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Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)

Titel: Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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machen. Dass ich meine Probleme damit habe, ist wohl eher nebensächlich, nicht wahr?«
    »Sie sagen es.« Adler konnte Rutledge nicht besonders gut leiden. Seine hohe Stellung verdankte dieser weniger den eigenen Fähigkeiten als politischer Protektion. Er hatte zum Beispiel mit dem ehemaligen Vizepräsidenten Kealty auf vertrautem Fuß gestanden, sich aber dann, als es opportun war, mit bemerkenswerter Schnelligkeit von ihm distanziert. Eine weitere Beförderung stand für Cliff Rutledge allerdings nicht zu erwarten. Als jemand, der politisch nur wenig Profil besaß, war er ziemlich weit gekommen, so hoch wie nur eben möglich bei den eher bescheidenen Verdiensten, die er sich anrechnen konnte. Sie qualifizierten ihn allenfalls für einen Lehrauftrag an der Kennedy School der Harvard University, vielleicht auch noch zu gelegentlichen Auftritten in politischen Talkshow-Runden. Immerhin bezog er ein komfortables Gehalt und erfreute sich durchaus großer Beliebtheit im Washingtoner Cocktailparty-Zirkus. Und das wiederum bedeutete, dass er nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst sehr wahrscheinlich schnell Fuß fassen würde – bei irgendeiner Consulting-Firma etwa. Eine solche Möglichkeit war auch für Adler gegeben, doch würde er es wahrscheinlich vorziehen, an der Fletcher School von Tufts zu unterrichten, um seine Erfahrungen an eine neue Generation zukünftiger Diplomaten weiterzugeben. Für den Ruhestand fühlte er sich noch zu jung, aber es würde jenseits der Politik gewiss noch genug zu tun geben. Neben der akademischen Tätigkeit wahrscheinlich auch den einen oder anderen Auftrag als Berater oder als Verfasser gelegentlicher Zeitungsartikel, in denen er die Rolle des Elder Statesman annehmen würde.
    »Okay, dann werde ich mich jetzt an die Arbeit machen.« Rutledge verließ den Raum und kehrte in sein Büro im siebten Stock zurück.
    Ein verdammt heißes Eisen , dachte der Staatssekretär, und womöglich auch noch das falsche . Dieser Ryan war nicht das, was sich Rutledge unter einem Präsidenten vorstellte. Der glaubte, dass es in der internationalen Politik darauf ankam, Zähne zu zeigen und Forderungen zu stellen. Rutledge dagegen fand es sinnvoller, zu argumentieren, was vielleicht länger dauerte, aber sicherer war. Um etwas zu bekommen, musste man auch bereit sein, zu geben. Nun ja, der Volksrepublik waren schon jede Menge Zugeständnisse gemacht worden. Allerdings ließe sich vielleicht die Anerkennung Taiwans rückgängig machen. Dass sich Ryan dazu hatte hinreißen lassen, war zwar durchaus verständlich, aber dennoch falsch gewesen. Wegen eines so lächerlichen ›Prinzips‹ durfte man doch nicht die internationalen Beziehungen torpedieren! Diplomatie war wie Politik in erster Linie Pragmatismus, und Ryan hatte davon leider wenig Ahnung. In der Volksrepublik lebten eine Milliarde Menschen, das verlangte Respekt. Sicher, Taiwan besaß eine demokratisch gewählte Regierung, was aber nichts daran änderte, dass es eine abtrünnige Provinz Chinas war. Der Konflikt zwischen Festland und Insel war deshalb eine innere Angelegenheit. Bedauerlich, dass dieser Konflikt nun schon über 50 Jahre andauerte, aber in Asien war man wohl ohnehin an längere Zeitmaße gewöhnt.
    Hmmm , dachte Rutledge und setzte sich an seinen Schreibtisch. Wir haben unsere Forderungen und wollen sie durchsetzen  … Er legte sich einen Schreibblock zurecht und dachte nach. Es war womöglich ein falscher und sogar dummer Schritt, einer, dem er nicht zustimmen konnte, aber darüber war nun entschieden, und wenn er in seinem Amt noch höher hinaus wollte, musste er diesen Schritt mitvollziehen, und zwar wie aus innerer Überzeugung. Ähnliches wurde auch, wie Rutledge dachte, von Rechtsanwälten verlangt, die immer wieder idiotische Fälle zu vertreten hatten. Das machte sie nicht zu Söldnern, sondern zeichnete sie vielmehr als Profis aus. Und ein solcher Profi war auch er, Rutledge.
    Nur gut, dass ihm keiner auf die Schliche gekommen war. Eines musste man Ed Kealty lassen, er hatte nie ein Sterbenswörtchen darüber verloren, auf welche Weise Rutledge ihm im Wahlkampf um die Präsidentschaft geholfen hatte. Auch wenn er in seinem Verhältnis zum amtierenden Präsidenten ein doppeltes Spiel trieb, so war er doch den eigenen Leuten gegenüber absolut loyal, wie es einem Politiker nun mal anstand. Und das hatte Ryan, so gescheit er auch sein mochte, noch nicht kapiert. Tja, Mr. President , dachte Rutledge, du hältst dich

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