Im Zeichen der Wikinger
weiß«, grummelte Pitt.
»Aber jetzt sind Sie nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern überdies in Washington. Für die hiesigen Medien sind Sie ein Held. Sie müssen mitspielen und deren Fragen beantworten.«
»Der Admiral sollte lieber Al darauf ansetzen. Der liebt öffentliches Aufsehen.«
»Aber er ist Ihnen unterstellt, deshalb müssen Sie antreten.«
In den nächsten zwei Stunden verfasste Pitt einen eingehenden Bericht über die wahnwitzigen Ereignisse der letzten zwei Wochen, angefangen von dem Augenblick, als er das brennende Kreuzfahrtschiff entdeckt hatte, bis zum Kampf mit den Entführern und der Flucht der
Deep Encounter
. Er verkniff sich jeden Hinweis auf die Cerberus Corporation, weil er derzeit noch nicht die leiseste Ahnung hatte, inwieweit der Großkonzern etwas damit zu tun hatte. Diese Spur sollte zunächst einmal Hiram Yeager weiter verfolgen.
Um elf Uhr betrat Pitt das Konferenzzimmer und zog die Tür hinter sich zu. Sandecker und Rudi Gunn saßen bereits an dem langen Konferenztisch, der aus den Planken eines 1882 im Erie-See gesunkenen Schoners gezimmert war. Der große Raum war mit Teakholz getäfelt, mit einem türkisfarbenen Teppichboden ausgelegt und mit einem viktorianischen Kamin ausgestattet. An den Wänden hingen Gemälde von großen Seeschlachten, an denen amerikanische Schiffe beteiligt waren.
Pitts schlimmste Befürchtungen wurden wahr, als sich zwei weitere Männer von ihren Stühlen erhoben, um ihn zu begrüßen.
Sandecker blieb sitzen, als er sie vorstellte. »Dirk, ich glaube, die beiden Herren kennen Sie bereits.«
Ein großer, blonder Mann mit Schnurrbart und hellblauen Augen schüttelte Pitt die Hand. »Schön, Sie zu sehen, Dirk.
Wann haben wir uns das letzte Mal getroffen? Vor zwei Jahren?«
Pitt drückte Wilbur Hill, einem Abteilungsleiter der CIA, die Hand. »Eher drei.«
Charles Davis, der Stellvertreter des FBI-Direktors, trat vor.
Er maß gut und gern einen Meter achtundneunzig und war bei weitem der Größte im Zimmer. Mit seinen traurigen, stets niedergeschlagen wirkenden Augen erinnerte er Pitt immer an einen Hund, der vergebens seinen Futternapf sucht. »Wir sind uns das letzte Mal begegnet, als wir gemeinsam an dieser Sache mit den illegalen chinesischen Einwanderern gearbeitet haben.«
»Ich kann mich noch gut dran erinnern«, erwiderte Pitt aufgeräumt.
Während sie kurz über die alten Zeiten plauderten, kamen Hiram Yeager und Al Giordino in den Raum. »Nun denn, sieht so aus, als ob wir jetzt vollständig wären«, sagte Sandecker.
»Wollen wir anfangen?«
Yeager verteilte Aktenordner mit Abzügen der Fotos, die vom Wrack der gesunkenen
Emerald Dolphin
aufgenommen worden waren. »Während die Herrschaften sich die Bilder zu Gemüte führen, lasse ich den Videorecorder laufen.«
Er ließ einen großen, in der Decke eingelassenen Monitor mit drei Bildschirmen herab und betätigte dann die Fernbedienung, woraufhin die von den Videokameras der
Sea Sleuth
aufgenommenen Bilder dreidimensional über eine Projektionsfläche vor dem Gerät glitten. Das am Meeresboden liegende Wrack wirkte gespenstisch und zugleich erschütternd. Die Männer, die rund um den Tisch saßen, trauten ihren Augen kaum, als sie den Trümmerhaufen sahen, der von dem einstmals so prachtvollen Schiff übrig geblieben war.
Pitt ergriff das Wort und kommentierte die Bilder, die der Tauchroboter aufgezeichnet hatte, als er am Rumpf des gesunkenen Kreuzfahrtschiffes entlanggefahren war. »Das Wrack liegt in sechstausend und zwoundzwanzig Metern Tiefe an einer flach abfallenden Stelle am Rande des Tonga-Grabens.
Es ist in drei Teile zerbrochen. Die Wrackteile und das Trümmerfeld erstrecken sich über eine Fläche von knapp vier Quadratkilometern. Das Heck und ein Teil der Mittelsektion liegen rund vierhundert Meter von Bug und Vorschiff entfernt.
Wir haben uns bei unserer Untersuchung hauptsächlich den hinteren Teil vorgenommen. Zunächst glaubten wir, das Schiff wäre beim Aufprall am Meeresboden auseinander geborsten, aber wenn Sie die aufgeworfenen Ränder rund um die Löcher betrachten, werden Sie feststellen, dass der Rumpf eindeutig von einer Reihe von Explosionen unterhalb der Wasserlinie von innen nach außen zerfetzt wurde. Das muss zu dem Zeitpunkt geschehen sein, als das ausgebrannte Wrack vom Schlepper der Marine Quest an den Haken genommen war.
Meiner Meinung nach können wir davon ausgehen, dass der Schiffskörper von einer Reihe gleichzeitig gezündeter
Weitere Kostenlose Bücher