Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
den Abend.
»Und wie scharf soll der Ton werden?«
»Sie werden unseren Wünschen nachkommen und sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass sie uns sehr viel dringender brauchen als umgekehrt.«
»Das ist viel verlangt. Und wenn sie nicht hören wollen?«
»Dann wird eben ein noch schärferer Ton angeschlagen. Scott, Sie haben doch heute Morgen dasselbe Dokument gelesen wie ich, nicht wahr?«
»Allerdings.«
»Peking bringt mit seinen Betrügereien amerikanische Bürger um ihren Job.«
»Ich weiß. Aber Sie müssen bedenken, dass wir einem souveränen Land nichts vorschreiben können. So geht’s nicht.«
»Zugegeben, aber ebenso wenig können die Chinesen uns ihre Handelspraktiken vorschreiben.«
»George, in solchen Dingen verfolgt Amerika schon seit langer Zeit eine sehr großzügige Linie.«
»Mag sein, aber der Trade Reform Act ist jetzt geltendes Recht ...«
»Ich erinnere mich. Ich erinnere mich aber auch, dass wir deswegen einen Krieg am Hals hatten«, erwiderte Adler.
»Den wir gewonnen haben. Daran sollten wir uns ebenfalls erinnern. Und hoffentlich tun das auch andere. Scott, wir haben gegenüber China ein beträchtliches Handelsdefizit. Der Präsident sagt: Es reicht. Ich stimme ihm zu. Wenn uns die Chinesen weiterhin eine lange Nase machen, werden wir unsere Essstäbchen und Teddybären demnächst woanders einkaufen.«
»Im Gegenzug werden sie sämtliche Geschäfte mit uns platzen lassen«, warnte Adler. »Und das kostet ebenso Arbeitsplätze.«
»Wir könnten uns aber auch durchsetzen und dafür sorgen, dass unsere Erzeugnisse einen größeren Absatz bei ihnen finden. Das käme unserem Arbeitsmarkt zugute. Man muss auch mal was riskieren, um gewinnen zu können.«
»Ja, aber wir spielen hier nicht Baseball auf einem klar umgrenzten Feld und nach festen Regeln. Eine Segelregatta bei dichtem Nebel wäre als Vergleich zutreffender. Man kann weder das Ziel noch die Manöver des Gegners erkennen.«
»Dann sollten wir uns eine Art Radar anschaffen. Ich könnte Ihnen einen meiner Männer zur Aushilfe geben.«
»Und an wen denken Sie da?«
»An Mark Gant. Er ist mein Computerexperte und hat finanz-und währungstechnisch eine Menge auf dem Kasten.«
Adler dachte über den Vorschlag nach. Auf diesem Gebiet war das Außenministerium immer schon schlecht besetzt gewesen. Geschäftstüchtige Leute hatten meist andere Interessen als den diplomatischen Dienst. Und das notwendige Wissen aus Lehrbüchern zu beziehen war auch nicht das Gelbe vom Ei, was aber die meisten ›Profis‹ des Außenministeriums nicht einmal als Problem erkannten.
»Okay, schicken Sie ihn zu mir. Aber noch einmal gefragt: Wie weit sollen wir gehen?«
»Nun, das müssten Sie dann mit Jack besprechen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, will er in Zukunft darauf bestehen, dass die internationalen Handelsvereinbarungen strenger eingehalten werden.«
Leichter gesagt, als getan , dachte Adler. Er mochte Ryan, bewunderte ihn sogar, konnte aber nicht darüber hinwegsehen, dass der Präsident alles andere als geduldig war. In der Diplomatie kam es jedoch gerade darauf an. »Okay«, sagte er nach kurzer Bedenkzeit. »Ich werde mit ihm sprechen und dann meinen Leuten sagen, was zu tun ist. Es könnte ziemlich unangenehm werden. Die Chinesen kämpfen mit harten Bandagen.«
»Tja, das Leben ist nicht leicht, Scott«, entgegnete Wilson. Der Außenminister schmunzelte. »Danke für den Hinweis. Und wie sehen die aktuellen Wirtschaftsdaten aus?«
»Nicht schlecht. Das Preis-Ertrags-Verhältnis könnte besser sein, aber es werden nach wie vor gute Gewinne eingefahren, die Inflation ist unter Kontrolle und das Anlagepublikum zeigt sich vollauf zufrieden. Die Zentralbank macht eine gute Geldpolitik, und wie es aussieht, wird unsere kleine Steuerreform den Kongress passieren. Ich habe wirklich keinen Grund zu klagen. Nun, das Boot ist bei ruhiger See immer leichter zu steuern.«
Adler verzog das Gesicht, denn in seinem Ressort standen alle Zeichen auf Sturm.
»Wie steht’s um die Bereitschaft?«, fragte General Diggs die versammelten Offiziere.
»Lässt noch einiges zu wünschen übrig«, antwortete der kommandierende Colonel der 1 st Brigade. »Uns hat es in letzter Zeit an Mitteln für die Ausbildung gefehlt. Wir haben zwar das Material und die Soldaten und haben auch jede Menge Zeit in den Simulatoren zugebracht, aber mit Gerät ins Feld auszurücken ist immer noch etwas anders.« Worauf der General verständnisvoll mit dem
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