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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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freundlichen Blick zugeworfen, sich aber sonst nicht weiter um sie gekümmert. »Ich bin sehr interessiert, das zu hören. Sind Sie selbst Hindu?«
    »Ich bin der episkopalische Sohn einer irisch-katholischen Mutter und eines moslemischen Vaters, der aus einer Hindu-Kultur flüchtete, um in England zu leben«, antwortete Presto mit einer Verneigung.
    »Nun, da scheint mir Amerika jedenfalls genau der richtige Ort für Sie zu sein.«
    Mit einem Blick auf seine Taschenuhr schlug Jack vor, man solle nun nicht allzuviel von Mr. Edisons kostbarer Zeit in Anspruch nehmen und statt dessen zum Grund ihres Besuches kommen. Edison, der die Störung anscheinend eher dankbar als verärgert aufgenommen hatte, führte sie durch die gewaltigen Laboratorien, die sie durch die Fenster gesehen hatten. Sechzig Angestellte erledigten ihre Arbeiten in einzelnen Teams, die den diversen Projekten zugewiesen waren. Er selbst verwende seine Zeit inzwischen größtenteils auf administrative Einzelheiten, erläuterte Edison verdrossen; seine Geldgeber beständen darauf: »Heutzutage ist Geld die Triebkraft für alles – nicht wie in den guten alten Zeiten in Menlo Park, wo die Energie noch grenzenlos und das Vertrauen der Mitmenschen frei von Zweifeln war.«
    Sie verließen das Hauptgebäude, gingen zur gegenüberliegenden Ecke des Gevierts und betraten dort eine niedrige, langgestreckte Holzbaracke von fünfzehn Metern Länge mit einem merkwürdigen, mit Scharnieren versehenen Schrägdach. Schwarze Teerpappe bedeckte die Innenwände, schwarze Vorhänge verhüllten eine kleine, erhöhte Plattform am hinteren Ende. Doyle kam zu dem Schluß, daß die Scharniere oben an den Wänden dazu dienten, das Dach aufzuschieben – aus welchem Grund allerdings, das war ihm ein Rätsel. Die Männer nahmen auf Klappstühlen vor einer viereckigen weißen Leinwand Platz, die von der Decke hing. Edison verschwand in einen Kasten aus schwarzen Vorhängen. Es wurde dunkel im Raum, und Doyle nutzte die Pause, um sich zu Jack hinüberzubeugen und zu fragen:
    »Woher kennen Sie ihn?«
    »Bin unangemeldet vor seiner Tür erschienen. Vor drei Jahren, bei meinem Wiedereintritt«, sagte Jack. »Habe mich ausgewiesen, meine Referenzen vorgezeigt: Agent der Krone.«
    »Warum?«
    »Geheimnisse, auf die ich gestoßen war. Ideen. Fragen, die ich ihm stellen wollte. Er war überraschend kooperativ; er fand mich so exotisch. Ich habe zwei Monate hier auf dem Gelände gelebt. Seinen Leuten hat er gesagt, ich sei ein Ingenieur, der zu Besuch weile. Wir hatten ein paar gemeinsame Ideen für Anwendungen seiner neuen Technologien …«
    Ein rhythmisches Summen, das hinter den Vorhängen hervorkam, schnitt ihm das Wort ab; ein paar Augenblicke später schoß ein schmaler Lichtstrahl aus einem Guckloch, das in die Mitte des Stoffs geschnitten war, und überflutete die Leinwand mit einem hellen Viereck, das dem Auge weh tat.
    Edison kam wieder zum Vorschein und blieb neben ihnen stehen. Zappelnde schwarze Kringel tanzten über die Leinwand.
    »Staub vor der Linse«, erklärte er. »Am Anfang der Rolle sind ein paar Meter, die nicht dazugehören, Jack, aber haben Sie Geduld, das Material, das Sie gezeigt bekommen wollten, kommt noch.«
    Die Leinwand wurde wieder dunkel, und dann erschienen vor ihnen zwei Preisboxer, die sich in einem von Seilen umspannten Ring umkreisten und aufeinander einschlugen; kein Laut war zu hören, und das Bild war bar aller Farbe, von flachem Schwarz und Weiß. Die Gestalten bewegten sich mit einer beinahe komischen Ruckhaftigkeit, aber das gespenstische, überlebensgroße Spektakel, das da vor ihnen aus der Luft Gestalt angenommen hatte, verblüffte sie nichtsdestoweniger.
    »Das ist Gentleman Jim Corbett, der Weltmeister im Schwergewicht«, sagte Edison und deutete auf den größeren der beiden Männer. »Vor ein paar Monaten hier in diesem Raum gefilmt. Sein Gegner ist ein Bursche aus dieser Gegend, den wir aus der Anonymität geholt haben …«
    Auf der Leinwand streckte Corbett den Mann mit einem einzigen Hieb zu Boden.
    »… in die er bald wieder zurückgekehrt ist.«
    Das Bild wandelte sich zu einer Landschaft. Ein Eisenbahntunnel, der in eine Bergflanke gegraben war, und Gleise, die daraus hervor und geradewegs auf die Leinwand zuliefen. Nach einigen Augenblicken brach eine dampfende Lokomotive aus dem Tunnel und kam auf sie zugeschossen. Die Männer schrien unwillkürlich auf, und Innes ließ sich seitwärts vom Stuhl fallen.
    Edison lachte

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