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Im Zeichen der Wikinger

Im Zeichen der Wikinger

Titel: Im Zeichen der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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von ihnen Abschied. Trotz aller Strapazen, die sie durchmachen mussten, hatte sie sich einmütig dafür entschieden, zu ihrem Einsatzgebiet zurückzukehren und mit der Vermessung des Tonga-Grabens fortzufahren. Misty weinte, Giordino schnäuzte sich fortwährend, Pitt hatte feuchte Augen, und selbst Burch und House sahen aus, als stünden sie am Grab des Familienhundes. Pitt und Giordino mussten sich förmlich losreißen und in den bereitstehenden Wagen springen.
    Kaum hatten sie ihre Plätze an Bord der Boeing 747 eingenommen und sich angeschnallt, als die schwere Düsenmaschine auch schon über die Rollbahn donnerte und sich gemächlich in den Himmel hob. Kurz darauf fiel die üppig grüne Landschaft der Tonga-Inseln hinter ihnen zurück, und sie stiegen höher und höher über die indigoblaue See auf, zwischen vereinzelten Wolken hindurch, die so dicht wirkten, als könnte man darauf herumlaufen. Nach einer halben Stunde war Giordino auf seinem Platz am Gang bereits eingeschlafen. Pitt, der am Fenster saß, zog Egans Koffer unter dem Vordersitz hervor, wo er ihn verstaut hatte, und ließ die beiden Schlösser aufschnappen. Vorsichtig klappte er den Deckel auf, so als befürchtete er, dass er wieder voller Öl sein könnte. Ist doch lächerlich, dachte er dann. Das war kein Wunder, da ist allenfalls ein Witzbold am Werk gewesen.
    Der Koffer enthielt nur ein Handtuch und die Kassetten mit den Videobildern von der Emerald Dolphin, die er mit den Kameras der
Abyss Navigator
aufgenommen hatte. Behutsam wickelte er das Handtuch auf, bis er den sonderbar verformten, grünlich schimmernden Klumpen, den sie am Boden der Kapelle gefunden hatten, vor sich liegen hatte. Er ließ ihn in der linken Hand herumrollen, drehte ihn mit der rechten um.
    Zum ersten Mal kam er dazu, ihn aus der Nähe anzusehen.
    Er fühlte sich eigenartig glatt und geschmeidig an, nicht so rau und zerklüftet wie ausgeglühter Stahl oder verbranntes Plastik – er war eher rundlich, spiralförmig aufgerollt wie ein Schneckenhaus. Pitt hatte keine Ahnung, um was es sich handeln könnte. Er wickelte den Klumpen wieder in das Handtuch ein und legte ihn in den Koffer zurück. Im Labor der NUMA konnte man bestimmt feststellen, woraus dieses Zeug bestand. Sobald er ihn dort abgeliefert hatte, musste er sich nicht mehr damit beschäftigen.
    Das Frühstück wurde ausgeteilt, doch er winkte ab, hatte keinen Hunger, und ließ sich nur einen Tomatensaft und eine Tasse Kaffee geben. Er trank einen Schluck Kaffee und blickte wieder aus dem Fenster. Eine Insel glitt tief unter dem Flugzeug vorbei, ein smaragdgrüner Fleck auf der funkelnden See.
    Er betrachtete sie einen Moment lang, erkannte dann die Umrisse. Es war Tutuila, eine der Samoa-Inseln. Dann konnte er den Hafen von Pago-Pago erkennen, wo er einst mit seinem Vater gewesen war, als der ihn auf eine so genannte Dienstreise mitgenommen hatte, bei der er sämtliche Marinestützpunkte rund um den Pazifik besichtigt hatte.
    Er konnte sich noch gut an die Reise erinnern. Er war ein Teenager gewesen, und jedes Mal, wenn sein Vater irgendwelche Marineeinrichtungen besichtigen musste, war er Tauchen gegangen und mit einer Harpunenpistole bewehrt über die Korallen und die bunt schillernden Fische hinweggeglitten. Nur selten hatte er die altmodische Gummischlinge durchgezogen, mit der das dünne Geschoss ausgelöst wurde. Er betrachtete die Wunder der Unterwasserwelt und brachte Tage damit zu, sie zu fotografieren und zu erkunden. Und hinterher lag er im Schatten der Palmen an einem Sandstrand und sann über seine Zukunft nach.
    Dann musste er an einen anderen Strand denken, der auf Oahu lag, einer der Hawaii-Inseln. Damals war er noch bei der Air Force gewesen. Er sah den jungen Mann vor sich, der er seinerzeit gewesen war, begleitet von einer Freundin, die er nie vergessen würde – Summer Moran, die bezauberndste Frau, die er jemals kennen gelernt hatte. Er konnte sich noch genau daran erinnern, wie er ihr in der Bar des Ala Moana Hotels am Waikiki Beach zum ersten Mal begegnet war, an ihre betörenden grauen Augen, die langen, feuerroten Haare, die perfekte Figur und das Kleid aus grüner Seide, nach asiatischem Stil eng geschnitten und seitlich geschlitzt. Dann hatte er wieder ihren Tod vor Augen, wie schon tausende Male zuvor. Er hatte sie bei einem Seebeben in einer Stadt unter Wasser verloren, die Frederick Moran, ihr wahnsinniger Vater, errichtet hatte.
    Sie war hinabgetaucht, um ihn zu retten, und nicht

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