Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
oder?«
»Warum sollten sie auch? Deren Banken stünden ganz gut da. Es scheint also in der Tat, als würden die Chinesen ein Geheimnis draus machen.«
»Ließe sich das irgendwie bestätigen?«
»Ich habe ein paar Freunde in Deutschland und könnte mal vorsichtig anfragen – oder anfragen lassen. Das wäre wohl besser. Es weiß inzwischen jeder, dass ich bei der Regierung bin, und das macht mich verdächtig«, fügte Winston verschlagen grinsend hinzu. »Wie auch immer, ich werde heute mit Adler zu Mittag essen. Was soll ich ihm zum Thema Wirtschaftsverhandlungen sagen?«
Ryan dachte ein paar Sekunden lang nach. Das war wieder einer jener gefürchteten Momente, in denen er mit seinen Worten tatsächlich politische Weichen stellte, die nicht nur für das eigene Land, sondern auch für andere Nationen von nachhaltiger Bedeutung waren. Und deshalb durfte er nicht spontan sagen, was ihm eine Laune oder der Zufall soufflierten, oder? Er musste sich die Angelegenheit durch den Kopf gehen lassen – schnell, aber gründlich.
»China soll wissen, dass es sich nicht selbst alle Handelsfreiheiten herausnehmen und uns gleichzeitig den Zugang zu seinen Märkten verwehren darf. Und wir können nicht zulassen, dass sie sich Patente amerikanischer Firmen zu eigen machen, ohne dafür eine angemessene Gegenleistung zu erbringen. Ich will, dass die geltenden Spielregeln eingehalten werden. Wer es nicht lassen kann zu foulen, wird vom Platz gestellt.«
»Das ist nur fair, Mr. President. Ich werde das so unserem Außen mitteilen. Soll ich ihm auch davon berichten?«, fragte Winston und hielt die SORGE-Akte in die Höhe.
»Nein, Scott bekommt eine eigens für ihn bestimmte Version. Und, George, seien Sie sehr, sehr vorsichtig mit diesen Informationen. Wenn was davon durchsickert, geraten Menschenleben in Gefahr«, warnte SWORDSMAN und wählte die Pluralform mit Bedacht, um keinen Hinweis auf die Quelle zu verraten.
»Die Sache kommt zu meinen vertraulichen Unterlagen.« Wo sie ziemlich sicher lag, wie beide wussten. »Ganz interessant, die Korrespondenz anderer Leute zu lesen, nicht wahr?«
»Nichts ist informativer«, stimmte Ryan zu.
»Das verdanken wir doch den tüchtigen Lauschern von Fort Meade, oder? Haben wohl wieder via Satellit irgendeinen Telefonanschluss angezapft.«
»Quellen und Methoden… darüber wollen Sie doch eigentlich gar nichts wissen, George. Denn Sie könnten sich in einem unbedachten Moment verplappern und hätten dann den Tod anderer Menschen auf dem Gewissen. Und das wollen wir doch nicht.«
»Natürlich nicht, Jack. Nun, ich sollte mich mal in meinem Büro blicken lassen. Vielen Dank für Kaffee und Gebäck, Boss.«
»Keine Ursache, George. Schönen Tag noch.« Ryan warf einen Blick auf seinen Terminkalender, während der Minister das Oval Office verließ, um durch den Garten ins Hauptgebäude des Weißen Hauses und von dort durch die Unterführung in sein Ministerium zurückzukehren.
Auch die vor dem Oval Office postierten Sicherheitskräfte studierten ihren ›Terminkalender‹, die Besucherliste, die zusätzlich Vermerke vom Computer des Strafregisters des FBI enthielt, damit sichergestellt war, dass kein verurteilter Straftäter Zutritt ins Allerheiligste der Vereinigten Saaten von Amerika fand.
17
GOLDWÄHRUNG
Scott Adler galt vielen als zu jung und unerfahren für seinen Job, doch dieses Urteil ging fast ausschließlich auf ewige Hinterbänkler zurück, die einem politischen Quereinsteiger den Erfolg nicht gönnten. Adler hatte seit seinem Jurastudium an der Tufts University vor 26 Jahren im auswärtigen Dienst gearbeitet. Wer ihn in seiner Arbeit kannte, musste anerkennen, dass er ein sehr tüchtiger, versierter Diplomat war. Und diejenigen, die mit ihm Karten spielten – vor wichtigen Sitzungen oder Verhandlungen spielte Adler immer gern ein paar Runden Poker –, kannten ihn als jemanden, der unverschämt viel Glück hatte.
Sein Büro im siebten Stock des Außenministeriums war sehr geräumig und komfortabel. Hinter seinem Schreibtisch standen auf einer Anrichte etliche gerahmte Fotos von seiner Frau, den Kindern und Enkeln. Wenn er am Schreibtisch saß, hatte er das Jackett immer abgelegt, woran einige ältere Ministeriale Anstoß nahmen, die eine so saloppe Aufmachung für unschicklich hielten. Zu Treffen mit ausländischen Würdenträgern zog er das Jackett natürlich an, doch im vertrauten Kreis verzichtete er darauf.
George Winston konnte das nur recht sein. Er warf sein
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