Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Sie FÜRCHTEN die Konsequenzen ihres eigenen Tuns. Sie fürchten die Verdammnis, die sie erwartet. Mögen sie auch Gott leugnen , sie kennen doch die Rechtschaffenheit Gottes. Und sie wissen, dass jede Menschenseele nach dem Wissen um unseren Herrn schreit.
Deshalb haben sie Reverend Yu Fa An gefürchtet. Deshalb haben sie Kardinal DiMilo gefürchtet und deshalb fürchten sie auch uns. Mich und Sie. Die Söhne Satans fürchten uns, weil sie wissen, dass ihre Worte und ihre falschen Überzeugungen ebensowenig gegen das Wort Gottes bestehen können, wie ein Wohnwagen gegen einen Tornado bestehen kann! Und sie wissen, dass alle Menschen mit einem elementaren Wissen von Gottes Wort geboren sind. Das ist der Grund, weshalb sie uns fürchten.
Und deshalb«, rief Reverend Hosiah Jackson, »lassen Sie uns ihnen einen weiteren Grund geben, sich vor uns zu fürchten! Zeigen wir ihnen als Gottes gläubige Schar die Kraft und die Festigkeit unseres Glaubens!«
»Aber wir können sicher sein, dass Gott bei Skip und bei Kardinal DiMilo war«, versicherte Patterson seiner schwarzen Gemeinde. »Gott hat ihre tapferen Hände geführt und durch sie dieses unschuldige kleine Kind gerettet. Und Gott hat die zwei Männer in seinen Schoß genommen, die er ausschickte, sein Werk zu verrichten, und heute stehen unser Freund Skip und Kardinal DiMilo stolz vor ihrem Schöpfer, als gute und treue Diener seines Heiligen Wortes.
Meine Freunde, die beiden haben ihre Pflicht getan. Sie haben an jenem Tag das Werk des Herrn verrichtet. Sie haben das Leben eines unschuldigen Kindes gerettet. Sie haben aller Welt gezeigt, wozu die Kraft des Glaubens imstande ist.
Doch worin besteht nun unsere Aufgabe?«
»Es ist nicht Aufgabe der Gläubigen, Satan zu ermutigen«, verkündete Hosiah Jackson den Menschen vor ihm. Es hatte sie nicht weniger in seinen Bann gezogen als Laurence Olivier in seinen besten Tagen die Zuschauer – doch warum auch nicht? Seine Predigt war zwar nicht mit der Dichtung Shakespeares zu vergleichen, aber es waren die Worte eines Dieners Gottes. »Wenn Jesus in unsere Herzen blickt, wird er dann einen Menschen sehen, der die Söhne Luzifers unterstützt? Wird Jesus einen Menschen sehen, der sein Geld zur Unterstützung der gottlosen Mörder der Unschuldigen gibt?«
»Nein!«, rief eine Frauenstimme. »Nein!«
»Wofür stehen wir, die Anhänger des Herrn, die Gläubigen? Wenn die Söhne Luzifers die Gläubigen töten, wo stehen dann Sie ? Werden Sie für die Gerechtigkeit stehen? Werden Sie für Ihren Glauben stehen? Werden Sie mit den heiligen Märtyrern stehen? Werden Sie mit Jesus stehen?«
Und wie im Chor antwortete die Gemeinde Reverend Jackson: »Ja!«
»Mann o Mann«, sagte Ryan. Er war ins Büro des Vizepräsidenten gekommen, um sich die Fernsehübertragung anzusehen.
»Hab ich dir’s nicht gesagt? Von so was versteht mein Pap was. Mein Gott, damit bin ich groß geworden und es geht mir immer noch unter die Haut.« Während er das sagte, überlegte Robby Jackson, ob er sich am Abend einen Drink genehmigen sollte. »Patterson macht seine Sache wahrscheinlich auch nicht schlecht. Pap meint, er sei schwer in Ordnung, aber trotzdem, an meinen Pap kommt keiner ran.«
»Hat er mal daran gedacht, Jesuit zu werden?«, fragte Ryan grinsend.
»Pap ist zwar ein verdammt guter Prediger, aber ein Heiliger ist er deswegen noch lange nicht. Mit dem Zölibat hätte er bestimmt seine Probleme gehabt.«
In diesem Moment wechselte das Fernsehbild auf den Leonardo-da-Vinci-Flughafen von Rom, wo die 747 der Alitalia gerade gelandet war und jetzt zum Andocken rollte. Unter der Maschine warteten ein Lkw und ein paar Autos, die dem Vatikan gehörten. Es war bereits angekündigt worden, dass Renato Kardinal DiMilo im Petersdom ein Staatsbegräbnis bekäme, und CNN würde zusammen mit SkyNews, Fox und allen anderen großen Sendern darüber berichten. Letztere waren bei der Berichterstattung zunächst etwas ins Hintertreffen geraten, versuchten jetzt aber umso mehr, wieder Boden gutzumachen.
In Mississippi verließ Hosiah Jackson nach dem Verklingen des letzten Kirchenliedes langsam die Kanzel. Würdevoll schritt er auf den Ausgang zu, um die Gemeindemitglieder auf dem Weg nach draußen zu verabschieden.
Das nahm mehr Zeit in Anspruch, als er erwartet hatte. Es schien, als wolle ihm jeder der Anwesenden die Hand geben und für sein Kommen danken – die herzliche Aufnahme überstieg sogar seine kühnsten Erwartungen.
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