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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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übersäte Himmel ineinander übergingen. Sie fragte sich, warum das Schiff nicht anhielt.
    »Wir werden alle verbrennen!«, schrie eine Frau außer sich vor Angst. »Ich will nicht im Feuer sterben!« Ehe sie jemand aufhalten konnte, war sie über die Reling geklettert und sprang ins Meer. Erschrocken blickten die anderen hinab. Sie sahen lediglich, wie ihr Kopf kurz wieder auftauchte, um dann in der Dunkelheit zu verschwinden.
    Kelly machte sich zusehends Sorgen um ihren Vater. Sie überlegte gerade, ob sie zur Kabine zurückkehren und nach ihm suchen sollte, als er mit einem braunen Aktenkoffer in der Hand wieder auftauchte. »Oh, Papa«, rief sie, »ich dachte schon, wir hätten uns verloren.«
    »Es ist ein Tollhaus, ein einziges Tollhaus«, sagte er keuchend und mit rotem Gesicht. »Als ob eine Herde durchgegangener Rinder immerzu im Kreis herumläuft.«
    »Was nun?«, fragte sie ängstlich. »Wohin gehen wir jetzt?«
    »Ins Wasser«, antwortete Egan. »Wir können nur hoffen, dass wir solange wie möglich am Leben bleiben.« Mit ernstem Blick schaute er seiner Tochter in die Augen. Sie funkelten blau wie Saphire, wenn das Licht genau auf sie fiel. Er wunderte sich immer wieder, wie sehr sie ihrer Mutter Lana ähnelte, als sie in diesem Alter gewesen war. Sie war genauso groß, ebenso schlank und hatte die gleiche, nahezu vollkommene Figur. Auch ihr Gesicht, von langen, honigbraunen Haaren umspielt, mit hohen Wangenknochen, wohl geformten Lippen und einer ebenmäßigen Nase, wirkte wie ein Ebenbild ihrer Mutter. Nur ihre Arme und Beine waren kräftiger. Kelly war eher der sportliche Typ, während ihre Mutter sanft und anmutig gewesen war. Sowohl Kelly als auch ihr Vater waren zutiefst betroffen gewesen, als sie ihren langen Kampf gegen den Brustkrebs verloren hatte. Nun, da er auf dem brennenden Schiff stand, wurde ihm schwer ums Herz beim Gedanken daran, dass auch Kelly ums Leben kommen könnte.
    Tapfer lächelte sie ihn an. »Wenigstens sind wir in den Tropen, wo das Wasser warm genug zum Schwimmen ist.«
    Er drückte ihre Schulter, blickte dann hinunter in die See, die fünfzehn Meter tiefer um den Rumpf strömte. »Solange das Schiff nicht anhält, springen wir auch nicht«, sagte er. »Wir warten bis zum letzten Moment. Vermutlich sind schon längst Schiffe unterwegs, die uns retten.«
    Der Erste Offizier stand auf der Brücke, umklammerte die Reling und starrte in die rote Glut, die sich auf den Wogen widerspiegelte. Mittschiffs loderten helle Flammen auf, schlugen aus sämtlichen Bullaugen und Fenstern, die unter der Hitze zersprungen waren. Er meinte förmlich zu hören, wie das große Kreuzfahrtschiff unter der Glut in allen Fugen ächzte.
    Noch immer konnte er nicht fassen, dass die
Emerald Dolphin
, der Stolz der Blue Seas Cruise Line, in knapp einer Stunde nichts als ein aus gebranntes Wrack sein sollte, das ziellos auf einer türkisfarbenen See dahintrieb. Jeden Gedanken an die Passagiere und Besatzungsmitglieder hatte er längst verdrängt.
    Trüben Blickes starrte er über die dunkle See. Nirgendwo konnte er die Lichter eines anderen Schiffes ausmachen. Er stand immer noch wie angewurzelt da, als McFerrin auf die Brücke stürmte. Das Gesicht des Zweiten Offiziers war rußig schwarz, die Uniform voller Brandflecken, Augenbrauen und Haare waren versengt. Er packte Sheffield an der Schulter und riss ihn herum.
    »Das Schiff fährt nach wie vor voll in den Wind. Der facht das Feuer an wie ein Blasebalg. Warum haben Sie die Maschinen nicht stoppen lassen?«
    »Das ist dem Kapitän vorbehalten.«
    »Wo ist Kapitän Waitkus?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Sheffield. »Er ist weggegangen und nicht mehr zurückgekommen.«
    »Dann muss er im Feuer umgekommen sein.«
    McFerrin erkannte, dass jeder Versuch, sich mit seinem Vorgesetzten zu verständigen, sinnlos war. Er griff zum Bordtelefon und rief den Chefmaschinisten an. »McFerrin am Apparat. Kapitän Waitkus ist tot. Wir haben das Feuer nicht mehr unter Kontrolle. Stellen Sie die Maschinen ab, und schicken Sie Ihre Männer nach oben. Sehen Sie zu, dass sie sich zum Bug oder nach achtern durchschlagen, denn mittschiffs kommt keiner mehr raus. Haben Sie verstanden?«
    »Ist der Brand denn wirklich so schlimm?«, fragte Chefmaschinist Raymond Garcia verdutzt.
    »Viel schlimmer.«
    »Warum gehen wir nicht einfach in die Rettungsboote?«
    Das ist doch Irrsinn, dachte McFerrin. Niemand auf der Brücke hatte die Mannschaft im Maschinenraum davon

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