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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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standen.
    Doyle nahm Kapitän Hoffner das Brecheisen aus der Hand, griff nach der Laterne, die Innes hielt, und schloß die Blenden, so daß sie jäh im Dunkeln standen.
    »An die Wand stellen. Weg von der Tür«, flüsterte er den andern zu. »Und von keinem ein Wort.«
    Sie warteten. Fünfzehn Schritt weiter hinten im Gang züngelte ein Flämmchen auf; jemand hatte ein Streichholz entzündet. Hüpfend kam es auf sie zu, erlosch und wurde durch ein neues ersetzt, und gleich ging es weiter. Doyle verfolgte das Herannahen der schlurfenden Schritte, und als die Gestalt die Luke zum Laderaum erreicht hatte, trat er herzu und klappte vor dem Gesicht des Mannes die Laterne auf, so daß sie ihn blendete. Der Mann schrie auf, ließ sein Streichholz fallen und bedeckte die Augen. »Herrgott noch mal, was soll das denn?« »Was machen Sie denn hier, Pinkus?« fragte Doyle. Ira Pinkus beugte sich nach vorn und versuchte, sich die tanzenden Flecken aus den Augen zu reiben; er war so durcheinander, daß er keine Lüge zustande brachte. »Ich bin Ihnen gefolgt«, gestand er. »Da haben Sie sich einen sehr unglücklichen Zeitpunkt ausgesucht – gehen Sie weg von der Tür, Pinkus; man könnte auf Sie schießen.« Doyle bugsierte den kleinen Mann vor ein Schott und schloß die Luke hinter ihm.
    »Ich war halb die Treppe heruntergekommen, als alles schwarz wurde –«
    »Und sprechen Sie leiser.«
    »Okay«, flüsterte Pinkus. »Meine Güte, ich kann überhaupt nichts erkennen; alle sehen aus wie Glühbirnen – na, jedenfalls, was ist denn das für eine Geschichte mit Schädel und gekreuzten Knochen, Mr. Conan Doyle – oh, hallo, Innes, nett, Sie wiederzusehen.« »Hallo.«
    »Und wie heißen Sie, mein Freund?« »Lionel Stern.«
    »Angenehm. Ira Pinkus. Und das muß Captain Hoffner Sein – sehr erfreut, Sie kennenzulernen, Sir; hab’ mich schon drauf gefreut. Sehr nettes Schiff haben Sie da. Ira Pinkus, New York Herold –«
    »Wieso folgt dieser Mann Ihnen?« Hoffner wandte sich an Doyle.
    »Ich schreibe eine Artikelserie über den transatlantischen Dampferverkehr, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn ich Gelegenheit bekäme, Sie mit einem Interview –«
    »Pinkus«, sagte Doyle drohend.
    »Yeah?«
    »Halten Sie den Mund, oder ich sehe mich genötigt, Sie zu erwürgen.«
    »Oh. Klar. Okay.«
    Das Schweigen, das nun folgte, wurde von metallischem Stöhnen und einer Serie von ruckartigen Stößen unterbrochen, die irgendwo achtern und oberhalb von ihnen das Schiff erschütterte.
    »Der Notgenerator«, sagte der Maschinist.
    »Versucht, die Schrauben wieder in Gang zu bringen«, sagte Doyle. Hoffner nickte. Sie lauschten.
    »Aber es klappt nicht«, stellte Innes fest.
    »Dieser Generator wurde vor dem Auslaufen in Southampton inspiziert und für voll funktionsfähig befunden«, erklärte Kapitän Hoffner.
    »Aber das gilt auch für die Maschinen, nehme ich an«, sagte Doyle.
    Hoffner starrte ihn an. »Wollen Sie andeuten …?«
    »Sabotage?« flötete Pinkus beinahe genüßlich.
    Das Wort hing in der Luft. Pinkus blickte zwischen Doyle und Hoffner hin und her wie ein Zuschauer beim Tennis.
    »Was ist Ihr übliches Vorgehen in einer solchen Situation?«
    »Die Besatzung verteilt Lampen und begleitet alle Passagiere, die an Deck sind, in ihre Quartiere.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    »Zwanzig Minuten, vielleicht eine halbe Stunde.«
    »Und dann erwartet man, daß die Passagiere in ihren Kabinen bleiben?«
    »Ja, bis die Stromversorgung wiederhergestellt ist.«
    »Captain … weiß noch irgend jemand, daß wir hier unten sind?« fragte Doyle.
    »Mein Erster Offizier«, sagte Hoffner, »und wer sonst noch auf der Brücke ist.«
    »Sind sie hinter mir her?« fragte Lionel Stern düster. Doyle wollte antworten, als er aus dem Augenwinkel bemerkte, daß Pinkus mit welpenhaftem Eifer zuhörte. »Mr. Pinkus, wären Sie wohl so gut, dort hinüberzugehen und eine Weile in der Ecke stehenzubleiben?« »Ach? Wozu?«
    »Dies ist ein Privatgespräch«, sagte Doyle und beleuchtete ihm den Weg mit seiner Laterne.
    Pinkus zuckte freundlich die Achseln und folgte Doyles Lichtstrahl in die hintere Ecke, wobei er einen unbehaglichen Blick auf die leeren Särge warf.
    »Soll ich mich mit dem Gesicht zur Wand stellen?« »Wenn Sie so gut sein wollen.«
    »Hey, überhaupt kein Problem.« Mit einem freundschaftlichen, plumpvertraulichen Winken wandte Pinkus sich ab.
    Doyle versammelte die anderen in einem engen Kreis um sich herum; er schirmte

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