Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Menge Faulpelze, Karriereoffiziere, die ihre Zeit absaßen und nichts anderes taten, als Formulare auszufüllen. Denen würde er Beine machen und ihnen genau 30 Tage Zeit geben, ihre Sachen in Ordnung zu bringen. Und wie er sich kannte, würde es ihm auch gelingen, einigen dabei zu helfen, wieder Gefallen an ihrem Beruf zu finden. Seine größten Hoffnungen setzte er auf die einzelnen jungen Männer, die noch gleichgültig und ohne Perspektive waren, weil ihnen bislang keiner gesagt hatte, wer und wie wichtig sie waren. Deren würde er sich annehmen und Soldaten aus ihnen machen, stolze Verteidiger ihres Landes. Er würde ihre Ausbildung in die Hand nehmen und darauf hinwirken, dass sie ihre Uniformen gern trugen, aufrechter dastanden und Selbstbewusstsein entwickelten. Er würde sich wie ein Ersatzvater um sie kümmern und sie, die Halbwüchsigen, zu Männern reifen lassen. Eine schönere Aufgabe konnte es für ihn nicht geben, und als Oberbefehlshaber in Fernost mochte er auch für die anderen Teile der Streitkräfte ein Vorbild sein und neue Standards setzen.
»Nun, was soll ich unserem Präsidenten ausrichten?«, fragte Golowko und beugte sich über den Schreibtisch, um seinem Gast einzuschenken.
Bondarenko prostete dem Gastgeber mit erhobenem Glas zu. »Genosse Minister, sagen Sie ihm, dass ich sein Mann für den Fernen Osten bin.«
18
MANÖVER
Zu Mancusos neuem Job gehörte es, dass er nun auch über den Einsatz von Flugzeugen entschied, mit denen er sich leidlich auskannte. Aber es waren ihm auch Bodentruppen unterstellt, über die er so gut wie nichts wusste. Dazu gehörten die in Okinawa stationierte 3 rd Division des USMC sowie die 25 th Light Infantry Division, die in den Schofield Barracks auf Oahu ihr Quartier hatte. Noch nie hatte Mancuso das Kommando über so viele Soldaten gehabt. An Bord der USS Dallas , seinem letzten Kommando, waren nur rund 150 Männer, eine überschaubare Menge, aber doch auch so groß, dass man sie nicht mit einer Familie verwechseln konnte. Der Oberbefehl im Pazifik war da doch etwas völlig anderes. Die Crew der Dallas in der zweiten Potenz war nicht einmal annähernd so stark wie die Verbände, die er nun von seinem Schreibtisch aus zum Einsatz bringen konnte.
Er hatte am Capstone-Kurs teilgenommen. Mit diesem Ausbildungsprogramm wurden gerade zum Flaggoffizier Beförderte mit den anderen Truppengattungen vertraut gemacht. Er war mit Army-Soldaten durch Wälder marschiert, mit Marines durch Schlamm gerobbt und hatte vom Schleudersitz einer Galaxy vom Typ C-5B aus zusehen können, wie ein anderes Flugzeug in der Luft betankt wurde (etwas so Absonderliches wie die Paarung zweier Maschinen bei Tempo 550 km/h war ihm noch nie zu Gesicht gekommen). Im kalifornischen Fort Irwin hatte er mit schwerer Artillerie umzugehen und Panzer eigenhändig zu steuern gelernt. Selbst dabei zu sein, mit den Jungs zu trainieren und die Uniform einzudrecken, war wohl wichtig gewesen, aber beileibe nicht alles. Nun, immerhin hatte er jetzt eine vage Vorstellung davon, wie all diese Dinge aussahen, sich anhörten und rochen. Er hatte Männer in Uniformen unterschiedlicher Farbe kennen gelernt und sich immer wieder eingeredet, dass sie im Grunde alle gleich waren. Der Sergeant in einem Abrams-Panzer zeigte sich von einer ganz ähnlichen Art wie der Torpedomann auf einem Schnellboot, und ein Green Beret war nicht weniger von sich selbst überzeugt als ein Kampfpilot. Trotzdem, um solche Männer effizient und verantwortlich führen zu können, war, wie er meinte, mehr nötig als die Bestandsaufnahme eines äußeren Eindrucks. Es fehlte, wie er glaubte, an einer koordinierten Ausbildung. Aber dann wiederum sagte er sich, dass selbst der beste Pilot der Air Force oder Navy viele Monate bräuchte, um zu verstehen, was zum Beispiel ein Kommando auf der Dallas bedeutete. Allein das Thema Reaktorsicherheit war so komplex, dass man nach einem Jahr immer noch nicht genug darüber gelernt hatte. Die einzelnen Dienste unterschieden sich nicht zuletzt in der jeweiligen Einstellung zum Auftrag, denn die Aufträge der einzelnen Truppengattungen waren so verschieden wie Schäferhunde und Pitbull-Terrier.
Er durfte sich auf seinem Posten keine Fehler erlauben und es nur ja nicht dazu kommen lassen, dass eine Mrs. Smith durch ein Telegramm würde erfahren müssen, dass ihr Mann oder Sohn gefallen war, weil sein Kommandeur Mist gebaut hatte. Nur gut, dass ihm eine Reihe tüchtiger Stabsoffiziere zur Seite standen:
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