Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
ein Seemann, der ihm erklären konnte, von welchem Bootstyp welche Gefahr ausging (für Mancuso war alles, was auf dem Wasser schwamm, bislang immer nur Zielscheibe gewesen), ein Spezialist für Flugzeuge der Marine, ein Infanterist und Kenner schlammiger Biotope, sowie ein paar Vögel der Air Force. Bei ihnen holte sich Admiral Bart Mancuso Rat, und wenn er ihn gebrauchen konnte, machte er sich diesen Rat zu eigen, denn er war der Oberkommandierende, das heißt verantwortlich für alles, was auf dem Pazifischen Ozean oder in dessen Nähe passierte – und sei es, dass ein Petty Officer im Rang eines Fähnrichs zur See Zoten über die Titten anderer Fähnriche riss, nämlich weiblicher, die es in der Navy inzwischen gab, was Mancuso ganz und gar nicht komisch fand. Man räumte Frauen mittlerweile sogar einen Platz in U-Booten ein. Was wohl Mush Morton und seine Unterseebootfahrer aus dem Zweiten Weltkrieg davon gehalten hätten!
Mancuso hatte schon einen Plan für eine Marineübung, ein groß angelegtes Manöver, bei dem eine Hälfte der 7 th Fleet einen vernichtenden Angriff auf die andere Hälfte simulieren würde, gefolgt von der Forced-Entry-Landung eines Bataillons der Marines. Kampfpiloten der Navy und der Air Force würden eingreifen, und wenn alles vorbei wäre, könnte anhand von Computerdaten eine Auswertung vorgenommen werden. Vorher wären in diversen Bars natürlich Wetten auf den Ausgang der Übung abzuschließen, und es würde bestimmt der eine oder andere ziemlich sauer reagieren, denn über Sieg oder Niederlage entschieden nicht zuletzt die Fitness-Daten der am Kampf beteiligten Soldaten.
Von allen Waffengattungen machten die Unterseeboote auf Mancuso den besten Eindruck, was kaum verwundern konnte, war er doch vor seiner Beförderung zum CINCPAC Oberbefehlshaber aller Unterseeboot-Einheiten im Pazifik (COMSUB-PAC) gewesen. Er hatte seine Flottillen auf Zack gebracht und die Männer, als es vor zwei Jahren zu Kampfhandlungen gekommen war, so gewissenhaft auf ihre Mission eingestellt, dass die Besatzungen der Boomer (der strategischen Atomunterseeboote) einen fulminanten Einsatz fuhren, auf den sie heute noch mit stolzgeschwellter Brust zurückblickten. Die Boomer waren nach wie vor im Einsatz, nunmehr zur Unterstützung schneller Vorstöße. Dafür hatte sich Mancuso bei seinem Freund, dem Admiralstabschef Dave Seaton, stark gemacht, der den Kongress daraufhin um zusätzliche Mittel gebeten hatte. Und der war dann auch großzügig gewesen, weil ihm nach den beiden jüngsten Konflikten wohl klar geworden war, dass Uniformierte nicht nur dazu taugten, gewählten Volksvertretern die Tür aufzuhalten. Außerdem waren diese Boote der Ohio-Klasse viel zu teuer, um schon jetzt verschrottet zu werden, zumal sie nicht zuletzt auch für friedliche Zwecke verwendet werden konnten: für die ozeanographische Forschung im Nordpazifik etwa, was den Naturschützern gefallen musste, die nach Mancusos Geschmack viel zu viel politischen Einfluss hatten.
Allmorgendlich wurden ihm neuste Meldungen vorgetragen, meist durch Brigadier General Mike Lahr, seinem J-2 und damit Nachrichtenoffizier. Seit dem 7. Dezember 1941 war es der Führung der Vereinigten Staaten ein Anliegen, die ranghöchsten Kommandanten über für sie wichtige geheimdienstliche Erkenntnisse aufzuklären, und so war Mancuso, der CINCPAC, sehr viel besser informiert als Admiral Husband E. Kimmel seinerzeit.
»Morgen, Mike«, grüßte Mancuso, während der Maat des Chefstewards den Frühstückstisch deckte.
»Guten Morgen, Sir«, antwortete der Ein-Sterne-General.
»Was gibt’s Neues im Pazifik?«
»Die heutige Toppnachricht ist, dass die Russen den Oberbefehlshaber im Sektor Fernost ausgetauscht haben. Der neue Mann heißt Gennadi Bondarenko. Vorher war er J-3, also Einsatz- und Planungsoffizier der russischen Bodenstreitkräfte. Seine Biographie ist recht interessant. Angefangen hat er als Funker, und es dauerte lange, bis er sich hervortun konnte. Das war gegen Ende des Afghanistan-Krieges. Für seinen Einsatz dort wurde er ausgezeichnet. Er hat den Orden vom ›Roten Banner‹ und ist Held der Sowjetunion. Beides wurde ihm als Oberst zuerkannt. Dann ging’s für ihn ziemlich steil aufwärts, dank guter Beziehungen in der Politik. Er versteht sich unter anderem sehr gut mit einem gewissen Golowko, einem ehemaligen KGB-Offizier, der immer noch im Spionagegeschäft arbeitet und den Präsidenten persönlich kennt – unseren Präsidenten, meine
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