Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Angelegenheiten. Es ist für Amerika an der Zeit, unsere berechtigten Forderungen in Erwägung zu ziehen. China wünscht faire Handelsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten. Wir verlangen nicht mehr, als was sie auch anderen Nationen gewähren: den Status einer bevorzugten Nation.«
»Herr Minister, dazu wird es nicht kommen, solange Sie Ihre Märkte nicht unseren Waren öffnen. Wenn der Handel nicht frei ist, ist er nicht fair. Wir protestieren außerdem gegen die Verletzung der Verträge und Abkommen, das Copyright und den Schutz von Warenzeichen betreffend. Wir protestieren dagegen, dass Unternehmen, die sich vollständig im Besitz von Agenturen der Regierung der Volksrepublik befinden, gegen das Patentrecht verstoßen, und dies bis zu einem Punkt, dass sie amerikanische Produkte ohne Genehmigung oder Entschädigung oder …«
»Bezeichnen Sie uns jetzt auch noch als Diebe?«, wollte Shen empört wissen.
»Herr Minister, ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein derartiges Wort nicht über meine Lippen gekommen ist. Dennoch ist es eine Tatsache, dass wir Exemplare von Produkten haben, die in China von Fabriken im Besitz von Agenturen Ihrer Regierung hergestellt wurden und amerikanische Erfindungen zu enthalten scheinen, für die die Erfinder nicht entschädigt worden sind und für deren Nachbau auch keine Genehmigung eingeholt wurde. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen gern verschiedene Exemplare solcher Produkte zeigen.« Shens Reaktion war ein aufgebrachtes Abwinken, das Rutledge als ein Nein, danke deutete. Oder jedenfalls etwas in der Richtung.
»Ich bin nicht daran interessiert, mir greifbare Beweise amerikanischer Lügen und Wahrheitsverdrehungen anzusehen.«
Während Rutledge seine gekränkte Antwort gab, setzte sich Gant wie ein Zuschauer bei einem Boxkampf zurück und fragte sich, ob einer der beiden Kontrahenten den entscheidenden K. o.-Treffer landen würde. Wahrscheinlich nicht, dachte er. Keiner hatte ein Glaskinn, und beide waren zu flink auf den Beinen. Das hatte einen wilden Schlagabtausch nach dem anderen zur Folge, aber kein ernsthaftes Resultat. Das Ganze war nur eine neue Art von Langweile für ihn, aufregend im Ablauf, aber unergiebig im Resultat. Er machte sich ein paar Notizen, aber es waren nur Gedächtnisstützen, damit er sich später besser erinnern konnte, wie es abgelaufen war. Vielleicht gäben sie mal eine witzige Episode in seiner Autobiographie ab. Welchen Titel würde sie tragen?, fragte er sich. Händler und Diplomat vielleicht?
45 Minuten später nahm das Ganze mit dem üblichen Händeschütteln ein Ende, das ebenso freundlich wie die Besprechung davor streitlustig gewesen war, was Mark Gant ziemlich erstaunte.
»Das Ganze ist immer rein geschäftlich, nie persönlich gemeint«, erklärte ihm Rutledge. »Es überrascht mich allerdings, dass sie so lang darauf herumreiten. Es ist ja nicht so, dass wir sie irgendeiner Sache beschuldigt hätten. Ich meine, sogar der Präsident hat lediglich eine Untersuchung gefordert. Warum reagieren sie bloß so empfindlich?«
»Vielleicht machen sie sich Sorgen, dass sie nicht bekommen, was sie sich von den Verhandlungen erwarten«, vermutete Gant.
»Aber warum gleich solche Sorgen?«
Gant hob die Schultern. »Vielleicht sind ihre Devisenreserven sogar noch geringer, als aus meinem Computerdiagramm hervorgeht.«
»Selbst wenn dem so wäre, schlagen sie nicht gerade einen Kurs ein, der dem Abhilfe schaffen könnte.« Rutledge hieb frustriert mit der Faust in seine Handfläche. »Ihr Verhalten ist nicht rational. Na schön, sollen sie sich meinetwegen noch eine Weile wegen dieser tödlichen Schüsse echauffieren, wobei ich sagen muss, vielleicht ist Präsident Ryan mit einigen Dingen, die er von sich gegeben hat, doch etwas zu weit gegangen – und was das Thema Abtreibung angeht, hat er ja weiß Gott eine erzkonservative Haltung. Aber das alles rechtfertigt nicht die Hartnäckigkeit und die Verbissenheit, mit der sie ihren Standpunkt vertreten.«
»Ob sie Angst haben?«, dachte Gant laut nach.
»Angst vor was?«
»Wenn ihre finanziellen Reserven so niedrig sind, könnten sie in der Klemme stecken, Cliff. Stärker, als uns das bewusst ist.«
»Mal angenommen, dem ist so, Mark, aus welchem Grund sollten sie es deshalb mit der Angst zu tun bekommen?«
»Da könnte ich mir verschiedene Gründe denken«, erwiderte Gant und beugte sich vom Rücksitz ihrer Limousine nach vorn. »Es heißt, sie haben nicht das Geld, um Güter
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