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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Luftfahrtgesellschaften abgeworben wurden, was aber bei den Piloten der Air Force der Fall war. Allerdings stellten Polizeidienste gern erfahrene Infanteristen ein, die in Diggs’ Division mit rund 1500 Mann ein wenig unterbesetzt waren, doch das war ein strukturelles Problem aller Panzerverbände: Es fehlte an Männern mit Sturmgewehr und Bajonett. Eine amerikanische Panzerdivision leistete Hervorragendes, wenn es darum ging, Land einzunehmen und alle Hindernisse, die sich in den Weg stellten, beiseite zu räumen. Sehr viel schwieriger aber fiel es ihr, das eingenommene Land auch besetzt zu halten. Die U.S. Army war nie eine Eroberungsarmee gewesen, sondern hatte immer schon den Zweck der Befreiung im Schilde geführt, weshalb sie wie selbstverständlich davon ausging, dass die Bevölkerung eines befreiten Landes Unterstützung bieten oder zumindest keinen Widerstand leisten würde. Diese Doktrin war militärgeschichtlich so tief verwurzelt, dass die Generalität, wenn überhaupt, nur sehr selten über Alternativen nachdachte. Vietnam lag schon weit zurück. Auch für Diggs, der, als dieser Krieg gewütet hatte, noch zur Schule gegangen war. Er glaubte denen, die ihm sagten, dass er sich glücklich schätzen konnte, nicht dabei gewesen zu sein. Mit leichter Infanterie im Dschungel zu kämpfen war wahrhaftig nicht nach seinem Geschmack.
    »Okay, meine Herren. Ich werde mich in den nächsten Tagen noch mit jedem einzelnen von Ihnen persönlich unterhalten. Dann will ich mir die Truppe einmal ansehen. Sie werden bestimmt feststellen, dass ich ein umgänglicher Mensch bin« – womit er sagen wollte, dass er kein Schreihals war wie so mancher andere General. Er verlangte Leistung wie jeder andere, glaubte aber nicht, dass man sich mit seinen Forderungen nur mittels Lautstärke und Ellbogen durchsetzen konnte – »und ich bin sicher, dass ich mit Ihnen sehr gut auskommen werde. Ich will, dass diese Division in spätestens sechs Monaten auf alles vorbereitet ist. ›Auf alles‹ ist wörtlich zu verstehen.«
    Colonel Masterman fragte sich, auf wen oder was der General wohl anspielte. Auf die Deutschen? In Abwesenheit einer glaubwürdigen Gefahr war es in der Tat schwer, Truppen zu motivieren, denn der schiere Spaß am Soldatsein hielt sich in Grenzen. Viele fanden zwar durchaus Gefallen daran, mit schwerem Gerät im Dreck zu wühlen, aber nach einer Weile wuchs die Neugier, zu erfahren, wie wohl der Ernstfall aussah. Diejenigen, die im vergangenen Jahr mit dem 10 th beziehungsweise 11 th Cavalry Regiment in Saudi-Arabien gekämpft hatten, erzählten wie alle Soldaten ihre Geschichten – die durchaus interessant klangen. Sie berichteten von dem erfreulichen Umstand, dass nur wenig geübt worden war, und beschrieben die damaligen Feinde als ›arme, bescheuerte Kameltreiber‹, die so viel Feuerkraft überhaupt nicht verdient hätten. Natürlich war eine solche Auskunft nur Angeberei. Aber an einen gewonnenen Krieg erinnerte man sich immer gern, vor allem dann, wenn er von kurzer Dauer gewesen war. Darauf wurde fleißig angestoßen, man nannte die Namen der Gefallenen mit Trauer und Respekt, gelangte aber am Ende unweigerlich zu dem Resümee, dass der Kampfeinsatz nicht vergebens gewesen sei.
    Nicht, dass Soldaten unbedingt scharf darauf waren, an vorderster Front kämpfen zu können. Allerdings kamen sie sich oft vor wie Football-Profis, die zwar hart trainierten, aber nie zum Einsatz kamen. Natürlich waren die meisten intellektuell in der Lage, zwischen Krieg und Sport zu unterscheiden, aber nicht gerade erpicht darauf, einen solchen Gedanken zu vertiefen. Es hatte durchaus seinen Reiz, mit scharfen Granaten auf stählerne Attrappen zu schießen, weil dann mächtig Funken stoben. Aber unvergleichlich viel aufregender war es, zu sehen, wie einem getroffenen Panzer des Gegners der Turm barst und Rauch und Feuer daraus hervorschoss, und zu wissen, dass das Leben der drei oder vier Insassen ausgepustet worden war wie die Kerzen auf dem Kuchen eines Geburtstagskindes. Die Veteranen des Zweiten Golfkriegs sprachen manchmal von den Folgen ihres Kriegshandwerks, doch ihre Schilderungen blieben meist vage und erschöpften sich in Formulierungen wie ›oh Mann, glaub mir, der Anblick war scheußlich‹. Auch und gerade im Abstand zu seinem Tun verstand sich ein Soldat keinesfalls als Mörder, allenfalls als Teilnehmer in einem Spiel um Leben und Tod, ausgetragen zwischen zwei Mannschaften, wovon eine verlieren musste. Und

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