Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
wissen.
RAINBOW SIX hob die Schultern. »Gute Frage. Es sind alles ehemalige KGB-Leute, aber mit Spetsnaz-Ausbildung, also wahrscheinlich Karrieresoldaten und keine Leute, die mal kurz zwei Jahre in der Roten Armee gedient haben. Nominell vermutlich alle Offiziere, aber mit dem Aufgabenbereich von Stabsunteroffizieren. Ich nehme an, sie sind clever, hinreichend motiviert, wahrscheinlich in anständiger körperlicher Verfassung und sie sind sich über ihre Mission im Klaren. Sind sie so gut, wie sie sein müssen? Wahrscheinlich nicht. Aber in ein paar Wochen werden wir ihnen schon auf die Sprünge helfen.«
»Hauptsächlich bilden wir also ihre Ausbilder aus?«
Clark nickte. »So sehe ich es jedenfalls, ja.«
»Nichts daran auszusetzen«, erwiderte Chavez. Die Speisekarte wurde gebracht. Woran lag es, fragte er sich, dass es im Flugzeug nie etwas gab, worauf man Lust hatte? Das waren Gerichte für den Abend, nicht für mittags. Warum zum Teufel gab es keinen Cheeseburger mit Pommes? Oh, wenigstens konnte er sich ein anständiges Bier bestellen. Eine Sache, die er am Leben in England zu schätzen gelernt hatte, war das Bier. In Russland gäbe es bestimmt nichts Vergleichbares.
Der Sonnenaufgang in Peking war so trostlos, wie er angesichts der Luftverschmutzung nur sein konnte, fand Mark Gant. Aus irgendeinem Grund lief seine innere Uhr trotz der schwarzen Pille und des zwangsverordneten Schlafs nicht mehr in Einklang mit der Ortszeit. Er wachte beim ersten Licht des Tages auf, das sich durch eine Luft kämpfte, die mindestens so schlimm war wie die in Los Angeles an einem besonders schlechten Tag. So etwas wie Umweltschutz gab es in der Volksrepublik sicher nicht, und dabei fuhren hier noch gar nicht so wahnsinnig viele Autos. Wenn das erst einmal richtig losging, konnte China die Überbevölkerung mit Tod durch Ersticken bekämpfen. Gant war noch nicht genügend herumgekommen, um mit diesem Problem marxistischer Länder vertraut zu sein. Andererseits gab es davon auch nicht mehr allzu viele, oder? Da Gant nie geraucht hatte – ein Laster, das an der Börse völlig aus der Mode gekommen war, dort reichte schon der normale Arbeitsstress aus, um einen umzubringen –, begannen seine Augen allein von der Luftverschmutzung zu tränen.
Er hatte nichts zu tun und noch jede Menge Zeit. Wenn er jedoch einmal wach war, gelang es ihm nie, sich wieder in den Schlaf zu flüchten. Also beschloss er, seine Leselampe anzumachen und ein paar Dokumente durchzusehen, von denen ihm die meisten nicht unbedingt in dem Glauben mitgegeben worden waren, dass er sie lesen würde. Der Zweck der Diplomatie, hatte Commander Spock in Raumschiff Enterprise einmal gesagt, war, eine Krise zu verlängern . Die Verhandlungen gingen weiß Gott Wege, die verschlungen genug waren, um den Mississippi River wie einen Laserstrahl aussehen zu lassen. Was hatte ihn heute morgen eigentlich geweckt? Er blickte aus dem Fenster auf den orange- und rosafarbenen Fleck, der sich am Horizont auszubreiten begann und die Gebäude von hinten anstrahlte. Gant fand sie hässlich, aber ihm war klar, dass er einfach nicht an sie gewöhnt war. Die Mietshäuser von Chicago waren auch nicht gerade das Tadsch Mahal, und das Holzhaus seiner Kindheit war nicht der Buckingham-Palast. Trotzdem, der Eindruck der Fremdartigkeit hier war überwältigend. Gleichgültig, wo er hinsah, erschienen ihm die Dinge fremd, und er war noch nicht Kosmopolit genug, um mit diesem Gefühl zurechtzukommen. Es war wie das Hintergrundrauschen einer Musikaufnahme, nie richtig vorhanden, aber auch nie ganz weg. Fast wie ein böses Omen. Doch er schüttelte das Gefühl ab. Es gab keinen Grund dafür. Er konnte nicht ahnen, dass er schon sehr bald eines Besseren belehrt werden sollte.
Auch Barry Wise war in seinem Hotelzimmer bereits auf und wartete auf das Frühstück – das Hotel gehörte einer amerikanischen Kette und entsprechend amerikanisch las sich die Frühstückskarte. Der Speck war sicher anders, aber selbst chinesische Hühner legten richtige Eier. Das gestrige Experiment mit den Waffeln war nicht sehr erfolgreich verlaufen, und Wise war jemand, der ein ordentliches Frühstück brauchte, um während des Tages richtig zu funktionieren.
Im Gegensatz zu den meisten amerikanischen Fernsehkorrespondenten suchte sich Wise seine Storys selbst. Sein Produzent war sein Partner, nicht der Boss. Auf diesen Umstand führte er auch seine ansehnliche Sammlung von Emmy Awards zurück,
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