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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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die Laterne mit seiner Jacke ab, und fünf Gesichter schoben sich in den mattglänzenden Schein.
    »Diese Leute sind fest entschlossen, Sie umzubringen, Mr. Stern«, sagte Doyle in kaum hörbarem Flüstern. »Wenn sie damit das Buch Sohar in ihren Besitz bringen können.«
    »Wieso geben wir es ihnen nicht einfach?« fragte Hoffner.
    »Aber wir haben doch keine Ahnung, wo es ist –«
    »Es ist in meiner Kabine«, sagte Doyle.
    Erstaunte Ausrufe.
    »Gentlemen, bitte«, bat Doyle und richtete die Laterne auf Pinkus, während dieser blitzschnell den Kopf wieder zur Wand drehte. »Für Erklärungen ist noch Zeit, wenn wir in anderer Gesellschaft sind – es sei denn, Sie möchten das alles gern auf der Titelseite einer Zeitung lesen.«
    »Ich stimme aus ganzem Herzen zu«, sagte Hoffner. »Da ihnen anscheinend durchaus bekannt war, daß das Buch Sohar nicht in seiner Kiste im Laderaum lag, nahmen unsere blinden Passagiere an, daß es sich immer noch in Ihrer Kabine befinde, Mr. Stern, wo man dann ja den Versuch unternahm, es Mr. Selig abzunehmen. Im Schutze dieser Dunkelheit gedenkt man wohl, Ihre Kabine daraufhin noch einmal zu untersuchen.«
    »Aber warum denn jetzt? Hier draußen, mitten auf dem Ozean?« fragte Stern.
    »Statt zu warten, bis wir nur noch einen Tag vom Land entfernt sind, wo die Chance, unentdeckt zu entkommen, so viel größer wäre?« fragte Doyle und schickte sich zu weiteren Ausführungen an.
    »Weil ihnen klar ist, daß wir von ihrer Anwesenheit an Bord wissen, und weil sie es sich nicht leisten können, länger zu warten. Liegt auf der Hand«, sagte Innes. Ausgezeichnet, Innes, dachte Doyle. »Woher könnten sie das wissen?« fragte Hoffner. »Eine Sicherheitslücke«, sagte Doyle. »Auf der Brücke.« »Unmöglich.«
    »Keiner von Ihren Leuten, Captain. Einer von ihnen.« »In Uniform?«
    »Sie werden womöglich die bedauerliche Entdeckung machen, daß einer Ihrer Männer verschwunden ist.«
    »Herrgott, dann werden wir das Schiff von den Toppen bis zur Bilge durchsuchen, und wir werden diese Leute finden –«
    »Wir werden noch etwas Besseres tun, Captain, aber wir müssen unverzüglich handeln; wir haben weniger als dreißig Minuten Zeit.« Doyle wandte sich an den Maschinisten. »Haben Sie roten Phosphor an Bord?«
    Der Maschinist wandte sich an Hoffner, und der übersetzte ihm die Frage.
    »Ja, Sir«, sagte der Maschinist dann.
    »Gut. Bringen Sie uns soviel, wie Sie beschaffen können,
    hierher.«
    Der stämmige kleine Maschinist, der die jüngsten Entwicklungen infolge seiner mangelhaften Englischkenntnisse in völliger Ratlosigkeit verfolgt hatte, zeigte sich äußerst erleichtert, als er nun eine so konkrete Aufgabe zu erfüllen hatte. Er salutierte zackig und marschierte aus dem Laderaum hinaus.
    »Captain, können Sie uns ein paar Schußwaffen beschaffen –«
    »Natürlich; sie befinden sich hinter Schloß und Riegel auf der Brücke –«
    »– ohne daß Ihre Offiziere etwas davon merken?«
    Hoffner zog den Saum seiner Uniformjacke stramm und ließ seinen teutonischen Stolz in vollem Glanz erstrahlen.
    »Ich denke, das werde ich schon noch fertigbringen.«
    »Was wollen wir tun, Arthur?« fragte Innes.
    »Eine Falle stellen«, sagte Doyle.
    »Wirklich? Ungeheuer! Kann ich helfen?« fragte Ira Pinkus.
    Doyle richtete den Lichtstrahl auf ihn. Pinkus hatte sich bis auf zwei Schritte herangeschlichen und drückte sich schon Gott weiß wie lange dort herum.
    »Zufälligerweise ja«, sagte Doyle Zwanzig Minuten später. Samtenes Mondlicht schien durch das Bullauge in die unirdische Stille in Sterns Kabine.
    Ein erstes Geräusch: ein Dietrich glitt behutsam in das Schlüsselloch. Scharrend arbeitete er sich durch die einzelnen Stifte und hielt jeden an seinem Platz, bis das Schloß mit kaum hörbarem Klicken nachgab und die Klinke sich drehte. Langsam öffnete sich die Tür um Zollbruchteile, bis die neubefestigte Kette Widerstand bot. Eine Drahtzange schob sich durch den Türspalt und erfaßte die Kette; der Druck nahm stetig zu, bis das letzte Kettenglied durchschnitten war. Eine behandschuhte Hand fing die Kettenenden auf, bevor sie herunterfallen und gegen die Metalltür schlagen konnten, und ließ sie sanft hinuntergleiten.
    Sodann öffnete sich die Tür gerade so weit, daß die erste schwarzgekleidete Gestalt hereinschlüpfen konnte, mit Kreppsohlen unter den Schuhen und einer Maske, die sich straff um den Kopf spannte. Die Gestalt schaute sich prüfend in der Kabine um und musterte

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