falschen Mann gewählt«, konterte der DCI.
»Nichts für ungut«, beschwichtigte Jack. »Fahren Sie fort.«
»Jack, wir sollten Rutledge warnen und ihm mitteilen, dass man in Peking nicht hören will, was er zu sagen hat. Er wird mit seinen Forderungen nicht durchkommen.«
»Nun, dann stellen wir uns auch stur«, erwiderte Ryan. »Und damit wären wir wieder am Anfangspunkt: Sie brauchen unser Geld dringender als wir ihre Ware.«
»Besteht die Möglichkeit, dass diese Informationen gezinkt sind?«, fragte Vizepräsident Jackson.
»Sie meinen, Peking könnte unsere Quelle dazu nutzen, uns mit falschen Informationen zu beliefern?«, entgegnete Mary Patricia Foley. »Das halte ich für sehr unwahrscheinlich, nahezu für ausgeschlossen.«
»Was macht Sie so sicher, MP?«, wollte der Präsident wissen.
»Das erkläre ich Ihnen gern unter vier Augen, Jack. Aber glauben Sie mir, ich bin mir ganz sicher«, antwortete Mary Pat, was ihrem Mann, wie Ryan registrierte, nicht so recht zu passen schien. Ed tendierte wie die meisten Geheimdienstler eher zur Skepsis, während seine Frau eine sehr viel resolutere Art an den Tag legte. Sie war ihren Leuten gegenüber so treu und fürsorglich wie eine Mutter, was Ryan sehr an ihr schätzte, auch wenn er eine solche Haltung manchmal für nicht ganz realistisch hielt.
»Ed?« Ryan wollte es genau wissen.
»Ich stimme Mary zu. Diese Quelle ist goldplattiert und hat einen Boden aus Kupfer.«
»Dieses Dokument spiegelt demnach die Haltung der chinesischen Regierung«, stellte TOMCAT fest.
Foley überraschte den Vizepräsidenten damit, dass er den Kopf schüttelte. »Nein, es gibt lediglich die Ansichten von Zhang Han San wieder. Er hat zwar Macht und Einfluss, spricht aber nicht für die gesamte Regierung. In diesem Text ist auch nicht von einer offiziellen Linie die Rede. Im Politbüro sitzen neben Zhang Männer, die eine sehr viel gemäßigtere Position vertreten.«
Jackson rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Was verschwenden wir dann unsere Zeit mit diesem Text?«
»Dieser Zhang ist ein Vertrauter des Verteidigungsministers und hat über ihn Einfluss auf den gesamten Sicherheitsapparat der Volksrepublik. Falls er sich auch noch in der Wirtschaftspolitik seines Landes durchsetzen sollte, stehen wir vor einem ernsthaften Problem. Und es wäre gut, wenn unsere Delegation vorher Bescheid wüsste«, erklärte der DCI.
»Und?« Ming war müde und hatte überhaupt keine Lust, sich anzuziehen und nach Hause zu gehen. Sie würde in dieser Nacht wieder viel zu wenig Schlaf bekommen.
»Bitte, sei morgen schon früh im Büro und spiele das hier auf Chais Computer auf. Es ist eine neue Systemdatei, die Version 6.8.1, also dieselbe, die du auch auf deinem Computer hast.« Die aktuellste Version hatte in Wirklichkeit die laufende Nummer 6.3.2. Ein Update wäre also frühestens in einem Jahr fällig.
»Warum willst du, dass ich das tue?«
»Ist das so wichtig, bau-bei ?«
Sie zögerte, schien nachzudenken. Dem amerikanischen Spion lief es kalt über den Rücken. Doch dann antwortete sie: »Nein, eigentlich nicht.«
»Dafür bekommst du auch was Hübsches«, flüsterte er ihr ins Ohr und umarmte sie.
»Was denn?«, wollte sie wissen. Seine Geschenke waren immer sehr großzügig.
»Lass dich überraschen«, antwortete er.
Ihre dunklen Augen funkelten erwartungsvoll. Nomuri half ihr in die hässliche Jacke, was bei weitem nicht so angenehm war wie der umgekehrte Vorgang. Wenig später gab er ihr an der Tür einen Abschiedskuss. Danach schaltete er seinen Laptop ein und hinterlegte bei
[email protected] eine Nachricht, in der er weitere angeblich sehr schmackhafte Rezepte ankündigte.
22
DER TISCH UND DAS REZEPT
»Herr Minister, es ist mir eine große Freude«, sagte Cliff Rutledge in seinem freundlichsten diplomatischen Ton und schüttelte den Anwesenden die Hände. Rutledge war froh, dass man in der Volksrepublik China den westlichen Brauch übernommen hatte – er hatte das genaue Protokoll der Verneigungen nie gelernt.
Carl Hitch, der amerikanische Botschafter in der Volksrepublik, war auch zu der Eröffnungsfeier gekommen. Er war ein Diplomat, der immer lieber im Ausland als in Foggy Bottom gearbeitet hatte. Sich um das diplomatische Tagesgeschäft zu kümmern war nicht besonders aufregend, aber in einem Land wie diesem erforderte es eine sichere Hand. Die hatte Hitch und anscheinend war er bei der restlichen diplomatischen Gemeinde gut gelitten, was