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Im Zeichen der Sechs

Im Zeichen der Sechs

Titel: Im Zeichen der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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fragte er dann freundlich.
    »Unbedingt«, sagte Doyle.
    »Fantastisch«, sagte Innes.
    Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, dachte Stern, der einzige Amerikaner im Raum, mit Blick in die Runde dieser wunderlichen Engländer.
    »Was hat die britische Regierung damit zu tun?« fragte Jack.
    »Als ich nach London zurückkehrte und anfing, bei meinen Bekannten im Außenministerium Erkundigungen nach gestohlenen heiligen Büchern einzuziehen, wurde ich mit einem anschwellenden Chor des Erstaunens begrüßt und auf der Leiter der eminenten Vertreter des Staates immer höher komplimentiert – jeder von ihnen war der irrtümlichen Annahme, ich sei in irgendeiner amtlichen diplomatischen Eigenschaft erschienen, und ich muß gestehen, daß ich leider nicht den Versuch unternahm, diesen Irrtum aufzuklären –, und schließlich landete ich im Büro keines Geringeren als des Premierministers.«
    »Gladstone?« fragte Doyle.
    »Lord Gladstone persönlich. Wir plauderten kurz über ein paar gemeinsame Freunde, und dann erklärte er mir, daß ein Buch von gleichrangiger Bedeutung für die anglikanische Kirche auf ganz ähnliche Weise verschwunden sei und daß die Spur, soweit man es sagen könne, nach New York führe; es gebe daher Grund zu der Annahme, daß ein reicher amerikanischer Büchersammler dafür verantwortlich sei.«
    Doyle sah Jack an, doch der zeigte keine Reaktion. »Ich bin vor zwei Wochen hier angekommen und verkehre seitdem gesellschaftlich in dem lächerlichen Aufzug, in dem ich Sie, Mr. Conan Doyle, gestern abend begrüßt habe; bedauerlicherweise scheinen die Leute dies von einem Maharadscha zu erwarten, und es ist mir gelungen, mich restlos zum Trottel zu machen, wenn ich das so sagen darf –«
    »Duft-O-Rama?« sagte Innes.
    »Der unerhörteste Aufmerksamkeitserreger, den ich mir ausdenken konnte; Sie würden sich wundern, was für Angebote ich von interessierten Investoren erhalten habe.« »Ungeheuerlich«, sagte Doyle.
    »Amerikaner scheinen einen potentiellen Profit wittern zu können, wie Haie Blut im Meer. Und die ganze Zeit über habe ich fleißig Andeutungen über mein Interesse am illegalen Handel mit seltenen religiösen Büchern fallenlassen –«
    »Wieso haben Sie Doyle angesprochen?« fragte Jack, der seine Billigung immer noch zurückhielt.
    »Die Frage ist berechtigt. Nun, ich habe vorgestern ein Kabel vom Büro des Premierministers erhalten. Bei Mr. Doyles Ankunft solle ich versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen und seine Hilfe zu gewinnen. Hier, ich habe das Telegramm mitgebracht.«
    Jack riß ihm das Papier aus der Hand und studierte es, ohne einen Mangel an Glaubwürdigkeit entdecken zu können. Dann starrte er Presto mit verstörender Intensität an, als ob der Mann ein Geheimnis verberge.
    »Wovor wollten Sie mich gestern abend warnen?« fragte Doyle.
    »Ich habe einen Mann gesehen, der Sie aus einer Ecke des Saales beobachtete, einen großen blonden Mann mit dem unverkennbaren Ausdruck böser Absichten. Als er von hinten auf Sie zukam und in seine Jacke faßte, um, wie ich annahm, eine Waffe hervorzuziehen, habe ich einfach instinktiv eingegriffen.«
    »Ein großer blonder Mann?« Doyle erinnerte sich an den Mann, der den jungen Offizier auf der Elbe ersetzt hatte. Bevor Presto weitere Ausführungen machen konnte, zog Jack das Blatt mit Rabbi Sterns Skizzen aus der Tasche und hielt es ihm entgegen.
    »Sagt Ihnen das hier irgend etwas?« Jack deutete auf den gezeichneten Turm.
    Presto riß die dunkel geränderten schwarzen Augen auf und klappte sie ein paarmal auf und zu. »Guter Gott, Sie werden mich für absolut verrückt halten.«
    »Warum?«
    »Ich habe von diesem Ort geträumt.«
    Noch am selben Tag fanden zwei Streifenpolizisten in einem von Ratten wimmelnden Hofgang, drei Straßen weit von seinem Hauptquartier entfernt, den Leichnam Ding-Dong Dunhams, des berüchtigten Anführers der Houston Dusters. Im Revier vergoß man keine Träne wegen dieser Entdeckung, aber selbst die abgehärtetsten Cops zeigten sich entsetzt über die scheußliche Brutalität dieses Mordes: Was immer Ding-Dong getan haben mochte, um zu solchen Verstümmelungen zu inspirieren, mußte oberhalb der Skala liegen, mit der sie seinen bisher als niedrig eingestuften Verhaltenskodex kalkuliert hatten.
    Nur ein Zeuge meldete sich, einer der Dusters, ein Geistesschwacher namens Mouse Malloy; als Straßengangster konnte er nicht mehr produktiv funktionieren, nachdem ihn, bei dem Versuch, einen

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