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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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aus Prag in einem dieser Särge gewesen sein könnte«, sagte Stern.
    »Oder daß irgendwo an Bord dieses Schiffes ein acht Fuß hohes Ungeheuer aus Lehm sein Unwesen treibt«, ergänzte Innes.
    »Ich will folgendes andeuten«, sagte Doyle. »Wenn man an Bord eines Schiffes auf hoher See von einem Mann etwas bekommen möchte, ohne dabei ungebührliche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken –«
    »Da ist ein acht Fuß großes Lehmmonster eine erstklassige Idee«, bemerkte Pinkus schlau.
    »– und wenn man weiß, daß der Mann, von dem man das Gewünschte bekommen will, erstens herzkrank ist und zweitens die Legende von einem acht Fuß großen Lehmmonster kennt, welches womöglich in einem Zusammenhang mit dem Gegenstand steht, der gestohlen werden soll, und wenn überdies klar ist, daß man diesen Mann wird töten müssen, um diesen Gegenstand zu kriegen, die Umstände jedoch gebieten, daß sein Tod nicht auf den ersten Blick als Mord erkennbar ist –«
    »Dann erschreckt man ihn zu Tode«, vollendete Innes, der endlich begriffen hatte.
    »Man schmuggelt vier Männer und einen Sarg mit irgendeiner in Tonerde gepackten Apparatur an Bord. Man zeichnet die Särge so aus, als kämen sie aus Prag, um den Aberglauben zu stärken. Nicht zu vergessen: Der Passagier, der den ›Geist‹ schreien hörte, hat auch eine große graue Gestalt gesehen, die im Laderaum umherstreifte, und diese Kabinen der Zweiten Klasse sind nur zwei Treppen weit entfernt; als es gestern abend an Mr. Seligs Kabinentür klopfte und er die Tür so weit öffnete, wie die Kette es erlaubte … Ich glaube, es war der Anblick dieses ›Golem‹, was seinen tödlichen Herzanfall so unvermittelt herbeiführte.«
    »Was sagt man dazu?« meinte Pinkus. »Aber wenn es so war, was hat sie dann daran gehindert, sofort einzudringen und das Buch zu stehlen?« fragte Stern. »Die Kette war ja nicht einmal zerrissen.«
    »Unser plötzliches Auftauchen vermutlich«, sagte Doyle. »Was schadet das auch? Sie werden einfach auf eine neue Gelegenheit warten. Wer sollte auch auf die Idee kommen, daß es sich mit Seligs Tod anders verhielt, als es den Anschein hatte? Nur, daß Mr. Selig in den letzten Augenblicken seines Lebens tapfer noch einmal alle seine Kräfte aufbot: Er brach eine Handvoll Lehm aus dem Ungeheuer – ein kleiner Rest davon blieb unter seinen Fingernägeln – und zeichnete damit die Tätowierung an die Wand, die er am Unterarm eines seiner Angreifer gesehen hatte.«
    »Was sagt man dazu?« meinte Pinkus und griff neuerlich auf das zurück, was er immer zu sagen pflegte, wenn er nichts zu sagen hatte.
    »Ich schätze, das alles ist irgendwie plausibel. Aber woher konnten die wissen, daß Rupert ein Herzleiden hatte?« fragte Stern. »Nicht einmal ich habe davon gewußt.«
    »Mr. Selig hat in London gewohnt; vermutlich haben sie die Information von seinem Hausarzt«, meinte Doyle. »Er hat Ihnen gesagt, daß er verfolgt wurde, als Sie da waren; wie schwierig könnte es gewesen sein?«
    Stern wog die Möglichkeiten gegeneinander ab. Nach allem, was er in letzter Zeit erlebt hatte, war es schwer, den Gedanken ohne weiteres von der Hand zu weisen.
    »Scheint mir aber immer noch eine schrecklich umständliche Methode, um lediglich ein altes Buch in die Finger zu bekommen«, bemerkte Innes; er schmollte ein wenig, weil sein Bruder es unterlassen hatte, ihm diese Schlußfolgerungen schon eher und unter vier Augen anzuvertrauen.
    »Wie Mr. Stern uns erklärt hat, ist das Sohar unbezahlbar, und wer immer diese Leute beauftragt hat, ist offenbar zu allem bereit, um es in seinen Besitz zu bringen.«
    »Ich habe immer gedacht, es handelt sich um nichts weiter als um eine Sammlung von abergläubischem Unsinn«, sagte Stern. »Aber wenn das Buch Sohar nun tatsächlich eine Geheimformel zur Erschaffung des Lebens enthält? Oder zu seinem Sinn …?«
    »Dann ist ›unbezahlbar‹ noch sehr zurückhaltend ausgedrückt«, sagte Doyle.
    »Yeah, und außerdem«, sagte Pinkus, kniff die Augen zusammen und ließ eine mächtige Kaugummiblase zerknallen, während er im Geiste eine ungeheuer obskure Argumentationskette zu Boden rang, »wenn sie das Buch noch nicht mal geklaut haben, wie haben sie es dann geschafft, das Monster von allein rumlaufen zu lassen?«
    So sehr sie sich auch bemühten, auf eine Bemerkung, die aus derart unergründlichen Tiefen der Dämlichkeit heraufhallte, wußte niemand eine Antwort.
    Doyle überließ es Innes und Pinkus, für die Beseitigung des toten

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