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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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»Und jetzt haltet euch ran, bevor –«
    Der durchdringende Schrei eines Kindes ertönte unmittelbar unter ihm. Er rannte zur Reling und blickte hinab. Ein kleines Mädchen, allenfalls acht Jahre alt, klammerte sich an ein Tau, das über die Bordwand hing. Sie musste bei der Ankunft auf der Deep Encounter irgendwie über Bord gegangen sein, ohne dass es im allgemeinen Durcheinander irgendjemand bemerkt hatte. Pitt legte sich auf den Bauch, griff nach ihr und bekam ihre Handgelenke zu fassen, als sie von einer Welle emporgetragen wurde. Dann zog er sie aus dem Wasser und hievte sie an Deck.
    »Hat das Schwimmen Spaß gemacht?«, fragte er, um ihr über den Schreck hinwegzuhelfen.
    »Das Meer ist zu rauh«, sagte sie und rieb sich die Augen.
    »Weißt du, ob deine Eltern auch hier sind?«
    Sie nickte. »Die sind mit meinen zwei Brüdern und meiner Schwester aus dem Boot gestiegen. Ich bin ins Wasser gefallen, aber keiner hat mich gesehen.«
    »Nimm’s ihnen nicht übel«, sagte er und trug sie zu Misty Graham, der Meeresbiologin. »Die sind bestimmt schon ganz krank vor Sorgen um dich.«
    Misty lächelte und nahm die Kleine an der Hand. »Komm mit. Wir suchen deine Mama und deinen Papa.«
    In diesem Augenblick fiel Pitt ein Schopf hellbraun schimmernder Haare auf, die aufgefächert auf dem Wasser trieben.
    Das Gesicht konnte er nicht erkennen, aber er sah eine Hand, die sich leicht bewegte, als versuchte sie, im Wasser zu paddeln. Oder wurde sie nur von den Wellen bewegt? Pitt rannte fünf Meter auf dem Deck entlang, um sich die Sache näher anzusehen, hoffte wider besseres Wissen, dass die Frau – den Haaren nach musste es eine Frau sein – noch nicht ertrunken war. Der Kopf hob sich ein Stück aus dem Wasser, weit genug, dass er die beiden wunderschönen blauen Augen sah, die matt und benommen wirkten.
    »Zieht sie raus!«, brüllte Pitt dem Rudergänger des Rettungsboots zu und deutete auf die Frau. Doch das Boot war schon halb um das Heck der
Emerald Dolphin
herumgefahren, sodass ihn der Steuermann nicht hören konnte. »Schwimmen Sie zu mir her!«, schrie er der Frau zu. Er sah, dass sie in seine Richtung blickte, ihn aber offenbar nicht bemerkte.
    Ohne eine Sekunde zu zögern, stieg Pitt auf die Reling, kämpfte einen Moment lang um sein Gleichgewicht und hechtete dann ins Wasser. Er tauchte nicht gleich wieder auf, sondern stieß sich mit aller Kraft voran, wie ein Wettkampfschwimmer, nachdem er vom Startblock gesprungen ist. Als er kurz nach ihr Ausschau hielt, konnte er den im Wasser versinkenden Kopf kaum noch erkennen. Mit zwei Zügen war er bei ihr, packte sie an den Haaren und zog sie hoch. Obwohl sie aussah wie eine nasse Ratte, erkannte er, dass er es mit einer ausgesprochen attraktiven jungen Frau zu tun hatte. Dann erst bemerkte er, dass sie den Griff eines kleinen Aktenkoffers umklammerte, der voll Wasser gelaufen war und sie in die Tiefe zu ziehen drohte.
    »So ein Blödsinn!«, herrschte er sie an. »Lassen Sie ihn los!«
    »Kann ich nicht!«, blaffte sie unverhofft und mit einer Entschlossenheit zurück, die ihn überraschte. »Und ich denke auch nicht daran!«
    Froh darüber, dass sie offenbar noch recht lebendig war, wollte er nicht weiter mit ihr streiten, sondern packte sie kurzerhand an ihrem Trägerhemd und zog sie zur
Deep Encounter.
Dort angelangt, reckten sich ihnen bereits etliche Helfer entgegen, die sie an den Handgelenken fassten und an Bord zogen, während Pitt die Strickleiter hinaufstieg. Eine der Wissenschaftlerinnen warf der Frau eine Decke über und wollte sie gerade nach unten führen, als Pitt sie aufhielt.
    »Was ist in diesem Koffer?«, fragte er sie und schaute in ihre blauen Augen. »Etwas so Wichtiges, dass Sie deswegen fast umgekommen wären?«
    Sie warf ihm einen müden Blick zu. »Das Lebenswerk meines Vaters.«
    Pitt musterte den Koffer. »Wissen Sie, ob Ihr Vater gerettet wurde?«
    Langsam schüttelte sie den Kopf und blickte trostlos auf die mit Asche übersäte See und die darin treibenden Menschenleiber. »Er ist da unten«, flüsterte sie.
    Dann wandte sie sich jäh ab und ging unter Deck.
    Als die Bootsmannschaften die letzten Überlebenden, die sie finden konnten, geborgen hatten, kehrten sie zum Forschungsschiff zurück, wo all jene, die dringend in ärztliche Behandlung mussten, an Bord gebracht wurden. Mit all den anderen, immerhin so vielen, wie sie gerade noch verantworten konnten, legten sie wieder ab, damit oben an Bord nicht noch mehr Gedränge

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