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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Handschuhen.
    » Sie sind doch der Reporter«, sagte Doyle nicht minder gereizt. »Wieso fragen Sie ihn nicht? Bleib hier, Innes; ich bin gleich wieder da.«
    »Jeeeeesusmariaundjosef, hab’ ich einen Schrecken gekriegt, Innes. Und ich geb’s gern zu: Ich glaube, ich hab’ mich sogar vor mir selbst gegruselt«, sagte Pinkus und fächelte sich mit seinem leuchtenden Hut Luft zu. »Hey, wie hab’ ich mich gemacht? War ich okay?«
    »Wenn alle Stricke reißen, könnten Sie immer noch als Schloßgespenst arbeiten.«
    »Junge, das ist Spitze. Vielen Dank.« »Helfen Sie mir; wir sollten ihn aus dem Weg räumen, bevor die Touristen Wind bekommen.« »Na klar, Kumpel, alles, was Sie wollen.« Pinkus beugte sich herunter, und Innes konnte ihn endlich aus der Nähe betrachten. Die klumpigen Rinnsale von phosphoreszierendem Schweiß erweckten den Anschein, als schmelze sein Gesicht. »Wahrscheinlich eine gute Idee, wenn wir Sie auch gleich außer Sicht schaffen.«
    Doyle fand Lionel Stern und den Maschinisten im Dunkeln hinter der Luke am Ende des Korridors; sie kümmerten sich um Kapitän Hoffner, der einen verletzten Arm umklammert hielt.
    »Wir haben die Schüsse gehört«, sagte Hoffner. »Mein Gott, er war so schnell bei uns, daß ich überhaupt keine Zeit hatte –«
    »Wie ein Schatten«, sagte der Maschinist.
    »Er ist einfach durch uns hindurchgerannt«, berichtete Stern. »Alles ging so schnell, daß ich Ihnen nicht einmal sagen könnte, in welche Richtung er verschwunden ist.«
    »Macht nichts«, sagte Doyle und bückte sich, um das Deck zu untersuchen. »Das wird er uns selbst verraten.«
    Er deutete zum Aufgang und zu der dünnen Schicht Phosphor, die er dort ausgelegt hatte, nachdem sie Pinkus damit überzogen hatten. Er wies Stern an, bei Hoffner zu bleiben, und zusammen mit dem beherzten Maschinisten, der mit beiden Fäusten einen mächtigen Schraubenschlüssel umklammert hielt, folgte er der Spur der leuchtenden Fußabdrücke, die hinauf auf das weite offene Deck führte.
    Der Mond verschwand hinter einer heranrückenden Wolkenbank, und in der Dunkelheit waren die leuchtenden Fußspuren noch leichter zu erkennen. Ohne Maschinenkraft und somit unfähig, in die schwere Dünung des nahenden Unwetters hineinzusteuern, schlingerte die Elbe mittschiffs schwer. Gischt sprühte über die verlassenen Decks, und straffe Taue vibrierten wie Harfensaiten im pfeifenden Wind; das Schiff wirkte insgesamt nun weniger wie ein Luxusliner als vielmehr wie die Dampferversion des Fliegenden Holländers.
    »Dieser Mann«, flüsterte der Maschinist, als sie stehenblieben, ehe sie vorsichtig um eine Ecke bogen, »er ist der devil.«
    »Der Teufel«, sagte Doyle. »Ja. Aber er ist zugleich nur ein Mensch.«
    Als Doyle sich bückte, um einen weiteren Fußabdruck zu begutachten, hörte er ein leises, gleichmäßiges metallisches Klopfen, und dann sah er, daß der Schraubenschlüssel, den der Maschinist in den Händen hielt, zitterte und dabei immer wieder gegen die Reling schlug.
    »Wie heißen Sie?«
    »Dieter. Dieter Boch, Sir.«
    »Es ist gut, daß ich Sie bei mir habe, Dieter.«
    » Thank you, Sir.«
    Sie folgten der Spur eine Treppe hinauf zum Achterdeck. In der tintenschwarzen Dunkelheit vor ihnen glaubte Doyle die Umrisse eines großen Mannes zu erkennen, der ganz am Ende an der Heckreling stand. Doyle griff nach seiner Pistole, aber das Schiff gierte heftig, als es jetzt in einen Wellentrog hinabstieß. Die beiden Männer taumelten und mußten sich festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und als Doyle wieder aufschaute, war die Gestalt an der Reling verschwunden. Er befragte seinen Begleiter, aber der Maschinist hatte nichts gesehen. Hastig liefen sie nach achtern. Die großen Abstände zwischen den Fußabdrücken ihres Wildes deuteten darauf hin, daß der Mann in Schwarz nicht aufgehört hatte, zu rennen. Die Spur führte bis zum Ende des Topdecks und endete dort unvermittelt.
    » He is going über Bord?«
    »Es sieht so aus«, sagte Doyle.
    »In dieses Wasser?« Boch spähte in banger Sorge zu den turmhohen Wellenkämmen hinaus. Wie so mancher Seemann lebte er in beständiger Angst vor dem Meer. »Warum wird er so etwas tun?«.
    Ja, warum? dachte Doyle. Warum nehmen sich gleich zwei Männer lieber das Leben, als sich gefangenzugeben?
    Um ein Buch zu stehlen?
    Sie nahmen das Gerona Sohar aus einem Geheimfach in Doyles Schiffskoffer, legten es in den Schiffstresor und sorgten dafür, daß es rund um die Uhr

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