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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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widerspiegelte.
    Aber das Wichtigste war: Chris Buckley und seine Busenfreunde erkannten in Little Pete einen Mann, der sich mit wilder Entschlossenheit einem Ziel geweiht hatte, das auch ihnen von Herzen lieb und teuer war: der beständigen Gefangenhaltung, Unterwerfung und Versklavung der chinesischen Bevölkerung in der Stadt. Die Bewohner von Tangrenbu lebten in unablässiger Angst vor Pete und den bösartigen Schergen seines Sue Yop Tong. Zwar besaßen noch fünf andere Verbrecher-Tongs beträchtliche Anteile an Tangrenbu, aber Little Petes ›On-Leong-Gesellschaft‹ kontrollierte den Zustrom des Opiums im Viertel. Ihm gehörten zahlreiche Ausbeuterbetriebe, in denen Süchtige Sklavenarbeit leisteten und ein paar Pennies verdienten, die sie für ihre abendliche Schale Reis wieder ausgaben, und die meisten der ungezieferverseuchten Absteigen, in denen sie ihren Rausch ausschliefen, waren ebenfalls in seinem Besitz. Für ihre Zusammenarbeit mit dem politischen Apparat bekamen die sechs Tongs die alleinverantwortliche Zuständigkeit für Import und Überwachung sämtlicher Arbeiter aus China. Und durch Buckleys angenehme Verbindungen zu den Eisenbahnbaronen von San Francisco – Hopkins, Huntington, Crocker und Stanford – war Little Pete zum Hauptlieferanten der ›Coolie‹-Arbeitskräfte für den Ausbau der Bahnlinien im Westen geworden. Im Mandarin-Dialekt bedeutete kuli ›bittere Kraft‹.
    Für das Privileg, sich in diesem Land der unbegrenzten Möglichkeiten niederzulassen, wurde das Leben eines Arbeiters aus den niederen Kasten, sobald er die Schuppen des Embarcadero hinter sich gelassen hatte, somit zu einer Ware, die Little Pete und den Sechs Gesellschaften gehörte und die sie nach Belieben ausbeuten konnten bis zum Grab. Dort angekommen, pflegte eine von Petes Bestattungsfirmen die Einäscherung vorzunehmen und noch einmal einen stattlichen Profit einzustreichen, indem sie die Asche – keineswegs unbedingt die eines bestimmten Arbeiters – nach China zur Familie des Verstorbenen überführte.
    Bittere Kraft, fürwahr.
    Little Pete war ein Gewohnheitstier. Eine etablierte Routine war es, zur werktäglichen Mittagsstunde auf dem Balkon im ersten Stock seines Stadthauses in der Kearney Street die Bittgesuche seiner Klienten entgegenzunehmen. Es gefiel ihm, sich herzhaft den Bauch vollzustopfen, während seine Arbeiter und Ladenpächter sich vor ihm demütigten. Gelegentlich, wenn eine Bitte hinreichend harmlos oder mit geringem Kostenaufwand erfüllbar war, pflegte er seine seltene und daher legendäre Großmütigkeit zu demonstrieren.
    Aber jetzt war es halb eins, er saß bei seiner dritten Portion Entenfüße, und noch immer war niemand gekommen, um ihn mit seinen albernen Problemen zu beknien. Er schrie nach seinem Hausdiener, Yee Chin. Wieso war niemand da? Wenn man sie unten hatte warten lassen, würde jemand dafür bestraft werden!
    Keine Antwort. Er warf die Knochen auf den Teller und verlangte nach mehr. Niemand kam. Jetzt wurde er böse. Die Küchenjungen hatten den Befehl, gleich hinter der Balkontür mit weiteren Portionen bereitzustehen und sie herauszubringen, sobald er rief, und sie alle hatten schon seinen Peitschenstiel auf dem Rücken zu spüren bekommen, wenn ein Gericht kalt auf seinen Tisch kam. Little Pete läutete die kleine Porzellanglocke neben seinem Teller und schrie noch einmal.
    Nichts. Yee Chin würde für seine Inkompetenz ein Höllendonnerwetter erleben.
    Little Pete zwängte seinen vorgewölbten Bauch hinter dem Tisch hervor, hob sein umfangreiches Hinterteil vom Seidenkissen seines handgeschnitzten Stuhls aus der T’ang-Dynastie, griff nach seiner Reitpeitsche und watschelte ins Wohnzimmer, während er sich kreative neue Methoden ausdachte, um diese nichtsnutzigen Domestiken zu bestrafen.
    Eine Silberkuppel bedeckte die Mahlzeit, die drinnen neben der Tür auf dem Servierwagen bereitstand. Wenn dieser nächste Gang kalt geworden war, dann mochte der Himmel Yee Chin helfen. Er hob die Kuppel …
    Little Pete fiel auf die Knie und erbrach unter heftigem Würgen sein Mittagessen. Sein Kopf war leer, seine Sinne gefühllos; er war blind, stumm und taub. Auf dem Teller lagen Füße. Menschenfüße.
    Little Pete kroch hastig auf Händen und Knien davon. Sein Überlebensinstinkt drang wieder an die Oberfläche. Wo waren seine Leibwächter? Vier Mann waren rund um die Uhr im Dienst. Jemand war an ihnen vorbeigekommen. Der Überfall konnte aus jeder Richtung kommen, in jeder

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