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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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mit dem Kopf zur Treppe; Frank nickte, und sie gingen hinauf. Oben knarrte eine Bodendiele, und sie blieben auf dem Treppenabsatz stehen. Ein Schwarzhemd kam in Sicht und spähte über das Geländer nach unten in den Flur.
    Kanazuchis Arm zuckte in einer peitschenden Bewegung nach vorn, und der Griff seines Messers ragte aus der Kehle des Wächters. Der Mann sackte zu Boden, seine Hände tasteten nach der Klinge. Kanazuchi brachte den Rest der Treppe mit drei Sätzen hinter sich, ohne ein Geräusch zu machen, stellte dem Mann einen Fuß in den Nacken und brach ihm das Genick.
    Dieser Kerl versteht seinen Job wirklich, dachte Frank und folgte ihm nach oben.
    Sie gingen durch die erste Tür auf der rechten Seite eines Mittelkorridors. Kanazuchi schloß die Tür hinter ihnen und verriegelte sie. Das Licht war heller. Das Zimmer fühlte sich bewohnt an, mehr als die anderen Räume, die sie gesehen hatten. Regale voller Bücher. Arbeit auf einem Schreibtisch. Ein großer Globus. Eine aufgeschlagene Bibel auf einem Lesepult.
    »Reverend Day«, sagte Kanazuchi. Frank kniete nieder, um ein paar dunkle Flecken im Teppich zu untersuchen.
    »Hier ist Blut«, stellte er fest. »Frisch, vielleicht zwei Stunden alt.«
    »Jacob«, sagte Kanazuchi und schaute zu den Glasscherben hinüber, die in einer Ecke auf dem Boden lagen.
    »Sieht aus, als ob er sich gewehrt hat. Sie haben ihn raus-
    geschleift … hier entlang«, sagte Frank. Er folgte der verschmierten Blutspur. Sie endete jäh vor einem glatten Paneel der Wandtäfelung.
    Die beiden Männer studierten die Wand.
    Schreie hinter dem Haus, die sich rasch nach vorn fortpflanzten. Alarm. Jemand hatte die Leichen gefunden.
    Frank und Kanazuchi schauten einander gelassen an. Sie hörten, wie Schritte die Treppe heraufgepoltert kamen, aber keiner der beiden zeigte Eile. Frank verfolgte eine kaum sichtbare Naht, die parallel zur Kante der rosafarbenen Tapete verlief. Kanazuchi entdeckte einen verfärbten Fleck an der Tapete; das Papier war dunkel von Hautfett. Er legte den Finger auf den Fleck und drückte; ein Riegel schnappte auf, und das Wandpaneel schwang entlang der Naht auf und offenbarte einen engen Gang.
    Der Knauf der Zimmertür hinter ihnen ratterte, aber das Schloß hielt. Sie hörten Schlüssel klirren. Als ein Schlüssel ins Schloß geschoben wurde, beugte Frank ein Knie und feuerte in weniger als fünf Sekunden die fünfzehn Schuß aus dem Magazin des Henry-Stutzens durch die Tür, und gleich danach die sechs Patronen aus seinem Colt. Kanazuchi lief zur Tür und öffnete sie.
    Vier Schwarzhemden tot draußen im Flur.
    Dieser Mann ist gut, dachte Kanazuchi.
    Neuerliches Geschrei draußen und unten, Reaktionen auf die Schüsse, der Alarm breitete sich im ganzen Haus aus. Frank folgte Kanazuchi in den Geheimgang. Verwischte Blutflecke führten eine Treppe hinunter, durch einen kurzen Gang und zu einer nur von innen zu öffnenden Tür in der Geschirrkammer bei der Küche. Im Dunkeln blieben sie stehen, Frank lud gelassen seine Waffen. Die Schritte und lauten Stimmen ringsum nahmen zu.
    »Der Reverend ist nicht hier«, sagte Kanazuchi.
    Frank ließ die volle Trommel in den Colt zurückschnappen. »Ach was.«
    »Sie haben Jacob dort hinausgeschafft.« Kanazuchi deutete auf die Tür, wo die Flecken aufhörten. »Die konnte ich da, wo ich war, nicht sehen.«
    »Tja«, sagte Frank; er hörte Gepolter oben im Gang hinter ihnen. »Hier können wir nicht bleiben.«
    Leise huschten sie durch die Küche und zur Tür hinaus, durch einen kleinen Vorratsraum und in einen schmalen Durchgang an der Nordseite des Hauses. Blutflecken und Fußspuren waren hier zu Ende; es war unmöglich, sie im Dunkeln weiter zu verfolgen. Die Gasse war menschenleer, aber sie hörten, wie die Leute in Scharen aus allen Himmelsrichtungen zum Haus der Hoffnung gerannt kamen. Ganz oben in der schwarzen Kirche begann eine Glocke zu läuten.
    Kanazuchi lief durch das Gewirr der Hütten voraus, und der wachsende Aufruhr blieb in der Ferne hinter ihnen zurück. Die Hütten waren leer; die meisten Stadtbewohner waren im Theater, um sich die Vorstellung anzusehen. Die beiden Männer duckten sich unter ein schäbiges Blechdach.
    »Die gute Nachricht ist«, flüsterte Frank, »daß sie nicht wissen, wie wir aussehen.«
    »Jeder einzelne wird uns suchen«, sagte Kanazuchi, ohne eine Miene zu verziehen. »Und wir wissen nicht, wo Jacob ist.«
    »Das ist die schlechte Nachricht.«
     
     
    Sie ritten so stetig durch das

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