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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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auch die reglosen Umrisse in der unteren Koje. Dann hielt sie die Tür auf, um eine zweite, identisch gekleidete Gestalt hereinzulassen, die sich langsam und zielstrebig auf den Rand der Koje zu bewegte. Dünner, scharfer Stahl in ihrer Hand blitzte im Licht des Mondes auf, das zum Bullauge hereinflutete. Jetzt, dachte Doyle.
    Als die Gestalt in Schwarz nach der Bettdecke griff, ertönte draußen im Gang ein gespenstischer Schrei, ein jämmerlich qualvolles Stöhnen, das immer schriller und lauter wurde.
    Vorsicht, nicht übertreiben.
    Die beiden Männer wandten sich zur Tür; eine dritte, identisch gekleidete Gestalt schob den Kopf in die Kabine und winkte sie zu sich. Die beiden huschten hinaus und spähten den Korridor hinunter, wo sich dem Trio ein höchst merkwürdiger Anblick bot.
    Die glühenden Umrisse eines Schiffsoffiziers erhellten das hintere Ende des dunklen Korridors, die ätherisch leuchtende Silhouette eines Mannes in zerfetzter Uniform, mit Ketten behängt; die Augen waren schwarze Höhlen, tief in der grün-grauen Fläche seines beklagenswerten Gesichts. Die beunruhigende Erscheinung stöhnte erneut, rasselte mit den Ketten, hob bedrohlich die Arme und tat einen Schritt auf die drei schwarzgekleideten Männer zu. Die drei fuhren zurück, einen Moment lang abgelenkt. Doyle warf die Bettdecke von sich, richtete sich in der Koje auf und zielte mit einem Schrotgewehr auf die drei Männer im Türrahmen. »Keine Bewegung!«
    Als seine Stimme ertönte, flog die Tür gegenüber auf, und Innes, eine Pistole in der Hand.
    Eine der Gestalten warf sich zu Boden, rollte gegen Innes’ Knie und riß ihn um. Seine Pistole ging los, die Kugel prallte schwirrend von der Metalldecke ab und bohrte sich in den teppichbedeckten Boden. Als Doyle endlich abdrückte, waren die beiden Gestalten schon mit unglaublicher Schnelligkeit in verschiedenen Richtungen den Gang hinunter geflüchtet; der Schuß prasselte harmlos gegen die Schotten. Doyle sprang zur Tür. Einer der fliehenden Meuchelmörder rannte gegen den »Geist« der Elbe, riß ihn zu Boden – Doyle sah, wie die leuchtende Gestalt Hals über Kopf durch den Korridor purzelte – und verschwand dann um die Ecke. Der zweite Eindringling sprintete geradewegs auf die Luke zu, hinter der Kapitän Hoffner, Stern und der Maschinist auf der Lauer lagen.
    Der dritte Angreifer kam aus der gegenüberliegenden Tür gesprungen und wollte den andern nachlaufen; Innes’ Hand schoß hervor und packte seinen Fußknöchel. Der Mann wirbelte herum und ließ den anderen Fuß mit aller Kraft auf Innes’ Handgelenk niederfahren. Mit einem Aufschrei ließ Innes los, doch im selben Augenblick holte Doyle mit dem Gewehrkolben aus und traf die Gestalt am Hinterkopf, so daß der Mann mit dem Gesicht voran hart gegen die gegenüberliegende Wand prallte. Er brach jedoch nicht zusammen, sondern rollte herum und versetzte Doyle einen Maultiertritt in den Bauch, so daß dieser durch die offene Tür zurück in die Kabine gefördert wurde, wo er unsanft mit dem unnachgiebigen Rahmen der Kojen zusammenstieß.
    Während der Mann in Schwarz diesen Tritt ausführte, schlug Innes ihm das andere Bein weg. Der Angreifer flog durch die Luft und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden. Innes ging in die Knie und versetzte ihm einen zerschmetternden Faustschlag gegen den Kopf. Doyle hastete hinaus auf den Gang, rammte dem am Boden Liegenden den Gewehrlauf in die Brust und ließ eine neue Patrone in die Kammer springen.
    »Eine Bewegung, und ich schieße«, sagte er keuchend und nach Atem ringend.
    Die Gestalt lag still. Doyle schnappte nach Luft; gottlob war Innes so geschickt mit seinen Fäusten. Und unter Druck bewahrte er einen kühlen Kopf. Die Royal Fusiliers waren eine gute Schule für ihn gewesen.
    »Haben wir ihn?« erkundigte sich der Geist der Elbe und verharrte vorsichtig mit drei Schritt Abstand im Korridor.
    In ihrer Verblüffung konnte keiner der beiden Brüder schnell genug reagieren, als die Gestalt in Schwarz plötzlich in einer einzigen Bewegung einen Derringer aus dem Ärmel zog, ihn an die eigene Schläfe führte und abdrückte. »O mein Gott. O mein Gott. Ist er tot?« fragte der Geist. »Natürlich ist er tot, Ira«, antwortete Innes zutiefst erbost. »Er hat sich eine Kugel in den Kopf geschossen.«
    »Na, wie um alles in der Welt kommt einer auf die Idee, so was Verrücktes zu tun?« Pinkus lehnte sich an die Wand und wischte sich geistesabwesend die Phosphormischung von den

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