Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Kopf nickte.
»Uns stellt sich das gleiche Problem, Sir«, sagte Lieutenant Colonel Angelo Giusti, der das 1 st Bataillon des 4 th Armored Cavalry Regiment befehligte. Bei der Army wurde diese Einheit als Quarter Horse bezeichnet, denn sie diente der Aufklärung und ihr Kommandeur berichtete dem Befehlshaber des 1 st Armored Cavalry Regiment direkt und nicht über den Umweg des Brigadekommandeurs. »Ich komme mit meinen Leuten einfach nicht mehr raus. Und Aufklärungsarbeit in der Kaserne zu trainieren ist schwer möglich. Wenn wir über die Felder rollen, machen die Bauern Stunk, und deshalb müssen wir so tun, als ließe sich unser Job auch von einer asphaltierten Straße aus erledigen. Aber das funktioniert nicht, Sir, und darum mache ich mir einige Sorgen.«
Mit gepanzerten Fahrzeugen auf Getreidefeldern herumzukurven war natürlich nicht gut fürs Getreide. Aber während in Amerika solche Schäden per Scheckbuch schnell und einfach wieder gutgemacht wurden, nahmen es die ordentlichen Deutschen in dieser Hinsicht etwas genauer. Yankee-Dollars waren ihnen nicht gut genug als Entschädigung für umgepflügte Äcker. Als jenseits des Vorhangs noch die Rote Armee gestanden und Westdeutschland mit Tod und Zerstörung bedroht hatte, war das noch anders angewesen. Aber jetzt war Deutschland eine souveräne Nation und die Russen waren weit weg, noch hinter Polen. Es gab mittlerweile nur noch wenige Gebiete, in denen große Formationen üben konnten, und die waren so begehrt wie das hübscheste Mädchen beim Abschlussball der Tanzschule, und so mussten auch die Quarter Horses allzu viel Zeit an Simulatoren zubringen.
»Okay«, sagte Diggs. »Ich habe gute Nachrichten: Wir profitieren vom Nachtragshaushalt und haben jetzt mehr Gelder für Übungen. In zwölf Tagen können wir darüber verfügen. Colonel Masterman, haben Sie Vorschläge, wie wir die zusätzlichen Mittel am besten ausgeben?«
»Nun, da fällt mir bestimmt was ein. Stellen wir uns vor, wir hätten jetzt das Jahr 1983.« Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges waren die in Deutschland stationierten amerikanischen Streitkräfte in bester Verfassung gewesen, nicht zuletzt was ihre finanzielle Ausstattung anging, denn in diesem Jahr war ihr Budget erheblich aufgestockt worden – was dem KGB und GRU sauer aufstieß, hatte man auf deren Seite doch bis dahin geglaubt, dass die Rote Armee eine reelle Chance habe, die NATO zu schlagen. Diese Aussicht hatte sich aber spätestens 1984 auch der optimistischste russische Offizier abgeschminkt.
Den Stand von damals wieder zu erreichen war das erklärte Ziel der hier versammelten Offiziere. Natürlich war Ausbildung harte Arbeit, aber dazu hatten sich die Soldaten verpflichtet. Und draußen trainieren zu können würde am Ende sogar Spaß machen.
»Colonel Masterman, zurück zu meiner Anfangsfrage. Wie steht’s mit der Bereitschaft?«
»In Prozentzahlen ausgedrückt liegt sie insgesamt ungefähr bei 85 Prozent«, schätzte er. »Für die Artillerie bei rund neunzig ...«
»Danke, Colonel. Das ist auch meine Einschätzung«, bestätigte der oberste Artillerie-Kommandeur.
»Nun, Sie schieben aber eine schön ruhige Kanonenkugel«, fügte der Chef der 2 nd Brigade frotzelnd hinzu.
»Und die Flugbereitschaft?«, fragte Diggs als Nächstes.
»Sir, meine Männer könnten in nur drei Wochen bei hundert Prozent ankommen. Unsereins tritt zum Glück keine Getreidefelder platt. Allerdings finde ich es bedauerlich, dass Panzer, die ausschließlich über Straßen rollen, von der Luft aus allzu leicht auszumachen sind. Eine realistischere Übung würde wirklich nicht schaden. Trotzdem kann ich versichern, dass meine Männer gut in Form sind, insbesondere die Apache-Crews.« Die Piloten dieser Hubschrauber waren mit allen Wassern gewaschen. Die Probleme, die sie einige Jahre zuvor im ehemaligen Jugoslawien mit den Apaches gehabt hatten, waren schnell und gründlich behoben worden.
»Schön, Sie sind also alle in guter Verfassung, hätten aber nichts dagegen, noch ein bisschen am Feinschliff zu arbeiten, nicht wahr?« Die Runde zeigte sich einverstanden. Diggs hatte während des Fluges über den großen Teich die Personalakten seiner hochrangigen Offiziere studiert und über sie nur Gutes in Erfahrung gebracht. Im Unterschied zu anderen Truppengattungen fiel es den Bodenstreitkräften offenbar leichter, tüchtige Leute in ihren Reihen zu halten. Es war schließlich nicht zu befürchten, dass Panzerkommandeure von
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