Im Zeichen des Drachen: Thriller (German Edition)
Und ihre Aufrichtigkeit stand völlig außer Zweifel. Einige baten darum, kurz mit ihm sprechen zu dürfen, bis die Nachrückenden sie die Eingangstreppe hinunter und auf den Parkplatz schoben. Hosiah Jackson erhielt sechs Einladungen zum Abendessen und zehn Nachfragen nach seiner Kirche und ob dort spezielle Arbeiten erforderlich seien. Schließlich war nur noch ein Mann übrig. An die siebzig, hatte er zerzaustes graues Haar und eine Hakennase, die von reichlichem Whiskeykonsum zeugte.
»Guten Tag«, sagte Jackson freundlich.
»Herr Pastor …«, setzte der Mann unsicher an.
Diesen Blick hatte Hosiah Jackson oft genug gesehen. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
»Pastor … vor vielen Jahren …«Dem Mann versagte die Stimme. »Vor vielen Jahren«, setzte er erneut an, »da habe ich gesündigt.«
»Wir alle sündigen, mein Freund. Gott weiß das. Deshalb hat er uns Seinen Sohn geschickt, damit er uns beisteht, unsere Sünden zu besiegen.« Der Geistliche fasste den Mann an der Schulter, um ihn aufzurichten.
»Ich war beim Klan, Pastor. Ich hab … falsche Dinge getan … ich … ich hab Negern was getan, bloß weil ich sie nicht ausstehn konnt, und ich …«
»Wie heißen Sie?«, fragte Jackson behutsam.
»Charlie Picket«, antwortete der Mann. Und jetzt wusste Hosiah Jackson Bescheid. Er hatte ein gutes Namensgedächtnis. Charles Worthington Picket war der Grand Kleegle des lokalen Klavern gewesen. Er war nie eines schweren Vergehens überführt worden, aber sein Name gehörte zu denen, die immer wieder fielen.
»Mr. Picket, das alles liegt lange zurück.«
»Ich hab nie … ich mein, ich hab nie jemand umgebracht . Ehrlich, Herr Pastor, das hab ich nie getan.« Die Betroffenheit in Pickets Stimme war echt. »Aber ich kenne welche, die’s getan haben, und ich hab der Polizei nichts gesagt. Ich hab den andern auch nie gesagt, sie sollen’s nicht tun … gütiger Herr Jesus, ich weiß wirklich nicht, was damals mit mir los war, Herr Pastor. Ich war … ich war …«
»Mr. Picket, tun Ihnen Ihre Sünden leid?«
»O ja, o mein Gott, ja. Ich hab um Vergebung gebetet, aber …«
»Da gibt es kein Aber, Mr. Picket. Gott hat Ihnen Ihre Sünden vergeben.«
»Meinen Sie wirklich?«
Ein Lächeln und ein Nicken. »Ja, da bin ich ganz sicher.«
»Pastor, wenn Sie in Ihrer Kirche Hilfe brauchen, das Dach ausbessern oder so was, dann sagen Sie mir Bescheid, ja? Das ist auch ein Haus Gottes. Mag ja sein, dass ich das nicht immer gewusst hab, aber jetzt weiß ich es, Sir.«
Wahrscheinlich hatte er in seinem ganzen Leben noch nie einen Schwarzen mit Sir angesprochen, dachte der Geistliche. Also hatte zumindest einer seiner Predigt zugehört und etwas daraus gelernt. Und das war für jemanden in seinem Metier nicht übel.
»Pastor, ich muss mich entschuldigen für all die schlechten Worte und Gedanken, die ich hatte. Das hab ich bisher noch nie getan, aber jetzt muss ich es einfach tun.« Er ergriff Hosiah Jacksons Hand. »Es tut mir aufrichtig leid, so leid, wie einem die Dinge, die ich damals getan hab, nur tun können, und ich bitte Sie um Verzeihung.«
»Und unser Herr Jesus Christus sagt: ›Gehe hin und sündige nicht mehr.‹ Mr. Picket, das ist die ganze Schrift in einem Satz zusammengefasst. Gott ist auf die Welt gekommen, um uns unsere Sünden zu vergeben. Gott hat Ihnen bereits vergeben.«
Ihre Blicke trafen sich. »Danke, Pastor. Und Gott segne Sie, Sir.«
»Und möge der Herr auch mit Ihnen sein.« Hosiah Jackson sah dem Mann nach, wie er zu seinem Pick-up ging, und fragte sich, ob gerade eine Seele gerettet worden war. Wenn ja, wäre Skip bestimmt sehr zufrieden mit dem schwarzen Freund, den er nie kennen gelernt hatte.
32
KOALITION-KOLLISION
Es war eine lange Fahrt vom Flughafen in den Vatikan, und jeder Meter davon wurde von den Kameras in der Wagenkolonne festgehalten, bis die Fahrzeuge schließlich die Piazza San Pietro, den Petersplatz, erreichten. Dort wartete eine Abordnung der Schweizergarde in den von Michelangelo entworfenen violetten und goldenen Uniformen. Einige der Gardisten zogen den Sarg mit dem Kirchenfürsten, der in der Ferne den Märtyrertod gestorben war, aus dem Wagen und trugen ihn dann durch das mächtige Bronzetor in das Innere der Kirche, wo am kommenden Tag der Papst persönlich die Totenmesse halten würde.
Doch jetzt ging es nicht um Religion, außer vielleicht für die Öffentlichkeit. Für den Präsidenten der Vereinigten Staaten war es eine
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