Im Zeichen der Wikinger
und wandte sich an Burch.
»Wenn der Rumpf unter dem eigenen Gewicht zusammengebrochen ist, dürfte es für die
Sea Sleuth
schwierig werden, irgendetwas Verwertbares zu finden.«
»Das erfahren wir erst, wenn wir vor Ort sind«, erwiderte er bedächtig.
Wie auch bei anderen Unterwassersuchaktionen üblich, unterhielten sich die Beteiligten jetzt, da die Sonde unterwegs war, zwanglos miteinander. Denn in den dreieinhalb Stunden, die das AUV brauchte, bis es den Meeresboden erreichte, fielen allenfalls eintönige Routineaufgaben an. Und zu sehen gab es auch nur wenig, es sei denn, eine absonderliche Fischart, die in der Tiefsee lebte, schwamm zufällig vor der Kamera vorbei.
Viele Menschen sind der Meinung, eine Suchaktion unter Wasser wäre eine spannende Angelegenheit. Tatsächlich aber ist es schlichtweg langweilig. Viele Stunden lang wartet man nur darauf, dass sich endlich etwas tut – dass es zu einem »Event« kommt, wie es in der Fachsprache heißt. Trotzdem harren alle aus und hoffen, dass auf den Sonar- oder Kameramonitoren irgendetwas Ungewöhnliches auftaucht. Nur zu oft findet man allerdings überhaupt nichts.
Dennoch hatten die Bilder aus der Tiefe etwas Hypnotisches an sich, sodass sich die Wissenschaftler und Ingenieure nicht von den Monitoren losreißen konnten. Zudem kannte man in diesem Fall die per Satellitenpeilung ermittelte Position der Untergangsstelle und konnte bis auf wenige hundert Meter genau errechnen, wo das Wrack nach seiner knapp sechstausend Meter langen Fahrt zum Meeresboden liegen musste.
Giordino achtete unterdessen mit einem Auge auf den Steuermonitor, an dessen unterem Rand die Kursdaten, die Tauchtiefe und der Abstand zum Meeresboden digital eingeblendet wurden. Sobald das AUV am Grund angelangt war, konnte er das Wrack direkt ansteuern, ohne erst lange danach suchen zu müssen.
Laut las er die Angaben vor, die ihm vom Altimeter der Sonde übermittelt wurden. »Zweitausendfünfhundert Fuß.«
Alle zehn Minuten meldete er, wie weit die
Sea Sleuth
auf ihrem Weg in den schwarzen Abgrund tief unter dem Kiel des Forschungsschiffes vorgedrungen war. Schließlich, nach etwa zweieinhalb Stunden, zeigten die Sensoren an, dass der Abstand zum Meeresgrund zusehends geringer wurde.
»Noch fünfhundert Fuß bis zum Boden.«
»Schalte die unteren Scheinwerfer ein«, erwiderte Pitt.
Giordino ließ die
Sleuth
jetzt langsamer tauchen, mit nur noch rund einem halben Meter pro Sekunde – eine Vorsichtsmaßnahme, falls sie direkt auf das Wrack stoßen sollte. Sie durfte auf keinen Fall zwischen die verzogenen Trümmer geraten, sonst verhedderte sie sich womöglich und ging verloren. Kurz darauf war auf den Monitoren der mit grauem Schlick bedeckte Meeresboden zu sehen. Giordino fing die Sonde ab und ließ sie rund dreißig Meter darüber schweben.
»Welche Tiefe?«, fragte Burch.
»Sechstausend und zwoundzwanzig Meter«, antwortete Giordino. »Sehr gute Sicht. Rund fünfzig Meter.«
Jetzt begann für ihn die eigentliche Arbeit. Er starrte auf den Monitor und steuerte die
Sea Sleuth
mit Hilfe der Knöpfe und des Joysticks, als ob er zu Hause vor dem Computer säße und Flugsimulator spielte. Quälend langsam glitt der Meeresboden vorbei, denn wegen der extremen Druckverhältnisse machte die
Sleuth
kaum mehr als einen Knoten Fahrt.
Pitt hackte unterdessen auf sein Keyboard ein und gab dem Bordcomputer der
Sleuth
den Befehl, die Kameras am Bug und am Kiel auszurichten. Links neben ihm saß Burch, der auf die Position des AUV achtete und dafür sorgte, dass die Deep Encounter genau über dem Wrack stand.
»Wie weit noch?«, erkundigte sich Giordino bei Burch.
»Halten Sie auf achtzehn Grad voraus. Noch rund hundertzwanzig Meter, dann müssten Sie auf das erste Rumpfstück stoßen.«
Giordino brachte die
Sleuth
auf den angegebenen Kurs. Zehn Minuten später ragte ein undeutlicher Schatten auf, eine dunkle dräuende Masse, die zusehends größer wurde, bis sie den ganzen Monitor ausfüllte. »Ziel unmittelbar voraus«, gab er bekannt.
Allmählich ließen sich Einzelheiten erkennen. Die Anker zum Beispiel, die sich bei dem modernen Kreuzfahrtschiff ein gutes Stück hinter dem Bug befanden und nicht so hoch über der Wasserlinie hingen wie bei älteren Passagierdampfern.
Pitt schaltete die starken Suchscheinwerfer ein, die durch die Düsternis schnitten und einen Großteil der Bugsektion ausleuchteten. »Kameras in Betrieb, Videoband läuft.«
Normalerweise herrschte ausgelassene
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