in den entsprechenden Zustand der Bereitschaft gebracht ist, dann tritt das Gehirn, so glaube ich, in Kontakt mit dem Feld der reinen Ideen; das ist kein physikalischer Ort, wie wir ihn verstehen, aber auch kein rein theoretischer. Eine Dimension des abstrakten Denkens, parallel zu unserer eigenen, und sie überlagert und durchdringt unsere Welt auf vielerlei schwer vorstellbare Art. Unmittelbar erleben wir sie nur unter der Schirmherrschaft eines angemessen vorbereiteten menschlichen Verstandes. Und das Herableiten der Visionen, die wir vorfinden, wenn wir diesen ›anderen‹ Ort besuchen, ist der Quell aller menschlichen Inspiration.«
    »Darf ich fragen, Sir, was Sie mit den Kugeln und der Stahlschüssel praktizierten, als wir kamen?« erkundigte sich Doyle.
    »Ich sehe schon, woher unser Mr. Holmes seinen beobachterischen Scharfsinn hat«, sagte Edison lächelnd. »Ich habe schon frühzeitig in meinem Leben entdeckt, daß die besten Ideen in meinem Kopf Gestalt annahmen, wenn ich durch das träumerische Grenzland zog, das wir durchqueren, wenn wir einschlafen oder aufwachen. Ich glaube inzwischen, daß das Gehirn bei diesem kurzen Übergang seine optimale Empfänglichkeit für den Kontakt mit diesem Reich der reinen Vernunft erreicht. Die Schwierigkeit beginnt, wenn wir versuchen, in diesem traumhaften Zwischenstadium zu verweilen; wir versinken dort entweder rasch tiefer in den Schlaf, oder wir erheben uns ins wache Bewußtsein. Also …«
    Edison nahm die Schüssel und die Kugeln und setzte sich auf seinen Stuhl, um die Sache zu demonstrieren.
    »Wenn ich mich schläfrig fühle, dann setze ich mich so hin und halte die Kugeln mit der Hand über die Schüssel; wenn ich einschlafe, fallen sie mir aus der Hand, und das Scheppern weckt mich auf – ich bin ein bißchen taub und brauche schon ein ordentliches Getöse, damit es funktioniert. Rasch nehme ich die Kugeln in die Hand und lasse mich wieder treiben. Je mehr ich übe, desto länger kann ich dort verweilen. Die Gedanken kommen. Gute Resultate. Jeder kann sich diese Technik beibringen, und ich habe festgestellt, wenn ich eine oder zwei Stunden in diesem produktiven Zustand verbringe, bin ich nachher besser ausgeruht als nach vollen acht Stunden im Bett.«
    »Nun, es hat große Ähnlichkeit mit dem meditativen Zustand, den die yogis im Fernen Osten anstreben«, stellte Presto fest.
    »Ist das wahr?« Edison hatte den anderen Männern hin und wieder einen

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