Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
mich?«
»Mu-Err-Suppe«, beliebte Mary Pat zu scherzen, denn wenn ihr Mann eines nicht mochte, dann waren es diese schlabberigen Pilze aus China.
»Okay, komm rüber.« Der DCI wusste, dass ein besonderer Grund dahinter stecken musste, wenn sie ihm schon so früh am Morgen den Appetit zu verderben versuchte.
»Mehr von SORGE?«, fragte der Präsident 75 Minuten später.
»Ja, Sir«, antwortete Ben Goodley und reichte ihm ein Blatt Papier. Der darauf abgedruckte Text war nicht lang, aber umso interessanter. »Mr. Foley würde gern noch heute Nachmittag mit Ihnen darüber sprechen. Sie hätten um 14.15 Uhr kurz Zeit.«
»Okay. Ist sonst noch jemand dabei?«
»Der Vizepräsident, da er zufällig im Haus ist.« Goodley wusste, dass Ryan seinen Freund Robby Jackson gern zu Rate zog, wenn es um Themen von strategischer Bedeutung ging. »Er hätte dann ebenfalls Zeit.«
»Gut. Machen Sie den Termin fest«, sagte der Präsident.
Ein paar Straßenzüge weiter östlich hatte kurz zuvor Dan Murray sein Büro betreten (das um einiges größer war als das des Präsidenten).
»Guten Morgen«, begrüßte ihn eine seiner Mitarbeiterinnen – keine normale Sekretärin, sondern eine bewaffnete Agentin, die wie ihre Kollegen für die Sicherheit des Mannes zu sorgen hatte, der als oberster FBIler unter anderem auch für Spionageabwehr und Terrorismusbekämpfung zuständig war.
»Hi, Toni«, antwortete Murray. Sie hatte hübsche Beine, aber ihm fiel rechtzeitig die Mahnung seiner Frau Liz ein, die meinte, dass er sich vorsehen solle, nicht in den Verdacht zu geraten, ein dirty old man zu sein.
Auch er hatte jede Menge Arbeit auf dem Schreibtisch liegen: Der Stoß zur Rechten enthielt nachrichtendienstliches Material, links lagen Informationen über Maßnahmen zur Spionageabwehr, und der große Stapel in der Mitte bestand aus Akten zu laufenden Ermittlungen in Strafsachen, die er persönlich beaufsichtigen musste. Diese Schreibtischordnung ging zurück auf Mr. Hoover, den Gründer des FBI, von dem es hieß, dass er sich um alles, was schwerer wog als einfacher Autodiebstahl, selbst kümmerte.
Murray hatte lange Zeit für die so genannte schwarze Seite des Büros gearbeitet und interessierte sich vor allem für den rechten Stoß, der aber heute nicht viel hergab. Das FBI unterhielt seinen eigenen Geheimdienst – sehr zum Missfallen der CIA, aber die beiden Behörden hatten sich nie besonders gut vertragen, obwohl Murray die Foleys durchaus gut leiden konnte. Sei’s drum, dachte er, ein bisschen Konkurrenz konnte nicht schaden. Allerdings sollte sich die CIA nur ja aus der Verbrechensbekämpfung heraushalten, denn das war eine vollkommen andere Geschichte. Der interessanteste Bericht kam von Mike Reilly aus Moskau …
»Verdammt!«, platzte es aus Murray heraus. Und dann grinste er übers ganze Gesicht. Er hatte sich persönlich für Reilly stark gemacht und sich gegenüber denen durchgesetzt, die lieber den Nachrichtendienstler Paul Landau in Moskau haben wollten. Nein, Moskau brauchte keinen Spitzeljäger – davon hatte man dort selbst genug –, sondern jemanden, der bei der Polizeiarbeit helfen konnte, und darum hatte er Mike nach Moskau geschickt, einen Mann, dessen Vater schon beim FBI gewesen war und der Mafia in New York eine Menge Bauchschmerzen bereitet hatte. Landau war jetzt in Berlin, wo er dem BKA, dem Bundeskriminalamt, als Verbindungsmann zur Seite stand und seine Sache auch gut machte. Reilly aber hatte das Potential eines echten Stars und würde wahrscheinlich schon bald seinen Vater überflügeln, der es beim FBI bis zum ASAC geschafft hatte, zum Stellvertreter des leitenden Sonderermittlers.
Und seine Zusammenarbeit mit diesem russischen Inspektor Prowalow stand seiner Karriere bestimmt auch nicht Weg. Die beiden hatten eine Verbindung zwischen einem ehemaligen KGB-Offizier und dem chinesischen MSS aufgedeckt? Und das im Zuge ihrer Untersuchung des Panzerfaust-Anschlags in Moskau? Um Himmels willen, was hatten die Chinesen damit zu tun? Was hatte das zu bedeuten? Nun, davon mussten die Foleys unbedingt in Kenntnis gesetzt werden. Und deshalb langte Direktor Murray nach dem Telefon. Zehn Minuten später schob er die Meldung aus Moskau in sein abgesichertes Faxgerät, das sie nach Langley übermittelte. Und um sicher zu stellen, dass sich die CIA nicht mit den Federn des FBI schmückte, ließ er auch eine Kopie durch einen Boten ins Weiße Haus bringen, und zwar zu Händen von Dr. Benjamin
Weitere Kostenlose Bücher