Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
ich. Golowko ist der Chef des russischen Geheimdienstes unter Präsident Gruschawoi und steht im Rang eines Ministers. Er hat einiges zu sagen und ist auch eine Art Pipeline zum Weißen Haus in Angelegenheiten, die ›von gemeinsamem Interesse‹ sind.«
»Gut. Jack Ryan steht also mit diesem Golowko in Verbindung. Was ist das für einer?«, fragte der CINCPAC.
»Sehr klug und tüchtig, sagen unsere Freunde in Langley. Zurück zu Bondarenko: Von ihm heißt es auch, dass er sehr klug und tüchtig sei, ein Anwärter auf noch höhere Aufgaben. Köpfchen und Mut stehen auch bei den Russen einer Karriere nicht im Weg.«
»In welcher Verfassung ist dieser Sektor Fernost?«
»In keiner besonders guten, wie es scheint. Wir wissen von acht Verbänden in Divisionsgröße: sechs Schützendivisionen, eine Panzer- und eine Artilleriedivision. Sie alle haben nur wenig Übung, was sich auch über unsere Aufklärungssatelliten bestätigen lässt. Bondarenko ist offenbar der Mann, der für frischen Wind sorgen kann.«
»Wieso?«
»Er plädiert schon lange für eine bessere Ausbildung – und ist außerdem intellektuell angehaucht. Im vorigen Jahr erschien von ihm ein längerer Essay über die römischen Legionen unter dem Titel ›Soldaten der Caesaren‹. Darin ist auch das berühmte Zitat von Josephus angeführt: ›Ihre Drillübungen sind unblutige Schlachten und ihre Schlachten blutige Drillübungen.‹ Nun, es handelt sich um eine historische Abhandlung, die aus Quellen wie Josephus und Vegetius schöpft, aber daraus auch sehr deutliche Forderungen für die Gegenwart ableitet. Wie gesagt, er setzt sich mit aller Macht für eine bessere Ausbildung der Bodentruppen ein und auch für eine zügige Beförderung von Unteroffizieren. Besonders intensiv hat er sich mit Vegetius’ Vorstellungen zum Aufbau von Zenturien beschäftigt. Das sowjetische Heer hatte keine Stabsunteroffiziere in der Art, wie wir sie haben, und Bondarenko gehört zu jenen Führungskräften im russischen Militär, die sich für die Einführung einer solchen Funktion stark machen. Was ja auch sinnvoll ist«, befand Lahr.
»Sie glauben also, dass er den Laden in Schwung bringt. Was ist mit der russischen Marine?«
»Damit hat er nichts zu tun. Ihm unterstehen taktische Heeresflieger und Bodentruppen, mehr nicht.«
»Tja, deren Marine steckt auch so tief in der Latrine, dass sie nicht mehr sieht, wo das Klopapier hängt«, bemerkte Mancuso. »Sonst noch was?«
»Die Chinesen sind wieder auffallend aktiv und führen derzeit südlich des Amurs ein Manöver mit vier Divisionen durch.«
»Vier Divisionen!«
»Dass sie verstärkt üben, wissen wir doch schon seit drei Jahren, Admiral. Das ist nichts Besonderes. Wir wissen auch, dass sie viel Geld ausgeben, um ihre Armee auf Tempo zu bringen, hauptsächlich durch Panzer und Truppentransporter. Es finden auch jede Menge Artillerieübungen mit scharfer Munition statt. Der Amur-Bogen bietet sich als Übungsgelände an – die Gegend ist dünn besiedelt, ein bisschen wie Nevada, nur nicht so flach. Als es damit losging, haben wir alle Bewegungen aufmerksam verfolgt, aber mittlerweile können wir davon ausgehen, dass es sich um reine Routine handelt.«
»Ach ja? Und was halten die Russen davon?«
Lahr reckte sich. »Wahrscheinlich hat sich Bondarenko deshalb in den Fernen Osten versetzen lassen. Das ist weit entfernt von den strategischen Brennpunkten früherer Tage. Da unten sind ihnen die chinesischen Verbände zahlenmäßig klar überlegen. Aber zu Zwischenfällen ist es noch nicht gekommen. Und politisch läuft alles nach Maß.«
»Hmmm«, schnaufte der CINCPAC. »Und Taiwan?«
»Nun ja, es gibt auch vermehrt Manöver an der Straße von Formosa, doch da bewegt sich hauptsächlich Infanterie. Von amphibischen Verbänden ist so gut wie nichts zu sehen. Dank unserer nationalchinesischen Freunde haben wir genau im Blick, was da passiert.«
Mancuso nickte. Er hatte einen Aktenschrank voller Pläne für den Fall, dass Taiwan in Not geriet, und es waren ständig Schiffe unterwegs, um der Insel ›Höflichkeitsbesuche‹ abzustatten. Taipeh war für seine Seeleute ein gern besuchter Hafen, immer gut für amüsante Landgänge. Und wenn ein Kreuzer der U.S. Navy am Kai festmachte, durfte sich die Stadt vor feindlichen Raketenangriffen sicher wähnen. Denn schon ein Kratzer im grauen Anstrich eines amerikanischen Kriegsschiffes war als casus belli , als ein Kriegsgrund, zu bewerten. Und davor hüteten sich vor
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